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Foto: D.Live GmbH & Co. KG / Jörg Eicker

Eine ganz eigene Kunstform

21. Oktober 2024

Bob Dylan in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle – Musik 10/24

„Können Sie sich eine Welt ohne Bob Dylan vorstellen?“ – Cat Power: „Nein.“ (Tip, 7.11.2023)

Zwei große amerikanische Songpoeten, beide 83 Jahre alt, treten diesen Herbst in Deutschland auf. Der eine: Tucker Zimmerman, kaum bekannt, obskur. Der zweite: Bob Dylan, weltberühmt. Es gibt ein Leben nach den „Greatest Hits“ – 2020 legte Dylan ein weiteres (sein letztes?) Meisterwerk vor: „Rough and Rowdy Ways“. Eine ruhige Platte, auf der viel passiert. Eine Band, die permanent Reibung erzeugt – und das meist leise, unaufdringlich eindringlich. Eine Stimme, die von allem zwischen Liebe und Tod erzählt und in der das gelebte Leben und die Gier auf den nächsten Moment gleichermaßen mitschwingen. „I‘m the enemy of the unlived, meaningless life“ (übers.: „Ich bin der Feind des ungelebten, bedeutungslosen Lebens“) singt bzw. raunt diese Stimme im Lied „False Prophet“ – Erzähler, Autor, Zuhörer werden für kurze Augenblicke auf diesem Album immer wieder eins.

Anders als bei den Live-Auftritten der vorherigen Jahre wird auf der Tour zu „Rough and Rowdy Ways“ die Setlist wieder von neuen Songs dominiert. Musiker Danny Dziuk, der die Performance 2022 in Berlin sah, bezeichnete sie als „magisch“, beschrieb auf seinem Sporadischen Blog „vollkommene Stecknadel-Stille im Saal bei wunderbar transparentem Sound“ und nannte Dylans Konzerte „eine ganz eigene und auf nichts als poetische Essenz zielende Kunstform.“

Genau so, wie Dziuk es für Berlin ausdrückte, erlebte ich es am 5. November 2022 in Bournemouth. Dylan spielte bis auf „Murder Most Foul“ alle Songs von „Rough And Rowdy Ways“. Dazu spielte er mit seiner Band acht weitere Songs aus seinem Repertoire, darunter „Every Grain of Sand“ von 1981. Dylan hing, so genial, weil so direkt, das einzige Mundharmonika-Solo des Abends an, wie 1962, so 2022. Feuchte Augen und Taschentücher rundum, als das Saallicht anging.

Die Fahrt und das Konzert hätten sich alleine schon für diese Momente gelohnt, in denen Bob Dylan dann einfach mit seiner Band an der Rampe stand. Alles, was vorher war, in 100 Minuten Konzert, in 60 Jahren einer legendären Karriere, bündelte sich in diesem Bild. Können Sie sich eine Welt ohne Bob Dylan vorstellen?

Bob Dylan: Rough and Rowdy Ways | So 27.10. 20 Uhr | Hinweis: Handyfreie Show! | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf | www.mitsubishi-electric-halle.de

Frank Schwarzberg

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