Zu ihrem 15. Geburtstag werben die „Impulse“ auf Plakaten und Flyer mit zwei 8-10jährigen Jungs in Lederhosen, die Händchen haltend auf einer Wiese vor eine Bergkulisse stehen. Unschuld, Heimat- und Naturverbundenheit kann man dem Festival, das alle zwei Jahre die besten deutschsprachigen OFF-Theaterproduktionen präsentiert, nun kaum attestieren; aber vielleicht ist das Motiv ja als Versprechen für die Zukunft gemeint. Als solches hätten die „Impulse“ mit Preisträgern wie Christiane Pohle, Niklaus Helbling oder Rimini Protokoll eine
Reihe gestandener Theatermacher hervorgebracht, die heute alle am Stadttheater arbeiten.
Als das Festival vor vier Jahren auf einen biennalen Rhythmus umgestellt wurde, war der Aufschrei groß. Von Produktionsüberhang und Repertoireproblemen der Gruppen war die Rede. Doch Tom Stromberg, der mit Matthias von Hartz gemeinsam die „Impulse“ leitet, hat kein Zuviel an hochwertigen Stücken festgestellt. „Es ist nicht so, dass man 20 oder 25 Produktionen einladen muss, weil die ‚Impulse’ alle zwei Jahre stattfinden.“ Wichtiger sei, ob das Festival noch in den Köpfen der Zuschauer verankert ist. 2007 hatte die Idee der Marathons, bei denen die Besucher mit Bussen zwischen den Spielorten in Bochum, Düsseldorf, Köln und Mülheim herumgefahren wurden und so mehrere Aufführungen sehen konnten, zu einer Verdoppelung der Zuschauerzahlen geführt.
Überhang hin oder her, die Jury hat diesmal 16 Produktionen ausgewählt und damit das Angebot gegenüber 2007 um fast ein Drittel gesteigert. Es sind einige alte Bekannte dabei, so realisiert Hans-Werner Kroesinger („Ruanda Revisited“) Projekte am Stadttheater Aachen; das Duo Gintersdorfer/Klaßen sowie die Gruppe andcompany&Co. produzieren regelmäßig am FFT in Düsseldorf, es tauchen aber auch viele neue Namen im Programm auf wie das russisch-österreichische Duo Andrei Andrianov & Oleg Soulimenko ( „Made in Russia“) oder der junge Regisseur Boris Nikitin („Woyzeck“ und „F wie Fälschung“). „Für mich“, so Tom Stromberg, „war es immer ein Antrieb im Theaterleben, junge Leute zu entdecken. Das hält mich wach.“ Inhaltlich lässt sich aus diesem thematischen Nebeneinander von Politik, Körperbildern oder Klassikern kein roter Faden weben, das gibt auch Tom Stromberg zu; „Impulse“ ist vor allem ein Best Off-Festival.
Im Mai hat eine Untersuchung des Fonds Darstellende Künste einmal mehr die verheerende wirtschaftliche Lage der freien Theaterszene konstatiert. Tom Stromberg sagt dazu deutlich: „Wenn man in Deutschland als Off-Theatermacher überleben will, dann muss man entweder ans Stadttheater wechseln oder man braucht internationale Koproduktionen“. „Impulse“ hat deshalb zahlreiche ausländische Festivalkuratoren zur Sichtung eingeladen und wird am Ende die Preisträger wieder auf internationale Gastspielreise schicken. Mit dem Gottvertrauen der beiden Lederhosenjungs auf dem Cover ist es also kaum getan.
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