Lunikos Tag beginnt mit Angst. Die spürt der Schüler, wenn er sich morgens in der südafrikanischen Millionen-Stadt Khayelitshazu Fuß auf dem Weg zur Schule macht. Armut und Kriminalität prägen den Alltag. „Ich würde gerne mit dem Schulbus fahren“, sagt der HIV-positive Luniko. Doch seine Mutter ist arbeitslos, für ihn und seine Geschwister fehlt das Geld für den Bus.
Doch Luniko ist nur eines der Kinder, die in Sigrid Klausmanns Dokumentarfilm „Nicht ohne uns“ zu Wort kommen. Angefangen hat alles mit dem globalen Serienprojekt „199 kleine Helden“ unter der Schirmherrschaft der UNESCO. Aus den ersten zehn Episoden entstand dann der Kinofilm „Nicht ohne uns“, in dem 16 Kinder aus 15 unterschiedlichen Ländern aus allen Teilen der Welt porträtiert werden.
Da ist Sanjana, die in einem Rotlichtviertel in Indien aufwächst und sich bessere Bildungschancen erhofft. Da ist Alphonsine, die an der Elfenbeinküste Gewalt und Perspektivlosigkeit ausgesetzt ist. „Ich würde gerne weiter zur Schule gehen, dann könnte ich Friseurin werden“, erzählt sie.
Großer Andrang im SweetSixteen-Kino
Die Lebensumstände der Kinder, die der Dokumentarfilm „Nicht ohne uns“ zeigt, berühren. So war auch die Aufführung mit anschließendem Publikumsgespräch gut besucht – von groß und klein natürlich. Regisseurin Sigrid Klausmann sprach im bis auf den letzten Stuhl gefüllten Kinosaal des SweetSixteen in Dortmund über Idee und Entstehungsgeschichte des Filmprojekts, aber auch über die gesellschaftlichen Hintergründe. Etwa über das Phänomen, dass Kinder in der Elfenbeinküste oder anderen Orten für Arbeit auf Kakaoplantagen entführt oder zu anderen Tätigkeiten gezwungen werden: „Für die Menschen in diesen Dörfern ist es ziemlich normal, dass die Kinder arbeiten müssen und nicht zur Schulen gehen“, erklärt Klausmann. „Mann müsste sie schon adoptieren, wenn man ihnen ein Leben ermöglichen will“.
Kinder über die Lage der Welt
Diese brutalen Verhältnisse werden in ihrem Dokumentarfilm problematisiert – ausnahmslos aus den Mündern der Kinder: „Die ursprüngliche Idee war, Kindern der Welt eine Stimme zu geben“, erzählt die Regisseurin. So erzählen die ProtagonistInnen von ihren Ängsten – vor Krieg, Verdrängung oder Umweltzerstörungen. Aber auch über ihrer Träume und Hoffnungen. Oft nehmen sie dabei kein Blatt vor den Mund: „Man kann Kindern nicht vorgeben, wie sie reden sollen“, meint die Filmemacherin. „Sie sagen einfach, was sie denken.“
Genau das macht den Festivalerfolg umso sehenswerter: Ein Dokumentarfilm, der ohne moralischen oder didaktischen Zeigefinger auskommt und stattdessen die Kinder über sich selbst sowie die Lage der Welt sprechen lässt. „Wir hoffen einfach, dass wir dadurch Denkanstöße anregen“, sagt Klausmann. Bei den Kindern. Aber auch bei den Erwachsenen. Denn die sind ja bekanntlich für die Verhältnisse verantwortlich, in denen Kinder aufwachsen müssen.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
Sieben Spitzenprämien-Gewinner
Kinoprogrammpreis-Verleihung in der Wolkenburg – Foyer 11/23
Verfilmung eines Bestsellerromans
„Die Mittagsfrau“ im Casablanca Bochum – Foyer 10/23
Mysteriöses auf schottischem Landsitz
„Der Pfau“ im Cinedom – Foyer 03/23
Alle Farben der Welt
37. Teddy-Award-Verleihung bei der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Drei NRW-Filme im Berlinale-Wettbewerb
20. NRW-Empfang im Rahmen der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Hochwertiges deutsches Filmschaffen
Verleihung des Preises der Deutschen Filmkritik 2022 auf der Berlinale – Foyer 02/23
Endlich wieder gemeinsam feiern
Sommer-Branchentreff 2022 in der Wolkenburg – Foyer 06/22
Industrie im Wandel
„We Are All Detroit“ im Filmhaus – Foyer 05/22
Die Besten im Westen
Kinoprogrammpreisverleihung 2021 in der Wolkenburg – Foyer 10/21
Entbehrungen, Rückschläge, Optimismus
„Gleis 11“ in der Lichtburg Essen – Foyer 01/21
Das Publikum entführen
„Enfant terrible“ in der Lichtburg Essen – Foyer 10/20
Endlich geht es wieder los!
„Undine“ im Odeon – Foyer 06/20
Königinnen der Herzen
„Das Wunder von Taipeh“ im Filmforum – Foyer 02/20
Ein Star mit großem Einfühlungsvermögen – Kinoprogrammpreise in Köln verliehen
Zwingli, ein europäischer Sozialreformer aus der Schweiz
NRW-Premiere von „Zwingli – Der Reformator“ am 22.10. in der Lichtburg, Essen – Foyer 10/19
Befehle aus der Hauptstadt
Premiere: „Deutschstunde“ mit Stars wie Tobias Moretti oder Ulrich Noethen am 1.10. in der Lichtburg Essen – Foyer 10/19
Die PiS-Partei sitzt am Familientisch
KURZ.FILM.TOUR 2019 vom 5. bis 11. September in der Lichtburg Oberhausen – Foyer 09/19