*Juke |ˈdʒuːk] kommt angeblich aus dem Kreolischen und bedeutet: humorvoll obszöne Musik, Tanz oder Sprache. „Jukebox live“, so der Titel, mit dem das in Bonn beheimatete Improvisationstheater Springmaus am 3. Februar auf der Pepperoni-Bühne in Bocholt auftritt, heißt also Musik-, Tanz- oder Sprache-Kasten. Womit das deutsche Ur-Ensemble aller zahllosen, inzwischen vorhandenen Impro-Gruppen zu Gast ist. Aber Achtung: Die Truppe hat sich im Laufe der Jahre mehrfach gehäutet und damit schwer gewandelt.
Zwar ist immer noch der um 1970 aus Kanada eingewanderte Schauspieler Bill Mockridge der Importeur dieser speziellen Kunst, aber die Mitglieder der ersten Stunde – als da wären Margie Kinsky, Andreas Etienne, Anka Zink, Michael (Mike) Müller, Sue Schulz und Helmut Lauerbach – gehen inzwischen ihre eigenen Wege. Das dickste Stück der Impro-Torte haben zweifelsohne Mockridge und Kinsky erwischt, indem sie 1983, dem Geburtsjahr der Springmaus, heirateten und sechs Knaben – unter ihnen der älteste, erfolgreiche Comedian Luke – das Leben geschenkt haben. Womit die „Knallerfamilie-Mockridge“ (WDR-Serie) vollständig war.
Dabei ist Bill, der eigentlich William heißt, nebenher – die Springmaus landete ab 1983 ihre ersten Erfolge im klitzekleinen Bonner Theater Anno Tubak – als Erich Schiller, Gatte von Mutter Beimer in der „Lindenstraße“ (ARD), einem großen Fernsehpublikum bekannt geworden. Kurz: Als am 1. April 1993 – acht Jahre nach Gründung des ersten Ensembles der Springmaus in der Bonner Oxfordstraße – das neue Haus eröffnet wurde, war die Verwirrung komplett. War das neu errichtete Gebäude dem Impro-Ensemble vorbehalten? Natürlich nicht. Hier gastierten sie alle: Hanns-Dieter Hüsch und Konrad Beikircher, Georgette Dee und Malediva und und und.
Eine eigene Ära hat der 2012 gestorbene Komödiant Dirk Bach begründet, der 1988 ein Engagement am Improvisationstheater Springmaus erhielt – und mit seinem Namen und Können zwei Jahre lang eine Menge zu dessen Popularität beitrug. Der kleine Dicki – wie er von allen seinen Freunden genannt wurde – spielte sich einen Wolf und wurde zum Publikumsliebling. Hatte er bereits in Walter Bockmayers „Filmdose“ die Grundlagen für sein Impro-Genie erworben, so lernte er es nun regelrecht professionell anzuwenden – eine Fähigkeit, die ihm nicht zuletzt auch als Bühnenschauspieler zugute kam.
Während die Springmäuse sich in den folgenden Jahren mausartig vermehrten und in Deutschlands Kleinkunsttempeln herum hüpften, dass es eine Lust war, ihnen zuzuschauen, blieb das Publikum ihnen treu. Das ist immer noch so. In der Regel turnen drei männliche und ein weiblicher Darsteller über die Bühne – die Namen tun wenig zur Sache, hier stehen ausschließlich wandlungsfähige Profis, die ihr Metier – intelligent zu unterhalten – beherrschen und live auf Zuruf aus dem Publikum agieren und diesmal vor allem singen können. Verspricht hoch und heilig Ihre stets über Tage lebende
Springmaus-Ensemble mit „Jukebox live“
Sa 3.2. 20 Uhr | Pepperoni-Bühne, Bocholt | www.buehne-pepperoni.de
Sa 17.3. | Die Kaue, Gelsenkirchen | www.emschertainment.de
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