Es gibt 266 Beiträge von Matt513
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17.04.2019
Meiner Kenntnis nach legt Coogler hier den ersten „All-black“ Superheldenfilm des Marvel-Universums vor, dessen Handlung dann konsequenterweise in einem fiktiven Königreich Afrikas spielt. Der Film dreht in jeder Hinsicht das große Rad. Nahezu alles, was Hollywood an afroamerikanischen Darstellern –arriviert oder im Kommen- aktuell aufbieten könnte, ist in einem schier unüberschaubaren Ensemble zu sehen und auch die Computertricks stehen Vergleichbarem in nichts nach. Ein Film wie dieser dürfte der Emanzipation afroamerikanischer Filmschaffender der vergangenen Jahre geschuldet sein. Das Umdenken, zu dem diese die alten, weißen Männer Hollywoods bewegt hat, ist an reichlich Preisen und Nominierungen ablesbar.
Schön wäre dann gewesen, wenn Coogler hier dem filmischen Diktat hätte entsagen können, für das die Branche notorisch ist. Bzw. im Einklang mit dem unkonventionellen Sujet einen wirklich originären Blockbuster abseits des ausgetretenen Pfades schaffen, welchen frühere Vergleichswerke hinterlassen haben. Das ging mit Disney wohl der enormen Produktionskosten wegen nicht. Also werden in punkto Stilmittel auch hier wieder ‚die üblichen Verdächtigen‘ bemüht. Trotzdem in Afrika angesiedelt, laufen alle in hipper, bunter Garderobe herum, zaubert z.B. die Schwester der Hauptperson in einem High-end-Technologie-Labor, das so auch in jedem anderen Marvel-Film hätte zu sehen sein können. Im Intro erfuhr man, das Königreich sei auf einem gigantischen Vorkommen eines seltenen Elements (mit dem etwas schlüpfrigen Namen Vibranium) gegründet, welches für die enorme technische Evolution gesorgt hätte. OK, aber wenn man sich nun schon solche Freiheit für den Rahmen der Handlung nimmt, warum muß dann hinten wieder die übliche, chromblitzende Technologieverliebtheit `rauskommen, die mittlerweile jedem Werk dieses Universums anhaftet wie ein ungeliebter zweiter Vorname? Warum kann man mit Hilfe von Vibranium nicht z.B. die Kraft wilder Tiere annehmen, mit diesen sprechen oder überhaupt natürlich anmutende Wunderdinge vollbringen? Oder warum nicht Voodoo auf Superheldenniveau, wenn es dann schon mal einer aus Afrika ist? Also irgendwas, wofür die hier portraitierte Stammesgesellschaft Afrikas bekannt ist? Mir fehlte hier einfach die Glaubwürdigkeit des gezeigten Ortes.
Gewissermaßen mit umgekehrten Vorzeichen begeht Coogler einen weiteren Fauxpas. Im Original läßt er seine Figuren in Afrika ein scheußliches Englisch mit afrikanischem Akzent sprechen. Also, wenn man eine isolierte Hochkultur abseits der westlichen Zivilisation glaubhaft darstellen wollte, dann bitte konsequent sein und eine fremde, native Sprache SOWIE UNTERTITEL verwenden. Oder es bleiben bzw. die Darsteller halt sauberes Englisch sprechen lassen. Aber so wie hier erlebt, wird die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf etwas gelenkt, was Film und Handlung nicht voranbringt; `bekommt man nämlich auf dem Umweg der dürftigen Aussprache das Klischee des ungebildeten Afrikaners übergestülpt. Und das kann bei seinen eigenen, ethnischen Wurzeln kaum Cooglers Anliegen gewesen sein.
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07.03.2019
Hatte ich erst nach Empfehlung einer Bekannten auf dem Schirm, gleichwohl ich schon wußte, daß beide Hauptrollen für Oscars nominiert waren, was ja schon mal als Qualitätshinweis gelten kann. Neben McCarthy als Lee Israel, die hier nach Haha-Rollen wie in Bridesmaids schauspielerisches Neuland mit Bravour betritt, gefällt besonders Richard E. Grant als bunt schillernder Vogel Jack. Sehr gute Leistungen und übrigens auch eine sehr gute Maske über den Verlauf des Films.
