Wenn die Burschenschaft Hysteria in der NRW Landeshauptstadt einfällt, dann wird nicht nur Unmengen Billigbier konsumiert, dann wird auch rechtes Gesinnungsgut geschreddert. Den Sommerauftakt beim Asphalt Festival in Düsseldorf bestreiten Stefanie Sargnagel und das Rabenhof Theater. Einige werden jetzt desorientiert auf ihren Gehirn-Festplatten herumschliddern – lassen sie es. „Ja, eh! Beisl, Bier und Bachmannpreis“ ist eigentlich nur ein derber österreichischer Theaterabend zwischen Melancholie und Witz, Poesie und derbe Direktheit, Lethargie und Rock’n’Roll. Und wo sie uns jetzt die PKW-Maut vermiest haben, werden wir mit Voodoo Jürgens wenigstens wissen warum, wenn wir die wienerischen Krawalltexte überhaupt verstehen.
Asphalt 2019 ist nicht nur Krawall, sondern Kunstinstallationen, Tanz, Theater, Musik, Performances – der öffentliche Raum wird wieder mit Kunst überschwemmt. Aus nah und so richtig fern (Australien) kommen die Protagonisten des Spektakels. So international sei das Festival noch nie gewesen, behaupten die Macher, so abgedreht wird es vielleicht auch nie wieder. Auch die belgische Performancekünstlerin Miet Warlop zeigt Außergewöhnliches. In „Ghost Writer and the Broken Hand Break“ kreiert sie eine moderne, westliche Version des berühmten Trancetanzes sufistischer Derwische aus Konya und ihr Wahrnehmungsexperiment wandelt dafür auf einem schmalen Grat zwischen Kontrolle und Kontrollverlust. An elf Tagen zeigt das Asphalt-Festival in Düsseldorf unter dem Motto „Human Being Human“ ein Programm aus zeitgenössischen, nationalen und internationalen Gastspielen aller Genres. Alle befassen sich mit aktuellen Fragen an den Menschen und die größer werdende Diskrepanz zwischen Humanität und Inhumanität – hier steht das Chorstück „Hymne an die Liebe“ der international preisgekrönten, polnischen Regisseurin Marta Górnicka in der ersten Reihe. Sie zeigt, wie Menschen die Kontrolle über sich verlieren und zu tickenden Zeitbomben werden können. Musikalisch transportiert das Motto das neue Werk des Düsseldorfer Komponisten Bojan Vuletić. „Antlitze von Macht und Ohnmacht“ wirft einen alternativen, künstlerischen Blick auf die Menschenwürde, gespielt von Markus Stockhausen und Bojan Z.
Asphalt Festival 2019 – Sommerfestival der Künste | 11. - 21.7. | Düsseldorf | www.asphalt-festival.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Bessere Bezahlung für freie Kunst
NRW führt Honoraruntergrenzen ein – Theater in NRW 08/24
Angst
Beobachtung eines Kritikers im Kindertheater – Bühne 02/23
Bessere Konditionen
EU stärkt Solo-Selbstständige im Theater – Theater in NRW 11/22
Dunkle Fassaden
Das Theater und die Energiekrise – Theater in NRW 09/22
Freunde und Netzwerke
In Dortmund wurde ein neuer Festivalverbund gegründet – Theater in NRW 03/22
Die Schaubühne als weibliche Anstalt
Theaterfrauen in und aus NRW ausgezeichnet – Theater in NRW 12/19
Mülheim war schon immer schneller
Roberto Ciulli bekommt den Theaterpreis Faust – Theater in NRW 11/19
„Was ist überhaupt gut, was ist böse?“
Dedi Baron und Thomas Braus über „IchundIch“ in Wuppertal – Premiere 07/19
Alles echt ohne Kohle
Klimafreundliche Donnerstage in Mülheim – Prolog 07/19
Zwischenzeit als Zwischenspiel
Ruhrtriennale vom Konflikt um Stefanie Carp erschüttert – Theater in NRW 09/18
Falsche Träume vom Sparen
Theatergutachten in Bonn empfiehlt Investitionen statt Kürzungen – Theater in NRW 05/18
Die eine kommt, die andere geht
In Neuss und Bochum wechseln die Intendantinnen – Theater in NRW 04/18
Stimme gegen das Patriarchat
„Tabak“ am Essener Grillo-Theater – Prolog 11/24
Krieg und Identität
„Kim“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 11/24
Liebe ist immer für alle da
„Same Love“ am Theater Gütersloh – Prolog 11/24
„Ich glaube, Menschen sind alle Schwindelnde“
Regisseurin Shari Asha Crosson über „Schwindel“ am Theater Dortmund – Premiere 11/24
Mentale Grenzen überwinden
„Questions“ am Münsteraner Theater im Pumpenhaus – Prolog 10/24
Bollwerk für die Fantasie
Weihnachtstheater zwischen Rhein und Wupper – Prolog 10/24
Der Held im Schwarm
„Swimmy“ am Theater Oberhausen – Prolog 10/24
Torero und Testosteron
„Carmen“ am Aalto-Theater in Essen – Tanz an der Ruhr 10/24
„Was dieser Mozart gemacht hat, will ich auch machen“
Komponist Manfred Trojahn wird 75 Jahre alt – Interview 10/24
„Hamlet ist eigentlich ein Hoffnungsschimmer“
Regisseurin Selen Kara über „Hamlet/Ophelia“ am Essener Grillo Theater – Premiere 10/24
Das gab es noch nie
Urbanatix im Dezember wieder in Essen – Bühne 10/24
Die Zwänge der Familie
„Antigone“ in Duisburg – Prolog 09/24
Das schöne Wesen aller Dinge
Festival Spielarten 2024 in NRW – Prolog 09/24