Oberhausen, 31. Januar – Die Oberhausener Frauenfilmtage visuelle stellten in der Lichtburg vier Tage lang die Filmarbeit von Frauen in den Mittelpunkt. In Anwesenheit der Drehbuchautorin Annette Friedmann wurde „Die Frau, die sich traut“ präsentiert. Steffi Kühnert spielt darin eine ehemalige Leistungsschwimmerin aus der DDR. Als diese mit einer Krebsdiagnose konfrontiert wird, beschließt sie sich einen Lebenstraum zu erfüllen: Sie will schwimmend den Ärmelkanal durchqueren. Annette Friedmann führte den Abend mit den Worten ein „Die Frau, die sich traut“ sei ein Film über die Liebe zum Leben. Das Filmgespräch bewies einmal mehr, wie lohnend die Diskussion mit DrehbuchautorInnen sein kann, weil sie einen speziellen Blick auf die Entstehung eines Films ermöglichen. Mit großer Genauigkeit erläuterte Friedmann die psychologischen Details, die ihre Figuren lebendig und glaubwürdig werden lassen, und welche Unwägbarkeiten in der Arbeit mit dem Regisseur ausgelotet werden müssen, um die Geschichte plausibel werden zu lassen.
Regisseur Marc Rensing kam mit dem Stoff schon zu einem frühen Zeitpunkt auf Annette Friedmann zu mit dem ausdrücklichen Wunsch, dass eine Frau das Drehbuch schreiben sollte. Er hatte erlebt, wie seine eigene Mutter ihr Leben nach dem Auszug der Kinder radikal verändert hatte. In der Geschichte sollte es darum gehen, dass eine solche Frau noch einmal eine große Herausforderung in ihrem Leben meistert. Schmerzhafte Erfahrungen mit Krebserkrankungen in ihrer eigenen Familie konnte Friedmann nun einbringen. Sie wusste etwa, dass man zwar versuchen kann, die Krankheit vor anderen zu verschweigen, sie aber niemals vergessen kann. Oft liegt der Schwerpunkt der Therapie dann darin, gegen den Krebs zu kämpfen. Für sie war es eine große Inspiration zu sehen, wie ihr kranker Vater schließlich formulierte, wofür er leben will. Wünsche und Träume, die sich dann den Weg bahnen, sind lang gehegt. Man macht nichts komplett Neues nach einer solchen Diagnose, stellt Friedmann fest. Die Gedanken der Drehbuchautorin wirken wie die Äußerungen einer Psychologin, die die Beweggründe eines Menschen zu durchdringen sucht. Wo der Hauptkonflikt der Figuren liegt, ist etwa eine wichtige Fragestellung, bei der in diesem Fall Drehbuchautorin und Regisseur unterschiedlicher Meinung waren. Man sagt, ein Drehbuch zu schreiben dauert etwa so lange, wie ein Kind auszutragen. Bei ihr sei das leider viel länger, lacht Friedmann. Es war ein schönes Kino-Erlebnis bei visuelle in angenehmer Atmosphäre über die Entstehung einer Filmfigur zu sprechen. Wer Lust hat mehr Filme von Frauen zu sehen, dem sei das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund | Köln (8.-13.4. ) empfohlen.
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