Bei aller Nähe zu Catch me if you can fand ich aber, daß Hellers Film auch so ein klein wenig eine stille Hommage an New York ist. Diese aus der Ferne riesenhaft erscheinende Stadt wird erst in der Nahperspektive, durch ihr Gewimmel unzähliger Small Businesses so unwiderstehlich. Es sind diese dutzenden Book Stores, Bars und Delis, die die Bühne für Hellers kleine Geschichte stellen, dazu immer mal wieder Ansichten der Hängebrücken über den East River, ähnlich wie in Allens Manhattan.
Eine moralische Aufarbeitung von Israels sicherlich diskutabler Tat leistet der Film übrigens nicht, auch wenn ihr Motiv -zumindest dort auf der Leinwand- verständlich ist. Für sie ging es nach dem Verlust ihres Jobs ums schiere finanzielle Überleben in dieser megateuren Metropole. Und vermutlich deshalb konnte ihre Geschichte auch nur dort funktionieren, wo es gutsituierte Sammler gibt, die für ein paar vergilbte Papierstücke irrwitzige Summen hinblättern.
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07.03.2019
wäre dieser streckenweise wie eine Michael-Moore-Dokumentation angelegte Film. Da aber zu befürchten ist, daß er sehr, sehr wahr ist (im Vorspann versichern die Macher, man habe sich „scheiße bemüht“, den Film so akkurat wie möglich hinzubekommen), verbietet es sich fast, von einer Satire zu sprechen. Denn überspitzt werden hier allenfalls die saftigen, von einem merkwürdigen Weltbild zeugenden Dialoge sein.
Also wer es noch nicht wußte: Macht ist und bleibt eins der schmutzigsten Geschäfte der Welt und wie die Mittel der Demokratie von den Mächtigen und Machtbesessenen pervertiert werden, ja die Wahrheit verbogen wird, das ist zum Ausspucken. Der Film hinterläßt den schalen Beigeschmack, daß -was im Übrigen so oder ähnlich schon immer zu ahnen war- man die Menschen in den westlichen Demokratien zwar glauben macht, die Staatsgeschicke befänden sich in den Händen demokratisch legitimierter Anführer, tatsächlich aber Dunkelmänner mit eigener Agenda die Strippen ziehen. Und daß dieser Umstand nicht zuletzt auch durch die Ignoranz und Naivität ebenjener Anführer zugelassen wird.
Neben dem irrwitzigen Drive, den der Film durch seinen collagenhaften Stil sowie das mehrmalige Durchbrechen der vierten Wand besitzt (nicht zu vergessen der Abspann mittendrin; 'habe Tränen gelacht), gefällt vor allem die sehr überzeugende Maske, für die wenigstens ein Oscar (bei 8 Nominierungen) abgeräumt wurde. Bale, der sich während des Drehs für die Rolle über 20 kg anfutterte, ist allenfalls noch in dem jungen Cheney wiederzuerkennen, bevor er mit dessen fortschreitendem Alter bis zur Unkenntlichkeit versinkt. Wahnsinn, was da mittlerweile möglich ist. Als seine Frau Lynne altert Adams an seiner Seite absolut überzeugend. Überhaupt verdient das Casting an sich höchstes Lob. Neben vielen anderen schon rein optisch sehr guten Besetzungen (für Ford, Kissinger und Powell) brilliert Carell als Donald Rumsfeld einmal mehr in einer Charakterrolle. Für mich bezeichnend, daß Hollywood diesem sehr wichtigen, unbequemen Film nicht mehr Anerkennung zugesprochen hat.
Nicht auszuschließen, daß strippenziehende Dunkelmänner was dagegen hatten.
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21.02.2019
Für die Zustände am englischen Hof des 18. Jahrhunderts hätte sich Lánthimos kein schöneres Bild ausdenken können: Die eigenen Soldaten bluten im Feld gegen Napoléon, während man sich daheim die Langeweile mit Entenrennen und frivolen Orgien vertreibt. Die schrille Scharade überquellender Perücken und bemalter Wangen wird durch häufigen Gebrauch der Froschaugenlinse sowie eines obskuren Klangmusters noch mehr ins Surreale gedreht, wo ich in punkto Klang zunächst einen Defekt an der Klimaanlage im Kinofoyer vermutete. Dieser Hof ist ein von der Realität abgedocktes Raumschiff. Diener werden wie lästiges Getier getriezt, dagegen genießen Kaninchen den Status von Ersatzkindern. Die Außenwelt kommt kaum vor; selbst Nachrichten von der Front dringen nur mehr dann und wann wie Wetterleuchten durch.
