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Uta Köbernick erfindet Sprachbilder gegen Schwurbelei
Foto: Patrick Labitzke

Stopp an der Maulhaltestelle

28. September 2017

Sting, Köbernick und Solga reden trotzdem weiter – Komikzentrum 10/17

Wenn es das Fletch Bizzel in Dortmund nicht gäbe, wäre es auch Essig mit dem über 110 Tage laufenden Programm des RuhrHochDeutsch-Festival im historischen Spiegelzelt an der Westfalenhalle. Den diesjährigen krönenden Abschluss bildet der 1978 in Duisburg geborene Kabarettist und Krimi-Autor („Tod unter Gurken“) Kai Magnus Sting am 8.10. mit „Sonst noch was?!“, einem Solo, in dem er alle seine – beachtlich umfangreichen - sprachlichen Register zieht.

Inzwischen haben auch die anderen Kleinkunstbühnen im Ruhrgebiet und anderswo die Sommerpause beendet, zum Beispiel „Die Säule“ in Duisburg, wo Uta Köbernick am 20.10. mit „Grund für Liebe – politisch, zärtlich, schön“ gastiert. Wie, Sie kennen die 1976 in Ostberlin geborene, mit vielen Preisen wie dem Salzburger Stier und dem Förderpreis des Mainzer Unterhauses versehene, inzwischen in der Schweiz lebende Musik-Kabarettistin nicht? Das muss sich ändern. Weil es sich lohnt.

Köbernick ist einzigartig in ihrer klugen und klaren Art, die Dinge beim Namen zu nennen und jedweden verschwurbelten Sprachgebrauch zu entlarven. „Guten Tag, warum sind wir hier?“ fragt sie zu Beginn des Abends und beklagt kurz darauf, dass sie sich an so vielem ein Beispiel nehmen solle, was unweigerlich dazu führe, dass dieses dann woanders fehle. Die junge Frau mit der akustischen Gitarre scheut sich auch nicht, Realpolitiker als Verbrecher zu bezeichnen und testet ihre Programme vor der offiziellen Premiere mit Hilfe des Publikums auf dessen Wirksamkeit. Sie fragt etwa, wozu Bildung gut sei, wenn man aus Schaden klug würde und erfindet wunderbare Worte wie „Maulhaltestellen“ und „Brausepulverfass“. Man muss schon aufmerksam sein, um ihre sprachlichen Finessen nicht zu verpassen und ihre Sprachbildphantasien zu entschlüsseln.

Einfacher macht es einem da Simone Solga, die 1963 in Gera geborene Kabarettistin, die am 7.10. im Bocholter Textilwerk mit ihrem neuen Solo als Kanzlersouffleuse auftritt. Und obwohl dieser Text Anfang September – also lange vor der Bundestagswahl – entstanden ist, wird sie den Job mit großer Wahrscheinlichkeit noch weitere vier Jahre ausüben können. „Das gibt Ärger“, so der Titel, wird eine Abrechnung mit den Berliner Verhältnissen und deren Folgen für den Rest der Republik. Wer darüber nicht lachen könne, bekäme sein Eintrittsgeld zurück, verspricht sie. Das ist doch mal ein Wort.

Aber nur eines von vielen, die eine der besten und schönsten Künstlerinnen im deutschsprachigen Raum mit Verve, Können und Engagement im Laufe des Abends von sich gibt – verspricht hoch und heilig die stets über Tage lebende

Kai Magnus Sting | So 8.10. 20 Uhr | Ruhrhochdeutsch im Spiegelzelt, Dortmund | www.ruhrhochdeutsch.de

Uta Köbernick | Fr 20.10. 20 Uhr | Die Säule, Duisburg | www.duisburg.de/micro/saeule/

Simone Solga | Sa 7.10. 20 Uhr | Textilwerk/Bühne Pepperoni, Bocholt | www.buehne-pepperoni.de

ANNE NÜME

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