Die bewegten Bilder haben ihr 100-jähriges Jubiläum längst hinter sich gelassen, die Geschichte der Lichtspielhäuser ist ein klein wenig jünger. Die Sesshaftwerdung des Films beendete zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts seine nomadische Existenzform als Jahrmarktsattraktion und Wanderkino. Exemplarisch in diese Epoche der Filmgeschichte fällt die Gründung der Dortmunder Schauburg. 1912 in der Brückstraße eröffnet und nach seiner vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut, besteht die „Grande Dame“ als ältestes Lichtspielhaus bis heute fort. Angesichts des oft konstatierten Kinosterbens war dies vom 08. bis 14.Oktober durchaus ein Grund zu feiern. In Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Dortmund zeigte die Schauburg eine Woche lang ein abwechslungsreiches Programm. Auftakt bildete ein „Tag der offenen Tür“.
Veranstaltungsleiter Alexander Terzakis bei der offiziellen Begrüßung. Foto: Maxi Braun
Wer genügend Sitzfleisch und Zeit mitbrachte, konnte den gesamten Tag in den bequemen Kinosesseln verbringen. Gezeigt wurden Klassiker aus der ebenso langen Geschichte der Babelsberger Filmstudios. Zusätzlich zum audiovisuellen Vergnügen lockten Sektempfang und selbst geschmierte Häppchen. Ein schönes Geschenk an treue Cineasten, das diese auch begeistert aufnahmen. Neben den restaurierten Fassungen von „Der Golem“ und „Der blaue Engel“ war die Aufführung von „Nosferatu“ zweifellos das Highlight am ersten Tag der Jubiläumswoche. Die Begleitung des Stummfilmklassikers von 1922 durch den Berliner Klarinettisten Roger Döring und die sphärischen Elektromelodien des Dortmunder Musikers Marsen Jules hüllten F.W. Murnaus Meisterwerk in ein modernes Gewand. So wurde eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der hart umkämpften, aber für wahre Filmfreunde eben nicht wegzudenkenden Zukunft der Institution Kino geschlagen. Vereinzeltes Gelächter im Publikum zeugte davon, dass Max Schreck alias Graf Orlok nicht mehr solchen Horror wie zu seiner Entstehungszeit verbreiten konnte. Atmosphäre und Zuschauerzahl sprechen aber dafür, dass anspruchsvolle Filmkunst sowohl gepflegt als auch in Anspruch genommen wird.
Veranstaltungsleiter Alexander Terzakis zog nicht nur für diesen ersten Tag, an dem ca. 300 Besucher die Schauburg bevölkerten, eine positive Bilanz. „Ich denke, dass wir aufgezeigt haben, wie wichtig die unabhängigen, kleinen Kinos im kulturellen Bereich einer Stadt sind. Kultur entsteht in kleinen Räumen und wächst dann immer weiter.“ Nicht nur das lange Bestehen wurde gefeiert. Auch für die unermüdliche Arbeit zur Aufrechterhaltung des Kinobetriebes wollte man sensibilisieren. „Wir wollten auch auf die Probleme der kleinen Kinos aufmerksam machen, was viele Besucher gar nicht so wahrgenommen haben. Es ist nicht immer einfach, als Privatunternehmen mit der neuesten Technologie und den Entwicklungen Schritt halten zu können“, so Terzakis.
Rund um die Geschichte des Kinos wurde ebenfalls ein vielseitiges Programm geboten. Ein Vortrag zur Entwicklung der Kinolandschaft des Ruhrgebiets und Führungen durch die Projektionsräume rundeten die Festivalwoche ab. Insgesamt stand diese im Zeichen der Filmkunst. Die Resonanz des Publikums kann sich durchaus sehen lassen. Aus Sicht der Schauburg war das Jubiläum somit ein voller Erfolg und zeichnet sie als einen nicht wegzudenkenden Teil der Dortmunder Kinolandschaft aus.
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