Auf dieser derart isolierten Bühne führt Lánthimos ein wunderbar vor Mißgunst und Eitelkeit triefendes Ränkespiel auf. Der Vergleich zu Barry Lyndon trägt nur kurz. Jener lebte davon, wie seine Figuren mit sich selbst beschäftigt waren, während man hier zu Hofe fortwährend bestrebt ist, sich gegenseitig auszustechen. Die Eiseskälte, die Stone und Weisz ihre Charaktere mit sparsamen Gesten bisweilen verströmen lassen, nimmt einen gefangen. Dazu spielt Colman mit vollem Körpereinsatz eine halt- und hilflose Königin, die diesen beiden Alphafrauen immer mehr ausgeliefert ist – oder nicht? Ein etwas ausgefeilterer Schlußpunkt hätte zu einem noch besseren Gesamteindruck beigetragen. Ein großartiger Film, mit Blick auf das knappe Budget verblüffend in seiner Opulenz, mit dem Lánthimos sein Renommee in Hollywood weiter ausbauen wird.
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20.02.2019
Hier steigen zwei absolute Könner ihres Fachs in den Ring. Deshalb macht dieser Film so viel Spaß, ohne dabei jemals ins Triviale zu gleiten. Mortensens rauhbeiniger Höhlenmensch Tony Lip ist über jeden Zweifel erhaben, ebenso wie Don Shirley, Alis leicht indignierter Intellektueller.
Farrelly, dem man nach Stilperlen wie Dumm und Dümmer oder Verrückt nach Mary einen solchen Film wohl nicht zugetraut hätte, zeichnet ein bemerkenswert vielschichtiges Bild vom Rassismus jener Jahre. Lip und sein familiäres Umfeld äußern sich verächtlich über die „Schokos“. Dabei müßten sie es besser wissen, stehen sie selbst als Nachfahren italienischer Einwanderer in der Gesellschaftsordnung Amerikas nicht eben weit oben (frage man sich mal, warum z.B. die New Yorker Feuerwehr sich historisch fast komplett aus Italienern rekrutierte – weil eben kein anderer den Job machen wollte). Immerhin ist er in seinem eigenen Milieu verwurzelt; etwas, das Shirley im Film, ein kultivierter, aber einsamer Mensch, vollkommen abgeht. Im Ausland zum klassischen Pianisten ausgebildet, sitzt er in God’s Own Country mit all seinen Rassenproblemen beständig zwischen den Stühlen. Seine Kunst wird zwar von der etablierten Gesellschaft gefeiert, als deren legitimer Angehöriger er sich versteht; er selbst ist für sie jedoch gleich wieder der Bimbo, kaum daß seine letzte Note verklungen ist. Überhaupt entspringt die Tournee durch den Süden auch dem Umstand, daß man selbst an der liberalen Ostküste als schwarzer Pianist doch bitte schön Jazz (und nicht Klassik) zu spielen hat; eine Typisierung, die eine perfide Diskriminierung in sich trägt. Wobei man bei der Formulierung, was die legitimen kulturellen Wurzeln eines Amerikaners mit afrikanischen Vorfahren denn überhaupt sind, selbst leicht aufs Glatteis geraten kann; ist z.B. der Blues denn etwa aus freien Stücken entstanden?
Ich kann ebenso nur das OmU empfehlen, ohne welches manche Facette im Charakterbild unaufgedeckt bliebe; etwa Shirleys elaborierter Wortschatz, Ausweis eines sehr belesenen Menschen. Und wenn Mortensen hierfür nicht endlich den längst fälligen Oscar bekommt, dann weiß ich es auch nicht mehr.
