„Seit vielen Jahren gibt es schon/ die Frauenemanzipation“, sagt Poldi Lembcke, die kein Schwein kennt, und legt den Finger in die Wunde. Wie steht es heute ums Frauenrecht? Und wer hat denn da eigentlich jetzt das Sagen?
„Die Weiber haben schon die Burg der Göttin genommen!“ brüllt Lysistrata, zieht das Höschen stramm und den Schleier enger, und Mädels, recht hat sie! Hoch die Menstruationstassen! Hoch, äh nee, runter mit dem Schleier, das Burkini-Verbot ist gekippt, „Nein“ heißt endlich „Nein!“, vieles ist geschafft. Einfach mal das Maul aufmachen, dann klappt's auch mit dem Frauenrecht.
Manchmal, aber nur manchmal...haben Frauen ja wirklich recht, äh, Rechte...dachte sich wohl auch Michel Friedman, als er neulich den türkischen Sportminister in der DW-„Conflict Zone“ mit bezeichnenden Erdogan-Zitaten zum Thema „Rollenbild, Freiheits- und Identitätsrechte der Frau“ konfrontierte.Vermutlich bezeichnend, wissen kann man das nicht, weil, laut Friedmann, der türkische Presseoffizier dem DW-Kameramann das Interviewfilmchen danach hinterrücks abgeluchst hat. Widersprochen hat nur die Produktionsdame, aber da hat dann wohl keiner mehr zugehört. Gut, dass wenigstens der Michel, laut Gattin, so ein hochemotionaler Frauenversteher ist. Prostituierte natürlich ausgenommen.
Vielleicht doch lieber die Frauen direkt sprechen lassen. Iris Radisch ist eine, die sich beim Vollschleierverbot auskennt, „ein wichtiges politisches und kulturelles Signal. Nicht zuletzt für die verschleierten Frauen, die an unserer Gesellschaft partizipieren sollen und können, wenn sie die Voraussetzungen schaffen – durch Sichtbarkeit“.
Mann Iris...du machst doch was mit Büchern, wo bleibt deine Fantasie? Stell dir doch bitte mal vor, man würde dich traumatisiert, entwurzelt und heimatlos in eine Welt schubsen, in der, sagen wir mal, Nacktheit Sitte und Integrationsvoraussetzung wäre. Um dir dann deine schicken Intellektuellenklamotten vom Leib zu reißen, deinen Wohlstandsfeminismus, deine Würde und vielleicht auch deinen Glauben, bis du ganz und gar sichtbar wärst. Womit willst du denn dann noch partizipieren? Mit deiner Vagina?
Warum muss so was denn auch immer von Leuten diskutiert werden, die gar nicht richtig im Thema sind? Können die unterdrückten Frauen nicht auch mal was dazu sagen? Müssen die nicht sogar? Sind die nicht selber schuld, wenn…? Kann man so leider auch nicht sagen, weil: Einer, von Unterdrückung betroffenen Person ihre Sprachlosigkeit vorzuwerfen, ist leider hartes Victim Blaming, liebe FreundeInnen der Gewaltfreien Kommunikation. Fazit zur Gleichberechtigung: Wenn man keine Ahnung hat, dann vielleicht einfach mal die Fresse halten. Und auf die leisen Stimmen hören.
Gut, wenn‘s nach Lysistrata ginge, hätten wir uns die 2500 Jahre Emanzipationsgelaber ja auch ohnehin sparen können. Einmal Schlüpfersperre und Domina-Ton und flitsch-flutsch war da klar, wer die Haube aufhat in Athen:
Mann: „Kein Wort mehr, Verfluchte? So spricht man mit mir? Vor der Haube da soll ich verstummen?“
Lysistrata: „Da nimm nur, und setze sie dir auf den Kopf! So! So! Und nun schweig mir hübsch stille!“ Hört, Hört.
Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: choices.de/thema und engels-kultur.de/thema
Aktiv im Thema
www.matriaval.de | Der Verein MatriaVal e.V. befasst sich mit matriarchalen Gesellschaften und Werten
www.goettner-abendroth.de | Homepage der Philosophin, Kultur- und Gesellschaftsforscherin (Schwerpunkt matriarchale Gesellschaftsform) Heide Göttner-Abendroth
www.hdfg.de | Haus der FrauenGeschichte (HdFG) Bonn fördert geschlechterdemokratisches, historisches Bewusstsein
Thema im November MÄNNERMACHT
Wie auch das „starke Geschlecht“ von der Emanzipation profitiert
Neue Männlichkeit zwischen Weinen, Wickeln und Weiterentwicklung. Wann ist ein Mann ein Mann? Schreiben Sie uns unter meinung@trailer-ruhr.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Übergriffige Brüllaffen
Die MeToo-Debatte erreicht die Bühnen – Theater in NRW 03/18
Kraftvolles Miteinander
„Andere Projekte mit Anderen.“ in der Aula der KHM – Foyer 12/17
Emanzipiert auf's Maul
Filmstudio Glückauf und KWI Essen luden am 24.10. zur Diskussion über Heldinnen im Film – Foyer 10/17
Märchen oder Alternative?
Konsens statt Gewalt in matriarchalen Gesellschaften – THEMA 10/16 FRAUENRECHT
„Frauen herrschen nicht“
Heide Göttner-Abendroth erforscht seit vierzig Jahren matriarchale Gesellschaften – Thema 10/16 Frauenrecht
Marx und Minirock
Mina Ahadi am 21.9. zum Thema Frauenrechte und Islam im Bahnhof Langendreer – Spezial 09/16
Gewalt kennt keine Farbe
Diskussion zu „Rassismus und Sexismus: Intervention“ im Bahnhof Langendreer am 6.4.
Schmerz und Leid sind unvorstellbar
Die archaische Tradition ist ein Verbrechen – THEMA 03/16 FRAUENLEBEN
„Alle elf Sekunden wird weltweit ein Mädchen an den Genitalien beschnitten“
Dr. Cornelia Strunz vom Desert Flower Center Berlin – Thema 03/16 Frauenleben
Ein Quäntchen Mary Poppins
Die Absurdität des Mutterseins – Thema 03/16 Frauenleben
Feminismus und Popkultur
Kerstin Grether am 6.2. in der Goldkante – Literatur 02/16
Die Verbrechen der Freunde
Die Aufdeckung der Massenvergewaltigungen des 2. Weltkrieges verändert unser Geschichtsbild – Textwelten 06/15
Gegen welche Regel?
Intro – Flucht und Segen
Schulenbremse
Teil 1: Leitartikel – Was die Krise des Bildungssystems mit Migration zu tun hat
„Die Kategorie Migrationshintergrund hat Macht“
Teil 1: Interview – Migrationsforscher Simon Moses Schleimer über gesellschaftliche Integration in der Schule
Bildung für Benachteiligte
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe in Bochum
Rassismus kostet Wohlstand
Teil 2: Leitartikel – Die Bundesrepublik braucht mehr statt weniger Zuwanderung
„Ein Überbietungswettbewerb zwischen den EU-Staaten“
Teil 2: Interview – Migrationsforscherin Leonie Jantzer über Migration, Flucht und die EU-Asylreform
Ein neues Leben aufbauen
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Verein Mosaik Köln Mülheim e.V. arbeitet mit und für Geflüchtete
Zum Schlafen und Essen verdammt
Teil 3: Leitartikel – Deutschlands restriktiver Umgang mit ausländischen Arbeitskräften schadet dem Land
„Es braucht Kümmerer-Strukturen auf kommunaler Ebene“
Teil 3: Interview – Soziologe Michael Sauer über Migration und Arbeitsmarktpolitik
Ankommen auch im Beruf
Teil 3: Lokale Initiativen – Bildungsangebote für Geflüchtete und Zugewanderte bei der GESA
Das Recht jedes Menschen
Die Flüchtlings-NGO Aditus Foundation auf Malta – Europa-Vorbild Malta
German Obstacle
Hindernislauf zur deutschen Staatsbürgerschaft – Glosse
Weihnachtswarnung
Intro – Erinnerte Zukunft