Die Geschichte von Hans im Glück kennt jedes Kind, gehört sie doch in den Kanon der Grimmschen Märchen. Die Interpretationen der Geschichte des Jungen, der mit einem Goldklumpen losging und nach „schlechten“ Tauschgeschäften glücklich mit nichts nach Hause kommt, variieren jedoch. Wie die Kölner Filmemacher Jukka Schmidt und Christian Mrasek die Geschichte verstehen, sollte spätestens nach Ende ihres Films „Hans Dampf“ jedem klar sein: Besitz ist Ballast. Ohne den schnöden Mammon, ohne Wertgegenstände lebt es sich befreiter und glücklicher.
Mit der Low-Budget Produktion „Hans Dampf“ erzählen die beiden Regisseure das Abenteuer des jungen Hans, der seinen Job kündigt, sein teures iPhone an Kinder verschenkt und sich mit einem Jutebeutel, gefüllt mit dem Geld seiner Abfindung, auf den Weg zu seinem eigenen persönlichen Glück macht. Hans tauscht einen VW-Bus gegen einen klapprigen Ape, diesen gegen ein Schlauchboot und dieses gegen ein altes Fahrrad. An materiellen Gütern hängende Schlitzohren versuchen ihn übers Ohr zu hauen, doch Hans versteht ihre Bemühungen nicht, möchte einfach nur unbeschwert leben und seine Traumküste finden. The Kings of Dub Rock bringen als kuriose Automechaniker eine abgedrehte Musikeinlage, der Song „Drogen nehmen und rumfahren“ untermalt den teils unwirklich erscheinenden Trip – das Road-Movie von Schmidt und Mrasek gibt sich märchenhaft, in seiner irrealen wie auch phantastischen Weise.
Im Anschluss an den Film gingen die Meinungen über Charakter und die Lebenseinstellung des Protagonisten auseinander. Einige Zuschauer empfanden Hans als naiv, als beneidenswert naiv zwar, aber dennoch als naiv. So erstrebenswert es sei, Besitztümer für gering zu achten, so unmöglich sei dies in unserer Zeit. Zumal auch materielle Werte dem eher ideell ausgerichteten Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit, wodurch unser heutige Zeitgeist nun einmal stark geprägt sei, zuträglich seien. Andere hielten dagegen, dass eine gleichgültige Haltung gegenüber materiellem Besitz durchaus erlernbar sei und eine besondere Lebensqualität schenke. Diese Richtung schlugen auch Jukka Schmidt und Christian Mrasek ein. Sie empfinden ihren Hans vielmehr als wahrhaftig klug und versuchen selbst in Ansätzen nach Hans’ Prämisse zu leben. Dieser Vorsatz sei auch in die Umsetzung des Filmes eingeflossen, für den sie kaum Geld zur Verfügung hatten. Die Schauspieler haben viel Eigeninitiative gezeigt und das meiste unentgeltlich gemacht. Die Gegebenheiten der Straße, auf der der Film größtenteils gedreht wurde, habe man hingenommen und wenn mal keine echte tote Ente für eine Grillszenen zur Verfügung stand, habe man sich mit einem Stofftier beholfen. Und als das zur Verfügung stehende Geld aufgebraucht war, musste man den Roadtrip eben früher enden lassen, so die beiden Regisseure. Die Unbedarftheit des Films sei aber auch der Verdienst des Hauptdarstellers und Laien Florian Backhaus, der sich spontan auf den Film eingelassen hatte. Eigentlich ist dieser Koch. Der märchenhaften Wirkung des Films haben diese Umstände jedoch keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, befand das Publikum einhellig.
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