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Born to be wild: Ukulelen-Orchester
Foto: Presse

Kurze Saiten

28. Februar 2013

„Eierschneider“ klingen kurz vor Ostern – Klassik in NRW 03/13

Eine Band mit „Bonsai-Gitarren“, Instrumenten aus der Familie der Ukulelen, wirkt allein durch den Spielzeugcharakter dieser kleinen Saitenklinger erheiternd. „The Ukulele Orchestra of Great Britain“, das europäische Spitzenensemble dieser Spezialgattung, gastiert zum wiederholten Male im Konzerthaus Dortmund.

Eigentlich können die kauzigen Musikanten von der Insel spielen, was sie wollen, es klingt immer lustig. Ob Klassik, Filmmusik, Pop oder Zigeunerswing, die sechs Herren und die Dame mit den Ukulelen auf den Knien sehen zum Schießen aus. Und alle können die kleinen, in Musikerkreisen auch liebevoll als „Eierschneider“ gehandelten Instrumente virtuos bedienen, und alle dürfen singen, die meisten sogar solistisch. Das birgt natürlich eine überwältigende Abwechslung im kurzweiligen Programm, jeder hat hier seine Spezialitäten.

Gekonnt ziehen sie einige Grundmodelle populärer Musik durch den Kakao. Wenn die Jungs den Blues singen, z. B. das alte Lied „Mein Vater war ein Ukulele-Spieler“, dann beißt der Mann an der Bariton-Ukulele schon mal herzhaft in eine Banane – in Anspielung darauf, dass die Bassfiguren im Blues nicht die ganze Aufmerksamkeit beanspruchen, aber doch ehrliche Arbeit darstellen. Auch den „Freejazz“ mögen sie nicht, und der Neutöner Karlheinz Stockhausen zieht nur als verbaler Running Gag oder als Drohung durch das Programm – die Musik versagt die Band den Fans.

So funktionieren die wechselnden Shows dieser weltweit tourenden Virtuosen, und sie haben manches Highlight erfunden. Darunter fanden sich autobiographische Songs wie „Born to be wild“ oder eine Fassung von „Pinball wizard“ als a cappella Shanti-Chor. Ganz toll gelang ein Ausritt in die Filmmusik berühmter Spaghetti-Western, wo die Spieler auch den pfeifenden Wind und die stürmischen Reiter-Chorstellen mitliefern. Ein Kabinettstückchen präsentierte auch schon der Könner an der Bass-Ukulele, dem Brontosaurus unter den Ukulelen, indem er mühelos die extrem virtuose Flötenpartie der „Badinerie“ von Bach auf den Lippen pfeift – die Jungs geizen nicht mit ihren Talenten. Auch wenn es sich vordergründig um sehr unterhaltsamen Blödsinn handelt, basiert der Abend auf dem soliden musikalischen Können dieses Septetts, das 2010 sein 25jähriges Bestehen feiern konnte und auch bei den Proms in der Royal Albert Hall in London auftritt – dort sind sie schon lange Kult.

Höhepunkt im Programm bilden Songs, bei denen die Spieler und Sänger zeigen, wie ähnlich Welthits oft gestrickt sind, damit sie von vornherein einen guten Wiedererkennungseffekt mitbringen: In einer spektakulären Zugabe schichteten sie gleich fünf Hits wie „Love Story“, „Autumn leaves“, „Fly me to the moon“ plus Popmusik-Ohrwürmer zu einem immer dichter werdenden Satz auf. Den Ausgangspunkt bot ein Werk von Händel: zeitlose Musik mit dem Ukulele-Orchester. In Dortmund sind sie Stammgäste. Auf die brandaktuellen Ideen in der neuen Show darf man nur gespannt sein.

„The Ukulele Orchestra of Great Britain“ I 15.3. 20 Uhr I Konzerthaus Dortmund I www.konzerthaus-dortmund.de

Olaf Weiden

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