Seinen Zeitgenossen galt er als Megalith des Scheiterns. Seine runden Geburts- und Todestage werden heute euphorisch gefeiert. Immer ganz vorne Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 8 Es-Dur, auch als „Sinfonie der Tausend“ bekannt. Warum? Bei der Uraufführung 1910 in München sollen für den Meister tatsächlich mehr als 1000 Mitwirkende beteiligt gewesen sein. Für ihn kreisten da Planeten und Sonnen über dem Riesenensemble. Immer noch fordert das Werk ein Riesenorchester, mehrere Chöre und immerhin acht Solisten, wie ein Halbgott schuf er mitten in der Belle Époque kosmische Visionen hinter den Noten seines Meisterwerks. Zu hören ist es nur bei dementsprechenden Anlässen, die Kosten und Personalaufwand nebensächlich erscheinen lassen.
In NRW ist so ein Glücksmoment nun da. Nicht nur weil hier flächendeckend dafür Ressourcen vorhanden sind. Nein. Das immer überwältigende Festwerk ist würdiger Auftakt zur Jubiläumsspielzeit der Neuen Philharmonie Westfalen. Zwei Jahrzehnte gibt es die nun, und sie kann wegen der 1996 durch Fusion entstandenen Orchestergröße diese gewaltige Aufgabe tatsächlich alleine stemmen. Natürlich auch mit Solisten und Chören aus der gesamten Region, aber dennoch – Generalmusikdirektor Rasmus Baumann will die Sinfonie mit seinen Philharmonikern erst am 11. September (!) im Recklinghäuser Festspielhaus und dann einen Tag später in der Gelsenkirchener Emscher-Lippe-Halle zu einem unvergesslichen Erlebnis für Musiker und Publikum machen und zu einem Fanal für die Kraft der Musik zwischen Macht, Glaube und Vergebung. Dafür geht es los und ab im mittelalterlichen Pfingsthymnus „Veni creator spiritus“ („Komm, Schöpfer Geist“) und dann im längeren zweiten Teil um die Vertonung des Schlusses von Goethes „Faust II“. Im Oratorium wird gerettet das edle Glied, wir heben uns zu höheren Sphären und dann endlich – Opus summum – zieht das Weibliche uns hinan. Finis.
„Sinfonie der Tausend“ | Mo 12.9. 19.30 Uhr | Emscher-Lippe-Halle, Gelsenkirchen | 0209 147 79 99
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