Seit dem 12. Januar kann man im Dortmunder U-Turm nun auch ins Kino gehen. Damit schenkt das Zentrum an der Rheinischen Straße, das sich der Förderung der Kunst und Kreativität verschrieben hat, dem Medium Film verstärkte Aufmerksamkeit. Im Erdgeschoss des Gebäudes will der Verein „Kino im U“, der den Kinobetrieb für das schicke, rote RWE-Forum organisiert, zukünftig für viele kleine Leinwandabenteuer sorgen. Am Auftaktabend ist das der Kinoleiterin Barbara Fischer-Rittmeyer und ihrem Team bereits mehr als gelungen.
Schon der Empfang fiel angenehm bescheiden, aber herzlich aus: an der improvisierten Kinokasse durfte man beim Griff in die Lose-Dose auf den Gewinn von Kinogutscheinen hoffen. Und in der anschließenden Begrüßung wurde betont, dass das „Kino im U“ keineswegs in Konkurrenz zu den bestehenden Dortmunder Programmkinos treten will, die bereits hervorragende Arbeit leisten. Man verfolgt hier vielmehr eine spezielle Programmatik, die jenseits des aktuellen Kinoprogramms angesiedelt ist. Zum Einen sollen Filme gezeigt werden, die die Ausstellungen der verschiedenen Museumseinrichtungen im U ergänzen. Andererseits haben die Kinomacher verschiedene Filmreihen konzipiert, die u. a. Perlen der Filmgeschichte, besondere Festivalfunde und Filme für Kinder und Jugendliche auf die Leinwand bringen werden. Wer es im April nicht nach Köln zum Frauenfilmfestival schafft, der kann außerdem einige der Highlights in Dortmund sehen – der Internationale Debüt-Spielfilmwettbewerb wird parallel im U-Kino präsentiert. Außerdem kommen Filme, die im Rahmen des Festivals liefen und danach vielleicht nicht immer das Publikum gefunden haben, das sie verdient hätten, im U zur Aufführung. Hier darf man sich Ende Januar etwa auf den Dokumentarfilm WASTE LAND von Lucy Walker freuen, in dem es um ein interaktives Kunstprojekt geht, das der brasilianische Künstler Vik Muniz zusammen mit den Müllpflückern einer riesigen Mülldeponie vor den Toren Rio de Janeiros realisiert.
Neben der programmatischen Ausrichtung erhielt man als Besucher des Eröffnungsabends auch von der Qualität der Projektion einen guten Eindruck. Sogar die kleine Unterbrechung durch die Nachfrage, ob jemand sein vor dem U widerrechtlich geparktes Auto vor dem Abschleppdienst retten wolle, tat dem Kinoerlebnis keinen Abbruch.
Mit dem bildgewaltigem Künstlerporträt „Before Night Falls“ aus dem Jahr 2000 gelang dem Kino auch filmisch ein wirklich schöner Start. In seiner zweiten Regiearbeit setzte der US-Amerikaner Julian Schnabel – selbst ursprünglich Maler – die Geschichte des kubanischen Schriftstellers Reinaldo Arenas in Szene. Von den Anfängen als armer Bauernsohn bis zu seinem Tod in New York zeichnet der Film die wichtigsten Stationen und dramatischen Brüche seines Lebens nach. Nach der anfänglichen Begeisterung für die kommunistische Revolution in Kuba, neuen Freiheiten und ersten literarischen Erfolgen sieht der homosexuelle Künstler Leben und Arbeit schon bald von erheblichen staatlichen Repressionen bedroht. Nach zahlreichen Erniedrigungen und Entbehrungen entscheidet sich Reinaldo Arenas schließlich zur Flucht in die USA, wo er 1990 an Aids stirbt. Das Biopic, das 2001 den Preis der großen Jury in Venedig erhielt und laut des argentinischen Regisseurs Hector Babenco „zu den besten lateinamerikanischen Film zum Thema Freiheit“ gehört (Pressetext Filmverleih Arsenal), erzählt vom Überlebenskampf eines Einzelnen und von der Wirkmacht der Kunst. Darüber haben die Zuschauer nach der Vorführung beim kleinen Sektumtrunk noch ausgiebig diskutiert.
Solche Gespräche über Film werden nun im Dortmunder U in schöner Regelmäßigkeit stattfinden. Das wäre dem neuen Kino jedenfalls zu wünschen.
Hier noch einige praktische Informationen zum Kino:
Filme gibt’s immer Donnerstag- und Freitagabend, jeden letzten Sonntag im Monat am Nachmittag und für Schulen auch an Vormittagen – immer mit Einführung und Hintergrundinformationen, so oft wie möglich mit Gästen.
Das Programm kann man auf der Homepage des Dortmunder U einsehen:
Eintritt: 7 €, ermäßigt 6 €. Die Kinokasse im U öffnet eine halbe Stunde vor Filmbeginn. Reservierungen können unter fischer@frauenfilmfestival.eu oder Tel: 0231-5025162 vorgenommen werden. Das Kino ist für Rollstuhlfahrer ohne Hilfe zugängig.
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