Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Alex Kober
Foto: Susanne Diesner

Radikaler Minimalismus

11. September 2023

„Parsifal“ in Düsseldorf – Oper in NRW 09/23

Was ist nicht alles über „Parsifal“ gerätselt worden. Bühnenweihfestspiel und Weltabschiedswerk, kunstreligiöse Feier und Erlösungsdrama, Rätsel und Offenbarung. Richard Wagners letztes Werk, vielfach gedeutet, vielfach missverstanden, entzieht sich jeder Festlegung. Kein Wunder, dass es selbst auf viel zu kleinen Bühnen – wie in Coburg, Detmold, im September in Minden oder 2024 in Ulm – regieehrgeizige Versuche gibt, sich dem Werk zu nähern. Das jüngste Experiment war in Bayreuth zu besichtigen: Im Festspielhaus, wo der „Parsifal“ nach Wagners Wille eigentlich exklusiv aufgeführt werden sollte, fand Jay Scheib, Professor am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (USA), trotz des viel beachteten Einsatzes von „Augmented Reality“-Brillen keine Deutung, die etwa vor den Bayreuther Inszenierungen von Christoph Schlingensief und Stefan Herheim Bestand haben könnte.

Zur Spielzeiteröffnung 23/24 machen sich zwei Opernhäuser an das mythische Werk: In Hannover inszeniert der mit dem Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnete isländische Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson. Die Deutsche Oper am Rhein zeigt in einer Übernahme aus Genf eine radikal minimalistische Deutung von Michael Thalheimer, der zuletzt in Düsseldorf/Duisburg mit Giuseppe Verdis „Macbeth“ triumphieren konnte. Die Kritiken der Genfer Premiere waren durchweg angetan: eine „exemplarische, zeitgemäße Aufführung“ titelte das St. Galler Tagblatt, die „Welt“ sprach von einem selten spannenden und geschlossenen „Parsifal“ ohne „Überwältigungspathos, ohne sich türmende Symbolik, ohne politische Aktualisierung, ohne apokalyptische Prophezeiung“.

In der Rheinoper steht der erfahrene Wagner-Interpret Axel Kober am Pult der Düsseldorfer Symphoniker. In der Titelrolle ist der schwedische Heldentenor Daniel Frank zu hören, der in Düsseldorf bereits Bacchus in Strauss‘ „Ariadne auf Naxos“, Siegmund in Wagners „Walküre“ und Tristan gesungen hat. Das langjährige Ensemblemitglied Sarah Ferede widmet sich dem geheimnisvollen Charakter der Kundry. Als Gurnemanz bringt Hans-Peter König seine Erfahrung aus allen wichtigen Wagner-Partien ein.

Parsifal | 17. (P), 23.9., 1., 15., 21.10. | Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf | 0211 892 52 11

Werner Häußner

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Unerwartet Kaiserin
„Der Kreidekreis“ in Düsseldorf – Oper in NRW 11/24

„Was dieser Mozart gemacht hat, will ich auch machen“
Komponist Manfred Trojahn wird 75 Jahre alt – Interview 10/24

Opern-Vielfalt am Rhein
„Nabucco“ eröffnet in Düsseldorf die Spielzeit 2024/25 – Oper in NRW 06/24

Verpasstes Glück
„Eugen Onegin“ in Bonn und Düsseldorf – Oper in NRW 02/24

„Ein Erlebnis, in das man eintauchen muss“
Vitali Alekseenok wird Chefdirigent der Deutschen Oper am Rhein – Interview 12/23

Unheimlich ungelebte Geschichte
„Septembersonate“ an der Rheinoper Düsseldorf – Oper in NRW 11/23

Das Scheitern einer Femme fatale
„Hérodiade“ an der Rheinoper Düsseldorf – Oper in NRW 05/23

„Bellini zu spielen ist eine Gratwanderung“
Johannes Erath über „La Sonnambula“ in Düsseldorf – Interview 02/23

Die Egomanie der Liebe
Anno Schreiers Oper „Schade, dass sie eine Hure war“ – Opernzeit 02/19

Die Gesellschaft braucht Erlösung
Über Wagners „Götterdämmerung“ – Opernzeit 10/18

Der Außenseiter und das Meer
Benjamin Brittens Oper „Peter Grimes“ – Opernzeit 07/18

American Dream
Puccinis Japan-Oper „Madama Butterfly“ – Opernzeit 01/18

Oper.

Hier erscheint die Aufforderung!