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17.02.2019
Zerfiel für mich in zwei Teile. Im ersten lehnt sich der kleine, tapfere Zain gegen die widrigen Verhältnisse auf, die sogar zur Zwangsverheiratung seiner minderjährigen Schwester führen. So kommt der Kleine, eine große Leistung von dem juvenilen Zain Alrafeea, erstmalig mit dem Gesetz in Konflikt. Da hätte der Film schon zu Ende sein können.
Die deprimierenden Verhältnisse darzustellen, über die ganze Generationen junger Menschen im Mittleren Osten und anderswo verloren gehen, das füllt dann die zweite Hälfte. Ich mußte bis zum Schluß daran denken, daß die Überbevölkerung der Dritten Welt längst eine der größten Herausforderungen der Menschheit geworden ist. Gegenden wie eben dort dargestellt platzen schier aus allen Nähten vor lauter jungen, verlorenen Seelen, seit jeher mit Gewalt sozialisiert wie gleich im Vorspann vermittelt. Folgerichtig führt Zains Weg erneut vor Gericht. Diesmal mit der ungeheuerlichen Anklage gegen die eigenen Eltern: Wie konntet Ihr mich in diese Aussichtslosigkeit geboren haben! Es ist zu wünschen, daß die Vereinten Nationen endlich den Weg finden, diesen Gordischen Knoten durchzuhauen. Das Problem einfach nur in andere Teile der Welt auszulagern, ohne es im Kern zu lösen, hat sich jedenfalls nicht als hilfreich erwiesen. Definitiv kein Popcorn-Kino.
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26.01.2019
Den Film sah ich damals im Kino und war lange Zeit traumatisiert. Neben vielen anderen herzzerreißenden Szenen blieb mir jene lange im Gedächtnis, wo die Kinder auf Lastwagen ins Vernichtungslager abtransportiert werden sollen und ihre Mütter voller Angst aufschreiend loslaufen, dies zu verhindern. Das traf mich ins Herz. So eindringlich ist das inszeniert, der Film erwischt einen da in der Komfortzone des Zuschauerraums und der Terror wird injiziert.
Spielberg mußte etliche Widerstände überwinden, weil man ihm nach zahlreichen Popcorn-Blockbustern in den 80ern absprach, für ein seriöses Werk über die Schoah geeignet zu sein. Und wie er es allen gezeigt hat!
Dieser Film wird für immer wichtig bleiben. Gerade in den heutigen Zeiten, wo jüdische Mitbürger in Europa durch die ungesteuerte Zuwanderung neuer Verfolgung wie nie zuvor ausgesetzt sind. Daß der universale Judenhaß durch gewisse politische Kreise mit der Kritik an der Besiedelungspolitik Israels gesattelt wird, ist dabei zusätzlich infam.
Was von der Entscheidung der Düsseldorfer Programmkinobetreiber zu halten ist, ein dreistündiges Werk dieses großen Formats ausgerechnet ins Souterrain zu zwängen, mit der mit Abstand kleinsten Leinwand sowie der mit Abstand unbequemsten Bestuhlung, da fällt mir nichts zu ein. Es wäre doch bestimmt möglich gewesen, einen Matinee-Slot im cinema oder im atelier freizuschaufeln. Chance auf einen Nachfolgetermin?
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31.12.2018
McQueens neuer Film spaltet mich. Rein handwerklich befindet er sich absolut im Soll; kein Einwand. Für einen Regisseur stellt es ja eine Herausforderung dar, für ein Sujet, was so oder ähnlich sicherlich schon mal behandelt wurde, wiederum eine möglichst originäre Bildersprache zu entwickeln, für die die Leute ins Kino gehen. Auch das ist gut gelungen.
Ich fand dann aber den Plan, den die Witwen fassen, ziemlich hanebüchen. Als Idee für den Film, also damit ihre Probleme zu lösen, sowie auch, wie er dann im Detail abläuft. Währenddessen und danach klafft dann doch manche logische Lücke.
Eine lohnendere Aufgabe wäre gewesen, das schwierige Verhältnis von Männern zu ihren Frauen, welches sich wie ein Meta-Thema durchzieht, ausgiebiger auszuloten. Frauen werden im Film von Männern respektlos behandelt, für die eigene Agenda instrumentiert, zum Zeitvertreib gekauft und schließlich, am wichtigsten, schier betrogen. Alles im Ansatz vorhanden, aber nicht voll entwickelt, weil außerdem noch eine Milieustudie in den ethnisch spannungsgeladenen Suburbs Chicagos sowie besagter Plan gezeigt wird. Vielleicht hätte McQueen darüber einen eigenen Film drehen sollen.
