Essen, 2. September – Sympathisch und lässig gaben sich Regisseur Cüneyt Kaya und sein Hauptdarsteller Kida Khodr Ramadan zur Preview ihres Erstlings „Ummah-Unter Freunden“.
Berlin-Neukölln: Ein ausgebrannter Verfassungsschützer (Frederick Lau) wird freundschaftlich in der arabisch-türkischen Community aufgenommen, wo mit viel Mutterwitz und Herz aufeinander aufgepasst wird. Weil das Team keine Lust gehabt hatte, zwei Jahre auf die Finanzierung des Films zu warten, legten sie einfach los, ohne Geld. Man kannte sich aus dem Kiez, und alles habe eine super Eigendynamik entwickelt, erzählt Ramadan. „Niemand wurde gecastet. Komm am Samstag mit weißem T-Shirt zum Dreh! Du bist besetzt!“ Die Improvisation gibt dem Film seinen eigenen Charme. Genauso witzig und entspannt wie die beiden auf der Bühne plaudern, wirken auch die besten Szenen im Film, allen voran die Dialoge unter den Jungs. In diesem Geiste holte Regisseur Cüneyt Kaya spontan das gesamte Publikum des Eulenspiegels auf die Bühne, um gemeinsam ein Erinnerungsfoto zu schießen.
Beim Dreh habe es das ein oder andere Abenteuer gegeben: Als die Szene gedreht wurde, in der Frederick Lau sich in seiner Bude lautstark den Frust von der Seele schreit, habe ein Nachbar die Polizei gerufen, weil er dachte, dass er Zeuge eines Mordes sei. Nur mit Mühe hat das Filmteam dann ein KSK-Sonderkommando vom Einsatz am vermeintlichen Tatort abhalten können. Vor 10 Uhr morgens wurde grundsätzlich nicht gearbeitet und für wichtige Fußballspiele Drehpausen eingelegt. Da Fans aus rivalisierenden Clubs im Team waren, wurden ununterbrochen über Fußball diskutiert.
„Ließ das mal!“, lautete am Anfang des Projekts die Ansage des Jung-Regisseurs an seinen Kollegen aus alten Kiez-Tagen. Und Kida Khodr Ramadan (bekannt aus Kebab Connection) war sofort angetan von dem Drehbuch, „mit einer Geschichte, die ganz anders ist als alles, was man aus dem deutschen Fernsehen kennt.“ Der Film schöpft in vollen Zügen aus der Innensicht der türkisch-arabischen Szene und ist klar darauf aus, mit einer Charme-Offensive ein paar Vorurteile auszumerzen. Im Film haben es die Freunde mit alltäglichen Polizeikontrollen zu tun. Auf Nachfrage erläutert Cüneyt Kaya im Filmgespräch, dass ihn dieses Vorgehen der Beamten entschieden nervt. Grade sei er aus Kanada von einem Filmfestival zurückgeflogen, und beim Umsteigen in New York wäre es wieder einmal er gewesen, den man unter 700 Wartenden zur Kontrolle herausgezogen habe.
Ungewöhnlich an der Produktion war nicht nur, dass Kaya schon mit dem Dreh loslegte bevor die Finanzierung gesichert war; mit Hans Weingartner (Die fetten Jahre sind vorbei) konnte er zu einem recht späten Zeitpunkt einen namhaften Co-Produzenten gewinnen. Und zum guten Schluss wurde Kaya dann von einem Mitarbeiter des Filmverleihs Senator auf facebook angeschrieben, der die Komödie jetzt ins Kino bringt. Offensichtlich ist diese spontane Art Kino zu machen mitreißend, nicht nur fürs Publikum.
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