Vor einiger Zeit las ich von einer Initiative gegen das Verschwenden von Steuergeldern. Es ging in dieser Meldung um einen teuren Zaun, der um eine Schule herum gebaut wurde und – keinerlei Funktion hatte. Ob da letztlich Politikerköpfe rollen wegen solcher Bagatellen? Kaum zu glauben. Wenn wegen jeder politischen Schwachsinnsentscheidung ein Politikerkopf rollen würde, dann hätten wir kaum noch welche, oder man würde zumindest ihre Kopflosigkeit deutlicher sehen. Mich selbst hat es nie wirklich in die Politik gezogen. Nicht, dass ich mir keine Schwachsinnsentscheidungen zutraue, verstehen Sie mich nicht falsch. Im Gegenteil, ich bin Fachfrau für Schwachsinnsentscheidungen! Vor einigen Jahren habe ich zum Beispiel einer meiner Töchter ein Pony gekauft. Normal, werden Sie sagen. Töchter lieben Ponys, und Eltern, die ihre Kinder lieben, kennen diese Bittebittemamaniewiederwaszuweihnachtenundgeburtstagundimmerdrumkümmernundgaaanzdollinderschulemitmachen-Anträge, die sich gerne mit schlechtem Gewissen wegen zu wenig Zeit (etc.) verheiraten – und aus dieser Ehe entstehen dann diese hässlichen, schwer erziehbaren Schwachsinnsentscheidungskinder. Bis dahin alles normal, ich gebe Ihnen recht. Aber das Pony, das dann aufgrund unsterblicher Liebe seitens meiner Tochter unser Familienmitglied wurde, war ein asthmatischer, bissiger, überfütterter Isi-Mix mit Sehnenproblemen und Sommerräude. Eltern, die ihre Kinder lieben, sollten in der Lage sein, diese heftigen Sehnsuchtsanträge ihres Nachwuchses abzuwägen nach den Faktoren: bezahlbar, sinnvoll – und vor allen Dingen nicht gesundheits- und lebensgefährdend für das Kind!
So, und damit sind wir nun bei meinem persönlichen Schulzaun! Ich habe dieses Pony gekauft, hatte immense Tierarztrechnungen, keine ruhige Minute, weil ich das Kind nicht mit dem psychisch verkorksten Tier alleine lassen konnte, Hufschmied-Rechnungen stiegen ins Unermessliche, weil das dicke, hässliche, gestörte, unsympathische Tier einen Sonderhufbeschlag aufgrund der Sehnenproblematik brauchte. Schließlich wurde das Asthma dieses Ponys so schlimm, dass ich einen Pferdesanatoriumsplatz an der Nordsee suchen musste, wo dieses hässliche, dicke … Nein, ich wiederhole mich, schon klar! Jedenfalls lebte diese Gras und Kosten fressende Dampfwalze an der Nordsee wie Gott in Frankreich und ich brauche kaum zu erwähnen, dass teure Besuche in allen Ferien folgten, in denen ich Arnika-Salbe auf kindliche Bisswunden schmierte und trotzdem mit schiefem Lächeln Fotos machte, auf denen blasse, dünne Stadtkinder auf dieser vierbeinigen Kalorienbombe saßen und strahlten wie Fukushima im … Äh, nein, ’tschuldigung, ganz doofer Vergleich. Warum ich trotz dieser Fähigkeit zu gravierenden Fehlentscheidungen nicht in die Politik gehe? Das kann ich Ihnen sagen! Weil ich die ganzen Kosten für den von mir angerichteten Scheiß bis auf den letzten Cent selber bezahlt habe! Bis das dicke, hässliche … na ja, also bis das Pony die Güte hatte, in Frieden eines natürlichen Todes zu sterben. Das Leben ist eben doch ein Ponyhof – manchmal.
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