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Ein ausgefuchster Lebens- und Kleinkünstler: Chin Meyer
Foto: Dunja Antic

Geld war eher Zufall

22. Februar 2018

Der Kabarettist Chin Meyer erklärt die Weltwirtschaft – Komikzentrum 03/18

Eifrige Fernsehzuschauer werden Chin Meyer durch seine diversen Besuche bei „Markus Lanz“ (ZDF) kennen, Kleinkunst-Liebhabern wird er durch seine orangefarbene Brille und seine Eloquenz ein Begriff sein und wieder anderen als Kosmopolit: Dabei hat sich der „Joda des Finanzkabaretts“ vor allem als Steuerfahnder Siegmund von Treiber einen Namen gemacht, eine Kunstfigur, mit der er in „Macht!Geld!Sexy?“ am 23. März im Duisburger Kleinkunsttheater „Die Säule“ auftritt.

Der Mann mit den Dollarscheinen auf dem Anzug antwortete auf die Frage, ob sich das Thema Penunzen für die Kleinkunstbühne eigne: „Es geht bei mir ja nicht nur um Geld – es geht auch um Aktien, Immobilien und Rohstoffe… Aber im Ernst, das mit dem Geld war eher ein Zufall – als ich vor langer Zeit in dem Theater-Restaurant ‚Pomp, Duck & Circumstance‘ anfing, den Steuerfahnder zu spielen, kam es von allein in mein Bühnenleben. Dass es gefragt ist, überrascht mich nicht. Eher, dass es kaum ein anderer bedient!“

Als Guru Chinmayananda  beantwortet er wirtschaftliche Fragen mithilfe des größten Bestsellers der deutschen Esoterik – dem Steuergesetzbuch, und als 1959 in Hamburg geborener Wirtschafts-Experte klärt er die Zuschauer über die Funktionen der Europäischen Zentralbank und deren Chef Mario Draghi auf. Er weiß außerdem eine Menge über das Innenleben von Charité-Unternehmen und lässt seinen Sidekick, den Pianisten Claus-Dieter Bandorf, in die Tasten hauen, wenn er seine beachtliche Singstimme erhebt.

Außerdem stellt der ehemalige Taxifahrer, DJ, Koch, Masseur, Heilpraktiker und Butler fest, dass sich der homosexuelle Mann unter evolutionären Gesichtspunkten auf den letzten Metern befinde, also vom Aussterben bedroht sei und die Germanen dereinst faul und ungepflegt gewesen seien. Seine Spezialität aber ist die Interaktion mit dem Publikum: Was er aus den Zuschauern heraus zu kitzeln vermag, macht ihm so schnell keiner nach.

Gelernt hat er dergleichen unter anderem am Lee Strasberg Institute in London, wo seine Karriere als Musical-Sänger schnell beendet wurde, wie die als Roulette-Spieler  und Straßentheater-Künstler mit seiner „Human Juke Box“, die er dank eines Kolbenfressers begraben musste.

Ein kleiner Hinweis: Seit 2011 gibt es auf Youtube die Meyerschen „Fuselanleihen“ bei Markus Lanz im ZDF zu sehen, seit 2014 den Youtube-Kanal „Chin Meyer´s Happy Geld“, wo er Erstaunliches über die Finanzwelt zum Besten gibt. Wobei wir hier keine Garantie dafür übernehmen, dass Sie nach der Begutachtung der kurzweiligen Videos weiterhin gut schlafen  werden.

Bei „Lanz“ ist schließlich von Finanz-Terroristen die Rede, jene schwarzen Schafe der Finanzwelt, die als Spekulanten verkleidet Politiker erpressen und am Ende dafür sorgen, dass unser aller Volksvermögen verballert wird – Lektionen in Sachen korrupter Finanzwelt, die – wie man früher einmal sagte – systemimmanent sind, kurz: zum Zusammenbruch eben jenes Systems führen, sobald jemand nicht mehr mitspielt, weil er dessen kriminellen Hintergrund durchschaut. Ein heißes Eisen, das Meyer da auspackt. Wer sich daran schneidet, muss die Konsequenzen selbst einschätzen können. Meint zumindest die stets über Tage lebende

Chin Meyer: „Macht!Geld!Sexy?“ | Fr 23.3. 20 Uhr | Die Säule, Duisburg | 0203 201 25 | Fr 4.5. 20 Uhr im Cabaret Queue, Dortmund | 0231 41 31 46

ANNE NÜME

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