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Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke öffnet Abgründe
Foto: Marc Volk

Alles „über die Verhältnisse“

26. Mai 2017

In Dortmund beginnt das Festival RuhrHOCHdeutsch 2017 – Komikzentrum 06/17

„Über die Verhältnisse“ kann man reden oder leben. Der mit allen einschlägigen Preisen seiner Zunft dekorierte Berliner Kabarettist Frank Lüdecke tut mit Vorliebe ersteres: nämlich reden. Das kann er wie kaum ein Zweiter. Zuvor hat er sehr genau in die gestresste Seele des Mitteleuropäers geschaut, also in dessen Abgründe. Was er dort entdeckt hat, verrät er am 26. Juni, also fünf Tage nach der Eröffnungsgala „Lachen für ’nen guten Zweck“ des Festivals RuhrHOCHdeutsch im Dortmunder Spiegelzelt, in dem bis Mitte Oktober rund 120 Künstlern auftreten – sowohl „Eigengewächse“ wie Fritz Eckenga und Lioba Albus, Jochen Malmsheimer und Frank Goosen als auch Lästerzungen aus dem „befreundeten Inland“ wie Christian Ehring und Max Uthoff, Jürgen Becker und Wilfried Schmickler. Zum ersten Mal mit dabei: Florian Schroeder, Django Asül, Guido Cantz, Ennio Marchetto (aus Venedig) und Rüdiger Hoffmann (aus Paderborn).

Der „gute Zweck“ besteht in diesem Jahr darin, die Neven Subotic Stiftung zu unterstützen, gegründet vom gleichnamigen Fußballspieler, der jahrelang die Schuhe für den BVB schnürte und mittlerweile für den FC aus Köln aufläuft. Frei nach dem Festivalmotto „Ruhrdeutsch ist der märchenhafteste aller deutschen Dialekte“ geht der Erlös des Abends im Spiegelzelt an der Westfalenhalle, an dem Künstler wie der Dortmunder Lokalmatador Bruno „Günna“ Knust und Kollege Kai Magnus Sting ohne Gage auftreten, an das Gast-Haus e.V.. Außerdem werden Franziska Mense-Moritz (als „prima Donna“) und Sandra Schmitz auf die Opernband The Cast treffen und gemeinsam Richard Wagner intonieren: belustigend, zeitgemäß und sinnlich. Schiri, Linienrichter und offizieller Moderator in einer Person ist Gregor Schnittker. In der Verlängerung spielt „Kumpelabend“.

Einen Tag nach der Eröffnungsgala – also am 22. – tritt an selber Stelle der ursprünglich aus Osnabrück kommende Paradiesvogel und ehemalige Travestie-Künstler Kay Ray mit „Yolo“ („You Only Live Once“) auf, um sein Innerstes nach außen – oder sein Äußeres nach innen zu kehren. Wie auch immer man es interpretieren mag, dass sich der bekennende Vater einer kleinen Tochter innerhalb seiner Performance der äußeren Hüllen komplett entledigt.

Das ist allerdings nur ein Aspekt, unter dem man den Abend betrachten kann. Hinzu kommen die Arrangements bekannter und weniger bekannter Songs, die Kay Ray aufpeppt. Er erzählt garantiert auch ein paar schlüpfrige Witzchen, liefert garstige Kommentare zu allem, was Politik und Gesellschaft an Abartigkeiten zu bieten haben – und beherrscht die hohe Kunst, sein Publikum in einen rauschartigen Bewusstseinszustand zu versetzen. Anders formuliert: Die Show beginnt dort, wo der Spaß aufhört. Und das Nachdenken beginnt. Schwört wie immer hoch und heilig die Ihnen stets ergebene

RuhrHOCHdeutsch | 21.6.-8.10. | Dortmunder Spiegelzelt | ruhrhochdeutsch.de

Anne Nüme

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