Gut gefallen hat mir, daß er keine ethnische Bigotterie wie andere Filmschaffende der Gegenwart betreibt. Bei ihm ist es keine Frage der Hautfarbe, ob einer ein guter Mensch oder ein Schwein ist, wobei ich schon schlucken mußte, um ausgerechnet Daniel Kaluuya diesmal als kaltschnäuzigen Mobster zu akzeptieren.
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31.12.2018
Er hat es wieder getan. Fast 10 Jahre nach Enter the Void knallt Noé einem den nächsten Nagel in den Kopf. Auch Climax wird das Publikum wieder spalten. Und schon wieder fühlt man sich wie ausgewrungen, nachdem man diesen cineastischen Schwitzkasten endlich hinter sich hat. Dennoch: Noé ist sich treu geblieben und macht keine Konzessionen. Sein brachialer Kommentar zu Kontrollverlust und damit einhergehend gesellschaftlicher Verrohung wird lange im Gedächtnis bleiben.
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20.12.2018
Altmeister Robert Wise steuert hier seinen Beitrag zum damals populären Genre des Katastrophenfilms bei. Regelmäßiger Garant für das Gelingen war der Einsatz eines All-Star-Ensembles aus bewährten Hollywood-Größen bei einer vorhersehbaren Mischung an Charakteren wie Alltagshelden, Geheimnisvollen und Schurken. Mit Anne Bancroft, George C. Scott und Gig Young bietet Wise immerhin dreimal Oscar-Gold auf, dazu etliche Nominierte. Im Film bleibt jeder in seiner Ecke des Sandkastens, spielt also sehr solide seine zugedachte Rolle ohne große Überraschungen aus, und Wises Regie ist sorgfältig und unspektakulär. Das Zeitkolorit jener Jahre übersetzt das US-Drehbuch in viele kritische Bemerkungen zum Dritten Reich; daß die Hindenburg für die Nazi-Propaganda vereinnahmt wurde, konnte sicherlich als schlechtes Omen per se gelten. Mehrere falsche Fährten liegen aus, wer der Antagonist zu Oberst Ritter (Scott) wird, dem im Film die Rolle der Stimme der Vernunft zukommt; der Einzige mit genügend klarem Blick, eine Katastrophe zu verhindern.
Für die damalige Zeit sind die Spezialeffekte beeindruckend. Die paar Matte-Gemälde eingangs sind bald vergessen, sobald mit dem Luftschiff der heimliche Star des Films aus den Wolken auftaucht. Vom Interieur sind genügend Bilder erhalten geblieben. Wise ließ sich nicht lumpen und bildete alles sehr akkurat nach. Somit auch den Tragkörper des Schiffes, bald wichtig für den Plot; ein Verhau von Aluminium-Fachwerk und Traggaszellen. Wirklich gut.
Eine Herausforderung stellte die Landung in Lakehurst dar. Ähnlich wie die Bilder des Zapruder-Films emblematisch für den Kennedy-Mord sind, so jene der US-Wochenschau für die Ereignisse am Landemast. Hier mußte Wise eine Balance zwischen Authenzität und technischer Machbarkeit finden und entschied sich, die realen Bilder mit den fiktionalen Geschehnissen an Bord zu mischen. `Hat den nützlichen Nebeneffekt, daß so die nur wenige Sekunden dauernde Realfilmsequenz auf mehrere Minuten gestreckt werden konnte. Eine andere Möglichkeit, die Geschehnisse fürs Kino zu orchestrieren, wäre damals kaum vielversprechender gewesen. Selbst in der auch ansonsten wenig überzeugenden Neuverfilmung fürs Fernsehen vor ein paar Jahren war dies eine kaum zu meisternde Hürde gewesen, trotz Verfügbarkeit computergenerierter Bilder.
Ist bestimmt kein Meilenstein des Kinos, trotzdem sehr ordentlich gemacht; `was für Liebhaber.
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