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Demonstration in Essen im Jahr 2019
Foto: Udo Geisler

Wem gehört die Zukunft?

29. September 2021

Die Fridays-for-Future-Ortsgruppe in Essen – Teil 1: Lokale Initiativen

Hinter Europa liegt ein Sommer geprägt von Hitzewellen, Stürmen und einer Hochwasserkatastrophe, die namentlich den Südwesten Deutschlands getroffen hat. Im August 2021 teilte der Weltklimarat mit, dass sich die Erde schneller erwärmt als bisher angenommen. Die Auswirkungen des Klimawandels rücken somit in eine zeitliche wie räumliche Nähe. Vor allem die heutige Jugend bangt um ihre Zukunft, was sich im aktuellen Zulauf zur Essener Fridays for Future-Bewegung zeigt.

Die Ortsgruppe in Essen wurde bereits im Dezember 2018 gegründet. Einst war die Ruhrgebietsstadt größte Bergbaustadt des Kontinents und nach wie vor ist sie ein bedeutender Industriestandort. Viele Großunternehmen aus dem Energie- und Industriesektor haben hier ihren Hauptsitz. Aufgrund der langen Tradition seien die Forderungen der Fridays for Future-Bewegung, insbesondere nach einem schnellen Kohleausstieg, für viele ältere Menschen sehr emotional, erklärt Julian Pannen. Der Student ist seit über zwei Jahren im Organisationsteam der Gruppe tätig: „Hier in Essen können wir allerdings auch mit lokalen Entscheidungen den Klimaschutz wesentlich vorantreiben, und wenn das Ruhrgebiet den Kohleausstieg schafft, wäre das ein Zeichen für die ganze Welt.“

Auch wenn viele Ältere noch an ihren Gewohnheiten hängen, so leben auch die jüngeren Generationen aktuell auf Kosten endlicher Ressourcen. Die Schuld am Klimawandel sieht Pannen daher nicht per se bei den älteren Generationen, sondern in einer verfehlten Politik begründet. Schon früher hätten Politiker:innen Entscheidungen auf die lange Bank geschoben. „Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt“, hieß es bereits in den 80er Jahren bei Den Grünen. Der Generationenkonflikt zeigt sich daher für Fridays for Future vor allem auf der politischen Ebene: in einem Klimaschutz, der dabei versagt, die Interessen künftiger Generationen zu berücksichtigen.

Doch innerhalb der Bewegung sind es gerade die Begegnungen zwischen den unterschiedlichen Generationen, die ihren unermüdlichen Motor darstellen. Im Organisationsteam der Essener Gruppe sind zwischen 20 und 25 Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren aktiv. Für Pannen ist es schön zu sehen, wie trotz des Altersunterschiedes auf Augenhöhe diskutiert wird. Und auch verwandte Bewegungen wie die Parents for Future und Scientists for Future unterstützen die jungen Aktivist:innen.

Die Bewegung hat viele Menschen für den Klimawandel sensibilisiert und auch die Covid-19-Pandemie konnte den Protesten keinen Abbruch tun. Stattdessen wurden künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten gefunden und Online-Aktionen durchgeführt. „Wir hören auf die Wissenschaft, wenn es darum geht, die Jüngeren zu schützen. Jetzt war es an der Zeit, die Älteren zu schützen“, erklärt Pannen die Entscheidung. Trotz ihrer Popularität tut sich die Bewegung schwer, auf politischer Ebene Gehör zu finden. Dieses Jahr endet die letzte Legislaturperiode Angela Merkels. Schon im Vorfeld der Bundestagswahl hat Fridays for Future auf die Bedeutung der Wahl aufmerksam gemacht. „Damit die Politiker:innen sich nicht auf ihren Versprechen ausruhen, sondern den Klimawandel als Priorität anerkennen“, versichert Julian Pannen, „werden wir weiterhin laut sein.“


DEUTSCHLAND OHNE GRÖSSENWAHN - Aktiv im Thema

dbjr.de/xtra/wahlaltersenken | Initiative des Deutschen Bundesjugendrings zur Senkung des Wahlalters, damit Jugendliche konsequent ihre Interessen politisch vertreten können.
parentsforfuture.de | Bündnis erwachsener Menschen, angelehnt an und solidarisch mit der Jugendbewegung Fridays for Future.
stiftung-klima.de/de/studie/ | Die Studie legt offen, inwieweit die Wahlprogramme von Union, SPD, Grünen und FDP geeignet oder nicht geeignet sind, Klimaneutralität zu erreichen.

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Jessica Siegel

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