Die Veranstalter der Londoner Partyreihe Sofrito veröffentlichen mit „Tropical Discotheque“ ihre erste Compilation mit afrikanischen, karibischen und südamerikanischen Sounds. Die meisten der 15 Stücke sind schon ein paar Jahrzehnte alt, Neues – z. B. vom Kolumbianer Quantic – findet man aber auch. Eine mitreißende Zusammenstellung. „Angola Soundtrack“ beschränkt sich geografisch und zeitlich, ist aber nicht minder begeisternd. Die 18 Afro Beat-Stücke der Compilation sind aus den Jahren ‚65-‘76. Die achte Compilation des Frankfurter Labels kommt wieder mit dickem Booklet (Analog Africa).
Nach sechs Jahren kommt endlich das neue dritte Album von Isolée. „Well spent youth“ fängt den Hörer sofort mit den typisch verdrehten Sounds des Ausnahmeproduzenten Rajko Müller. Housemusic, die fantastische Räume öffnet. Klangliche Raumarchitektur könnte man auch das nennen, was Robag Wruhme mit seinen Rhythmuspattern anstellt. Auf der Mix-CD „wuppdeckmischmampflow“ editiert er immer aus mindestens zwei Tracks ganz eigene, galoppierende Verschwurbelungen (Kompakt). Eindrucksvoll präsentiert sich das Berliner Label Bpitch Control mit seiner „Werkschau“. Das vor 12 Jahren von Ellen Allien gegründete Technolabel serviert 17 unveröffentlichte Tracks zwischen Minimaltechno und Electropop. Darunter das euphorische „The Kiss“ der Labelchefin. Bereits seit elf Jahren stellt das Kölner Label Kompakt seine besinnliche Compilation „Pop Ambient“ unter den Weihnachtsbaum. Auf der Ausgabe 2010 ertönt wohl erstmals eine Stimme, und dann auch noch von Blixa Bargeld (als ANBB mit Carsten Nicolai), danach geht es aber mit Thomas Fehlmann, Jürgen Paape, Mikkel Metal, Labelchef Wolfgang Voigt u.a. gewohnt instrumental weiter: Wogende Flächen, Klangschichten und vereinzelte Glöckchen entfalten einen „Dunkelraum“ – so ein Tracktitel.
Wer wissen will, ob Paul Kalkbrenners ungewöhnliche Konzert-Tour eines Techno-Produzenten durch die großen Hallen funktionieren hat, wird auf der DVD „Paul Kalkbrenner 2010 – A live Documentary“ die Antwort „Ja“ finden: Euphorische Impressionen, aber auch viel Hintergrundmaterial zur Tour liefern die Doku und das Bonusmaterial (PK). Gleich zwei Soundtracks bekannter französischer Elektroniker erscheinen dieser Tage. Daft Punk haben das Sequel von „Tron“ vertont (Disney), Mr. Oizo & Gaspard Augé (Justice) haben „Rubber“ von Mr. Oizo alias Quentin Dupieux musikalisch unterlegt (Ed Banger). Beide schwelgen teils klassizistisch, teils elektronisch im Retrosound, mal 70er, mal 80er. Und für beide Platten gilt: Das funktioniert im Film sicher super, jenseits davon ist das aber nur bedingt goutierbar. Der Kölner Komponist Marcus Schmickler veröffentlicht mit „Palace of Marvels“ ein Konzeptalbum, das um das Thema akustische Illusion kreist. Ständig auf- oder absteigende Sounds, nervöse Rhythmen und Überlagerungen machen das Album zu einem minimalistischen, aber sehr effektiven Angriff auf das Zentralnervensystem – toll (Mego). Hans Nieswandts drittes DJ-Buch schlägt eine Brücke zwischen Erfahrungsbericht und Roman. In „DJ Dionysus – Geschichten aus der Diskowelt“ versucht sich der Kölner DJ an einer Story über den aufstrebenden Provinz-DJ Dennis. Doch seine Arbeit am Roman wird immer wieder von den ungewöhnlichsten Auftragsjobs, die einem DJ so unterkommen können, unterbrochen. Raffiniert und kurzweilig erzählt, kenntnisreich und humorvoll steckt zwischen den Zeilen auch immer eine Haltung (KiWi).
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