„Ich hab keine Sorgen mehr / Melodien zieh‘n vor mir her.“ International Music sind die Schwesterband zu den Düsseldorf Düsterboys. Gemeinsamkeiten: die poetisch verrätselten, assoziativen Texte, die die Poesie im Alltäglichen aufspüren und zelebrieren, und die beiden Gitarristen und Sänger Pedro Goncalves Crescenti und Peter Rubel. Unterschiede: Bei International Music komplettiert Joel Roters die Band, und das Instrumentarium mit Schlagzeug, E-Gitarre, Bass, Keyboard und Synthesizer den Sound. „Timeless melancholic music“ (übers.: zeitlose melancholische Musik) nennen sie das selbst, und so heißt auch ihr eigenes Label, das sie nach dem Erfolg der Vorgängeralben „Die besten Jahre“ (2018) und „Ententraum“ (2021) gründeten.
„Endless Rüttenscheid“ heißt das neueste Album vom September letzten Jahres. Es gehört zu den seltenen Alben, die vom ersten Takt des Anfangstracks an sofort zünden, gleichwohl mit jedem Hördurchgang wachsen. „Kraut“ heißt dieser erste Song: krautrockig im stoisch treibenden Beat, ansonsten satt-rockig mit bratzigem Gitarrensound, angenehmen Hooks, psychedelischen Verzierungen und einem diffusen Gefühl von Weite.
Dieses Gefühl ergibt sich daraus, dass sich weder Musik noch Texte eindeutig festlegen oder festlegen lassen. Schon der Albumtitel ruft widersprüchliche Assoziationen hervor. „Endless ...“ (übers. endlos) lässt ans Surfen denken, an blauen Himmel, Meer, weiten Blick – „... Rüttenscheid“ dagegen an enge Bürgersteige, ,Fahrrad‘straßen voller Autos, Hipster, Poser, Tand. In einem Interview mit laut.de erklärte Gitarrist de Crescenti, Rüttenscheid sei „ein absurder Ort.“ Einerseits hohe Mieten, SUV- und Marken-Angeberei, andererseits eine gute Infrastruktur, Kunst, „viele Kindergärten und Programmkinos. ,Endless Rüttenscheid‘ ist in erster Linie eine poetische Wortkombination und stellt danach die Frage, was nun Realität und Anspruch ist. Genau dafür steht dieser Stadtteil in all seinen Facetten ganz gut.“
Später im Album blitzt mitunter noch einmal ein bisschen Krautrock auf, die Jungle World erkannte noch Wave-Pop und Psychedelic Rock, alles da, dann wieder weg. „Offenheit, Diversität, Spielfreude und Zärtlichkeit“ sind wichtige Werte für die Band, das „Besingen utopischer Zustände“ ist ihre Politik. In „Karma Karma“ singen sie: „Und immer wieder fällt das Alte auseinander / Und immer blüht das Neue irgendwo auf.“
International Music | Fr 14.2. 20 Uhr | Junkyard, Dortmund | junkyard.ruhr
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Von Roskilde nach Dortmund
Blasmusiker LaBrassBanda in Dortmund – Musik 06/24
Auf Tuchfühlung
Indie-Rocker LEAP in Dortmund – Musik 04/24
16 Stunden Tech-House
Kittball Day & Night Festival in Dortmund – Festival 08/23
Alte Seele
Celeste im Dortmunder Junkyard – Musik 06/23
Mehr als schön genug!
Lina Maly in Dortmund – Musik 05/22
Wenn Hören zur Qual wird
„The Listeners“ in Essen – Prolog 01/25
Hommage an Nino Rota
Kazda & Indigo Strings im Loch – Musik 01/25
Das blaue Licht in Bochums Norden
Otto Groote Ensemble im Bochumer Kulturrat – Musik 12/24
Schummerlicht und Glitzerhimmel
Suzan Köcher's Suprafon in der Bochumer Goldkante – Musik 12/24
Pessimistische Gewürzmädchen
Maustetytöt im Düsseldorfer Zakk – Musik 11/24
Komm, süßer Tod
„Fauré Requiem“ in der Historischen Stadthalle Wuppertal – Musik 11/24
Konfettiregen statt Trauerflor
Sum41 feiern Jubiläum und Abschied in Dortmund – Musik 11/24
Erste Regel: Kein Arschloch sein
Frank Turner & The Sleeping Souls in Oberhausen – Musik 10/24
Eine ganz eigene Kunstform
Bob Dylan in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle – Musik 10/24
Psychedelische Universen
Mother‘s Cake im Matrix Bochum – Musik 10/24
Sich dem Text ausliefern
Bonnie ,Prince‘ Billy in der Essener Lichtburg – Musik 10/24
Improvisationsvergnügen
Das Wolfgang Schmidtke Orchestra in der Immanuelskirche – Musik 09/24
Essen-Werden auf links drehen
Cordovas im JuBB – Musik 09/24
Rock ‘n‘ Roll ohne Schnickschnack
Gene Simmons und Andy Brings in der Turbinenhalle Oberhausen – Musik 08/24
Vielfalt, Frieden und Respekt
3. Ausgabe von Shalom-Musik.Koeln – Musik 07/24
Die Ruhe im Chaos
Emma Ruth Rundle in Bochum und Köln – Musik 07/24
Musikalische Feier
Markus Stockhausen Group im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden – Musik 07/24
Verzauberung des Alltags
The Düsseldorf Düsterboys in Essen – Musik 07/24
Brachialromantik im Tempel
Qntal in Oberhausen – Musik 07/24