Bla bla bla bla, auch bekannt als der Jazzstandard „The Autumn Leaves“, inhaltlich reduziert auf das Nötigste, intoniert vom Traumduo des legendären Jazzpianisten Chick Corea und der Neuerfindung der Stimme im Jazz, dem New Yorker Bobby McFerrin. Manchmal öffnet eine solche Vereinfachung den Weg zum Herzen. Seit mehr als zwanzig Jahren kennen sich die beiden Ausnahme-Musiker, die nicht nur die Liebe zur Jazzmusik eint, sondern zur Musik schlechthin: Improvisationen, musikalische Konfrontationen außerhalb jedes Kategoriendenkens, Stimme als Instrument geführt und gesungene Klavierlinie, das interessiert und hält frisch – grenzenlos.
Talent und Vielseitigkeit lassen Künstlerkarrieren häufig im Zickzack tanzen. Selten können sich diese vom Schicksal privilegierten Kandidaten so spielerisch sicher auf dem hohen Grat des Erfolges bewegen wie diese beiden Vollblutmusiker. Dabei hat es ihnen nicht geschadet, durch ihre musikalischen Familien auch eine klassische Musikausbildung zu erleben: Vater McFerrin war der erste afroamerikanische Opernsänger an der berühmten Metropolitan Opera und die männliche Gesangsstimme in der berühmten Verfilmung von „Porgy and Bess“, seine Mutter hielt eine Professur für Gesang inne. Bobby studierte Klavier, aber er wusste bereits recht früh, dass dies nicht sein Instrument war. Als er mit Ende Zwanzig den Sänger in sich entdeckte, hatte der knapp zehn Jahre ältere Chick bereits Geschichte geschrieben.
Im Juni feiert der Pianist aus Massachusetts seinen 74. Geburtstag. Er gilt als eine Ikone des Jazzrock, ersetzte bei Miles Davis Herbie Hancock, mit dem er auch einige Duo-Projekte realisierte – wohl die zwanzig berühmtesten Jazzfinger der Welt.
Chick spielt gern mal Mozart, Bobby ersetzt mit seiner Stimme das Cello im Cellokonzert. Beide komponieren, zahllos sind die Standards aus der Feder Coreas, wahnsinnig erfolgreich war McFerrins „Don‘t Worry, Be Happy“, immerhin auch schon gut abgehangen seit 1988. Ihm gelang damit das Kunststück, erstaunliche Mittel auf dem Musikmarkt abzugreifen, ohne den guten Geschmack und die Stimmkunst zu verkaufen. Immerhin nutzt der Song gänzlich unverbrauchte wie originelle Gesangstechniken, die Bobby sonst mit den avantgardistischen Jazzsängern kommunizierte. Seine Solo-Auftritte erschlossen einst neue Klangwelten, heute bieten sie eine gesunde Mischung aus Unterhaltung und kollektiver Sängerstunde. Im Duett mit Corea verblüfft der eklatant lockere Umgang mit der Materie, die stilistische Beschlagenheit auf beiden Seiten, die tausend versteckten Anspielungen und Aufforderungen, eine Battle grandioser Ideen, immer auch am Rande eines möglichen Scheiterns – eine beinahe intime Risikobereitschaft, die ja wie das gegenseitige Vertrauen zu großer Kunst hinzuzählt.
25.6. 20 Uhr | Konzerthaus Dortmund | www.konzerthaus-dortmund.de
27.6. 20 Uhr | Kölner Philharmonie | www.koelner-philharmonie.de
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