Figurentheater – nein, das ist nicht nur etwas für Grundschulkinder, wie der Laie vielleicht denken könnte, sondern auch für den Kinderschuhen bereits entwachsenen, kulturbegeisterten Erwachsenen. Zum 15. Mal schon finden die Internationalen FigurenTheaterTage in der Galerie am malerisch schönen Schloss Brühl statt. An 12 Tagen bekommt der Zuschauer beim größten Genrefest der Region insgesamt 15 Stücke von 13 Theatern geboten. Das Figurentheater, auch das etwas „andere“ Theater genannt, ist die facettenreiche Kunstform des Figuren- und Objekttheaters, die mit Gegenständen, Schatten und Projektionen experimentiert. Das Dorado für Figurentheater-Fans bietet eine Programmauswahl, die für jeden Geschmack etwas bereithalten sollte: Literatur und Opernthemen bis hin zu Kabarett.
Erwarten kann das Publikum ein Potpourri aus den verschiedensten Genres. Den Klassiker „Im weißen Rössl“ nimmt sich das KOBALT Figurentheater Lübeck an. Mit zehn live singenden Marionetten, die über die Bühne huschen, wird mit einem Augenzwinkern der klischeehafte Stoff verarbeitet und in einem Atemzug ironisiert. Auch Kasper, die wohl bekannteste Marionette, bekommt ein Stück gewidmet – „17, blond und scharf wie Rettich“ verspricht ein amüsantes „Engelchen und Teufelchen-Spiel“, in dem der Beelzebub Kasper opportunistische Gedanken souffliert. Romantiker können sich auf den, vom Drei-T-Theater inszenierten Klassiker „Casanova“ freuen. Hier kommt ein rasantes Spiel im Spiel mit burlesken Elementen zur Aufführung. Das vom Nürnberger Theater Salz+Pfeffer inszenierte Stück von Molières eingebildetem Kranken, bietet lustige Einblicke in die Welt eines Hypochonders.
Märchen, die Erzählungen von wundersamen Begegnungen, gibt es bei den FigurenTheaterTagen für Alt und Jung. Die gestiefelte Katze wird vom Theater auf der Zitadelle erwachsenengerecht aufbereitet. Hier erwartet das Publikum eine amüsante Parodie auf den alten Märchenstoff. „Ich bin nicht Aschenputtel!“ heißt eine weitere Grimmsche Adaption. Mit spartanischen Mitteln, lediglich ein paar Bühnenwänden aus Pappmaché, will das Weite Theater der Geschichte vom armen Aschenputtel Leben einhauchen.
Die Kleinen kommen auch nicht zu kurz: Das Theater Zitadelle widmet sich dem Puppentheaterstück „Die gestiefelte Katze“ und entführt die Kinder in die wundersame Märchenwelt. Das Theater Lakritz präsentiert „Maximiliane und die Monster“, eine Erzählung von Gruselgeschichten und Abenteuern. Mit „Klug wie ein Esel“ gibt es noch ein ganz besonderes Stück für Kinder. Das TAMTAM Objektentheater erzählt die berührende Geschichte vom pfiffigen Esel, der sich aus einem Waisenhaus befreit und in die große, weite Welt hinauszieht. Dabei kommt die Inszenierung ganz ohne Sprache aus, wobei die Musikbegleitung dafür umso mehr in den Vordergrund rücken dürfte. Im Kinderstück „Kasper backt Pfannkuchen“ kochen die Starprotagonisten Kasper, Gretel und ihr Hund in einer Art „Puppentheater-Kochshow“ um die Wette.
Mit „Varieté Olymp“ kommt ein spannender Krimi zur Aufführung. Das Hohenloher Figurentheater präsentiert damit ein Stück, das Romanze, Drama und Kriminalgeschichte in Einem ist. Mit Akrobatik, Feuershow und Clownerie gespickt, könnte das Puppenspiel wahrlich eine wilde Angelegenheit werden.
Tierisch geht es bei zwei weiteren Stücken zu: Der Titel des vom Theater 1 präsentierten Stücks „Der Bär geht zum Försterball“ ist Programm. Die Geschichte vom verkleideten, Fontane lesenden Bären verspricht eine urkomische Aufführung zu werden. Eine ebenso spannende Geschichte mit Protagonisten aus der Tierwelt wird vom Figurentheater Heinrich Heimlich erzählt: „Der Löwe und die Maus“.
Das PuppenTheater Felicio aus Berlin lässt die Puppen in der Unterwelt der griechischen Mythologie tanzen. Im musikalischen Lustspiel „Orpheus in der Unterwelt“, untermalt mit der Originalmusik von Jaques Offenbach, erzählen die Puppen die Geschichte vom unglücklichen Ehepaar Orpheus und Eurydike.
In der Kategorie Oper wird mit „Plattschuss“ eine Neuinszenierung der wohl bekanntesten deutschen Oper „Der Freischütz“ vom Puppentheater Gugelhupf dargeboten. Man darf gespannt sein auf die Modernisierung des altbekannten Opernstoffes: Klassische Opernlieder und von manch einem als altbacken verschriene Volkslieder sollen mit Blues-Elementen aufgepeppt und damit in die Gegenwart transportiert werden.
Wessen Kulturdurst nach diesem Programm immer noch nicht gestillt ist, der kann sich die begleitende Ausstellung „Figuren – was sonst?“ zu Gemüte führen, die Figurenobjekte vom Erwachsenen-Kunstkurs der Kunst- und Musikhochschule der Stadt Brühl aus den unterschiedlichsten Materialien bereithält. Die geschaffenen Objekte schälen allesamt verschiedene Aspekte der menschlichen Figur heraus.
„15. Internationale FigurenTheaterTage“ | 23.10.- 9.11. | 02232 795 69
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