Es klingt zunächst absurd: Die Stadt Düsseldorf kauft die Rechte, ihr Schauspielhaus als Schauspielhaus nutzen zu dürfen. Es ist aber nicht absurd, sondern ein logischer Schluss mit gefährlichen Folgen. Vorangegangen ist diesem Kauf das Friendly Fire von Oberbürgermeister Thomas Geisel. Mal sollte das denkmalgeschützte Schauspielhaus komplett abgerissen werden, dann als Kongresszentrum genutzt oder zum Musicaltempel umgewidmet werden. Alles im Dienste des neuen Investorengroßprojekts „Kö-Bogen II“, das in unmittelbarer Nähe liegt und in seinem gefräßigen Wahn sich seine ganze Umgebung unterwerfen möchte. Der Oberbürgermeister zog alle Register, das Schauspielhaus zu schleifen und sich selbst als Kultur-Banause zu outen – bis das Land NRW und der Rat der Stadt, die den Betrieb jeweils zur Hälfte finanzieren, dem unsäglichen Treiben ein Ende setzten.
Nun hat die Stadt Düsseldorf mit den Erben des Schauspielhaus-Architekten Bernd Pfau einen Vertrag abgeschlossen. Danach kauft die Kommune Bernhard Pfau jr. die Nutzungsrechte an dem urheberrechtlich geschützten Bau ab. Urheberrechte, die erst nach 70 Jahren erlöschen, sind gesetzlich nicht veräußerbar, Nutzungsrechte dagegen schon. 750.000 Euro soll der Rechte-Kauf kosten, von denen merkwürdigerweise der Inverstor des Kö-Bogen-II-Projekts, laut eines Berichts der Rheinischen Post, ein Drittel übernimmt. Mit diesem Vertrag soll die Nutzung des Baus als Schauspielhaus gesichert sein. Auch substanzielle Eingriffe in die Architektur dürften damit abgewendet sein. Dies ist vor dem Hintergrund, dass die Nachkommen des Architekten sich in den letzten Jahren immer wieder gegen Umgestaltungen des denkmalsgeschützten Baus wehren mussten, eine gute Nachricht.
Weniger gut daran ist, dass der Vertrag offenbar Handlungsfreiheit auf einem anderen Gebiet einräumt. So haben Stadt und Investor nun alle Möglichkeiten, den Gustaf-Gründgens-Platz vor dem Theater zu verkleinern und umzugestalten. Die darunter liegende Tiefgarage wird sowieso abgerissen, doch es geht auch um die inzwischen niederlegte Begrenzungsmauer des Platzes. Obwohl unklar ist, inwieweit sie von Bernhard Pfau geplant wurde, steht sie unter Denkmalschutz – musste aber dem herrischen Neubau-Koloss von Architekt Christoph Ingenhoven inzwischen weichen. Und auch das Kassenhaus des Schauspielhauses soll umgestaltet und die Fassade geöffnet werden. Damit ist endgültig klar, dass das komplex auf einander bezogene Ensemble von Schauspielhaus und Thyssen-Hochhaus zerstört wird. Zu dieser Antithese aus organisch- geschwungener Horizontale des Theaters und emporgereckter Vertikale des Drei-Scheiben-Hauses gehörte unabdingbar auch die Weite des Gustaf-Gründgens-Platzes samt Einfassungsmauer dazu. Nur so gewann die Dialektik der beiden Bauten ihre städtebauliche Signifikanz. Schon die Planung des Kö-Bogen-II-Projekts hat diese Kontur zerstört. Mit dem Kauf der Nutzungsrechte haben Stadt und Investor endgültig freie Hand.
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