Dortmund, 28. August – Zwei Jahre Stadionverbot beim BVB hatte Adolf Winkelmann sein Film „Nordkurve“ einst eingebrockt. Im Kino im U führte der Dortmunder Regisseur seinen Film aus dem Jahr 1992 über einen „gewöhnlichen“ Fußball-Samstag persönlich ein. In „Nordkurve“ bekommt jeder sein Fett weg: Versoffene, aggressive Fans, korrupte Manager, windige Spielberater, abgehalfterte Sportjournalisten und Polizisten mit sadistischer Fantasie. In der allgemeinen Fußball-Euphorie der letzten Jahre wirkt Winkelmanns „Nordkurve“ umso gnadenloser. Jenseits von jeglicher Ruhrgebiets-Fußball-Romantik zeichnet Winkelmann eine bitter-böse Farce und schmunzelt nach der Vorstellung: „Ich verstehe jetzt, warum die Leute damals alle so sauer waren.“
Vorlage des Drehbuchs war ein literarisches Fragment des Ruhrgebiets-Autors Michael Klaus, erinnert sich Winkelmann. Und gemeinsam mit ihm entwickelte er dann einen Filmstoff, der allen Vorschriften der Film-Dramaturgie widersprach. Denn es ließ sich keine Hauptfigur ausmachen, und so wurde schlichtweg ein Wochentag zum Protagonisten; nämlich der gesamte Samstag in Dortmund, an dem Fußball gespielt wird. Alle möglichen Menschen, die mit Fußball zu tun haben, und in dem Film vorkommen, hatten dem Regisseur uni sono dieselbe Rückmeldung gegeben nach dem Motto: „Alle Figuren sind sehr gut geschildert. Aber wir Journalisten sind nicht so.“ Aber auch nach 22 Jahren findet Winkelmann, dass die Darstellung durchaus richtig ist. Über eine gesamte Saison wurde bei jedem Heimspiel des BVB im Stadion gedreht unter so schwierigen Bedingungen, dass dann jeweils nicht mehr als zwei Einstellungen tatsächlich im Film verwendet wurden. Für die Montage zeichnete sich übrigens auch Adolf Winkelmann persönlich, der mit „Nordkurve“ den ersten deutschen Film vorlegte, der mit der damals bahnbrechend neuen digitalen Technik geschnitten worden war. Die ZuschauerInnen im Kino im U, darunter einige Statisten, freuten sich über signierte Filmplakate nach der Vorführung. Man darf gespannt sein auf neue Werke des Altmeisters der Ruhrgebiets-Komödie, denn Adolf Winkelmann arbeitet an neuen Filmprojekten.
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