Die Lebensentwürfe älterer Generationen sind in weite Ferne gerückt. „Anything goes“, lautet heute die Parole. Doch die stürzt so manchen in existenzielle Zweifel und Versagensängste. Das Lebensgefühl dieser „Generation Y“ bildet die selbstironische Folie für David Kebekus' Auftritte. Der vielsagende Titel seines Soloprogramms: „Aha? Egal.“ Kebekus' Gags kreisen um die Partyjagd in den ersten Semestern, die Anfang 30 einer zarten Midlife-Crisis weicht. Bis der Netflix-Takt regiert: Couch. Küche. Couch. Natürlich gehört der Comedian noch nicht zu den ganz Großen seiner Zunft – wie etwa seine Schwester Carolin Kebekus. Aber bei „NightWash Live“ (17.2. 20 Uhr) im Ebertbad Oberhausen tritt er neben weiteren, vielversprechenden KleinkünstlerInnen auf.
Die Reihe gilt als Sprungbrett für Nachwuchs-Comedians. Das will an diesem Abend auch Amjad nutzen. Ein obligatorisches Markenzeichen hat der Münsterländer mit palästinensischen Wurzeln bereits gefunden: einen Rucksack. Dass das Gepäckstück als Steilvorlage für die Bombenstimmung herhält, die der arabisch-stämmige Stand-Up-Comedian verbreiten will, kann natürlich abgedroschen wirken. Genauso wie die Vorurteile, mit denen der 30-Jährige jongliert: vom Integrationsdiskurs bis hin zu Vorurteilen über arabische Hochzeiten. Ausbaufähig, aber vielversprechend. Immerhin steht Amjad in einer Reihe mit Comedians, die auf der Bühne selbstbewusst mit einer Einwanderungsgeschichte spielen. Der Migrationshintergrund liefert die Gags. Egal, ob die eigene Community auf die Schippe genommen oder der biodeutschen Mehrheitsgesellschaft der Spiegel vorgehalten wird. Hauptsache, das Publikum lacht.
Einer, der das bereits seit Jahren verbindet ist Sulaiman Masomi. Mit seiner Comedy-Prosa füllt der gebürtige Afghane und selbsternannte „Selbstwortattentäter“ bereits seit Jahren die Hallen in NRW („Morgen - Land“, 20.2. 20 Uhr, Bahnhof Langendreer Bochum). Aus Russland zog es dagegen Liza Kos in ihre neue Heimat: die Bühne. Dort scherzt die gebürtige Moskauerin auch im Rahmen der Reihe „Kultur.Gut.Ruhr“ über ihre langjährigen Integrationserfahrungen und wie sie diese meisterte („Was glaub' ich, wer ich bin?!“, 29.2. 20 Uhr, Ringlokschuppen Ruhr). Durch einen Eintritt in den Karnevalsverein.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Zahlreiche Identitäten
6. Hundertpro Festival in Mülheim a.d. Ruhr – Prolog 07/24
Liebe und Gewalt
„Told by my Mother“ in Mülheimer a.d. Ruhr – Tanz an der Ruhr 03/24
Veränderung und Entwicklung
„Deep Talk“ im Mülheimer Ringlokschuppen – Prolog 11/23
Britney Spears bis Working Class
HundertPro Festival im Ringlokschuppen Ruhr – Festival 09/23
Diskursive Fronten überwinden
„Produktives Streiten“ in Mülheim – Spezial 08/23
Sommerstücke im Grünen
Hochbetrieb vieler kleiner Bühnen im Ruhrgebiet – Prolog 07/23
Folklore und Feuerwerk
ExtraSchicht im Ruhrgebiet – Festival 06/23
Dancing ‘bout my Generation
„Potere“ in Mülheim an der Ruhr – Tanz an der Ruhr 03/23
Desertion gegen Kriegstreiberei
„Ein Mensch wie ihr“ in Mülheim an der Ruhr – Prolog 10/22
Gegen die Normalität
„Hundertpro Festival“ im Ringlokschuppen Ruhr – Festival 08/22
Opa und die SS
„Ur-Heidi. Eine Heim-Suchung“ von KGI – Bühne 02/22
Internationale Frauenpower
Lesungsreihe der Silent University Ruhr
Zoten zum Verzweifeln
Kabarettisten klären auf über die Weltpolitik – Komikzentrum 04/20
Jenseits der Herrenwitz-Hegemonie
Gleichberechtigung durch Kabarett? Kebekus und Co. machen es vor – Komikzentrum 03/20
Sie passiert das Ebertbad
Die erstaunliche Hazel Brugger gastiert in Oberhausen – Komikzentrum 09/18
Von klug bis knackfrech
Das Zeltfestival Ruhr bietet für jeden Besucher etwas – Komikzentrum 08/18
Es läuft und läuft
Das RuhrHOCHdeutsch-Festival in Dortmunder Spiegelzelt – Komikzentrum 07/18
Sexy, lustig und extravagant:
Das RuhrHochdeutsch-Festival ist wieder am Start – Komikzentrum 06/18
Ganz ruhig bleiben
Zum 10. Mal: „Das Schwarze Schaf“ wird in Duisburg gekürt – Komikzentrum 05/18
Eine geistvolle Begegnung
Walter Sittler liest Dieter Hildebrandt – Komikzentrum 04/18
Geld war eher Zufall
Der Kabarettist Chin Meyer erklärt die Weltwirtschaft – Komikzentrum 03/18
Gehüpft wie gesprungen
Das Springmaus-Ensemble in Bocholt und Gelsenkirchen – Komikzentrum 02/18
Eine Dame wird sie nie
Tanja Haller zeigt in Bochum, was sie drauf hat – Komikzentrum 01/18
Deprimierende Weihnachtslieder
Jochimsen, Anna Mateur, Frittrang, Badey und Zingsheim – Komikzentrum 12/17
Tegtmeiers Erben gesucht
Im Kulturzentrum Herne findet das Wettkampf-Finale statt – Komikzentrum 11/17