Die Rente ist sicher! Gelegentlich trifft der Uralt-Satz auch auf Theaterintendanten zu. Vor allem dann, wenn sie quasi Verträge auf Lebenszeit hatten wie Claus Peymann, Frank Castorf oder auch Klaus Wagner am Theater Heilbronn. Stefan Bachmann, der Chef des Schauspiel Köln, war kurz davor, in diesen erhabenen Kreis einzutreten. Denn sein Vertrag mit der Stadt Köln sicherte ihm in einer Sonderklausel drei Spielzeiten im neu sanierten Haus am Offenbachplatz zu. Da die Stadt aber (weniger die beteiligten Unternehmen, wie gerne kolportiert wird) die Sanierung der Bühnen vor die Wand gefahren hat, verlängerte sich sein Vertrag quasi ins Unendliche. 2015 sollte die Sanierung eigentlich beendet sein. Das ist seit zwei Jahren Makulatur. Nach neuesten Berechnungen kann das Schauspiel frühestens zur Jahreswende 2022/23 wieder an den Offenbachplatz zurückziehen. Danach könnte Bachmann noch bis 2026 amtieren, dann wäre er 60 Jahre alt. Für die Frührente würde es also reichen. Doch wer weiß, ob bei der Sanierung nicht noch weitere Verzögerungen eintreten. Bachmann hat dieser Hängepartie jetzt ein Ende bereitet und seinen Vertrag aus eigenem Antrieb befristet – und zwar bis zum Ende der Spielzeit 2020/21. Dann ist endgültig Schluss.
Durch die Verzögerung seine eine Art „Ewigkeitsvertrag“ entstanden und das sei für die künstlerische Arbeit keine gute Voraussetzung, erläutert Bachmann im Gespräch. Der Kölner Schauspielintendant sieht einen Unterschied zu Castorf und den Berliner Bühnen mit ihren zugespitzten Profilen. Die „Sexyness“ normaler Stadttheater läge gerade im Wechsel der Gesichter und der ästhetischen Handschriften. In der Regel treten Intendanten mit einem Fünfjahresvertrag in einer Stadt an. In Basel hatte Bachmann bereits nach diesem Zeitraum die Reißleine gezogen. In Köln hätte er sich durchaus 10 Jahre vorstellen können. Doch dann wäre sein Weggang mitten in den jetzt projektierten Umzug gefallen. Das wollte er seinem/r NachfolgerIn nicht zumuten und verkürzte auf acht Jahre. „Ich finde es eine solide Ausgangsbasis für einen Nachfolger oder einen Nachfolgerin“, so Bachmann, „den Betrieb ein bis zwei Jahre kennenzulernen und dann umzuziehen.“
Die Kölner Zeit dürfte Stefan Bachmann als eine ungewöhnliche im Gedächtnis bleiben. Nicht nur weil die Stadt für jeden Wahnsinn gut ist. Er hat zudem das Kölner Schauspiel nicht nur als Intendant und Regisseur geprägt. Er hat zugleich als Bauherr die Sanierung mitgesteuert und eine bisher nicht existente Interimsspielstätte eingerichtet. „Ich bin sehr stolz darauf, dass es gelungen ist, das Depot in Köln-Mülheim zu etablieren – auch gegen alle Warnungen“, sagt Bachmann, der für die noch verbleibende Zeit bis 2021 neue Impulse setzen möchte. Die Befristung gäbe ihm Kraft, einerseits noch einmal völlig neue, „sehr starke Regiehandschriften“ vorzustellen. Zugleich möchte er das Kölner Haus internationaler aufstellen. Nicht nur im europäischen, sondern möglicherweise auch einem globalen Kontext.
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