Faschisten töten Menschen, die nicht in ihre Wahnvorstellungen passen, und ein Möchtegern-Kanzler wie Friedrich Merz fordert daraufhin stärkere Grenzkontrollen und eine Bekämpfung der Clan-Kriminalität. Jugendliche um Greta Thunberg protestieren gegen die Zerstörung der Erde, während ein Kabarettist wie Dieter Nuhr auf der großen TV-Bühne gegen den Klima-Aktivismus poltert. Liefern Politik und Kulturindustrie bereits zynische Zoten, die zum Verzweifeln sind? Das fragt man sich an einem fast vierstündigen Abend mit Hagen Rether. Denn der Kabarettist kommentiert das öffentliche Alltagsgeschehen aus der Sicht von „uns linksliberalen Öko-Multikulti-Spinner-Humanisten“, so die trotzige Selbstironie. Diesen „Gutmenschen“ erzählt er eigentlich seit fast 20 Jahren das Gleiche. Sein Tournee-Titel „Liebe“ hat sich seitdem genauso wenig verändert wie seine Haltung. Enttäuscht, fast verzweifelt blickt der Essener auf die Welt. Doch zwischen dem Pessimismus lässt ihn immer wieder Aufklärung funkeln. Etwa in Form der Bananen, die der überzeugte Vegetarier an sein Publikum verteilt, als könnte er eines der Tiere aus dem Massentierhaltungshorror retten. Zwischendurch seufzt er doch wieder und stellt angesichts von Rassismus oder Autoritarismus seine obligatorische Zwischenfrage: Waren wir als Gesellschaft nicht eigentlich schon mal weiter? (26.4. Schauspielhaus Bochum)
Stockt also der Fortschritt unseres Hirnstamms? Es ist zumindest die These, die sich durch Fritz Eckengas aktuelles Bühnenprogramm zieht: „Am Ende der Fahnenstange“. Der Untertitel: „Erschöpfungsgeschichten“. Das liegt nicht daran, dass der Radio-Kolumnist und Autor zahlreicher Bücher bereits seit über zwanzig Jahren durch das Ruhrgebiet tourt. Nein, auch der gebürtige Bochumer blickt nicht ohne Jammer auf unsere knapp 300.000-jährige Evolutionsgeschichte. (23.4. Ebertbad Oberhausen)
Wer möchte nicht angesichts des ausbleibenden Fortschritts die Hände wütend zusammenballen? „Ghettos Faust“ lautet das Soloprogramm von Özgür Cebe. Doch der Stand-Up-Kabarettist will mit seinen Auftritten gar nicht noch mehr Hass schüren. Diktaturen und Terror löst auch Cebe pointiert auf der Bühne auf – trotz all der gesellschaftlichen Rückfälle. Verzweifeln müssen wir nicht. Es gibt genug zu Lachen auf den Comedy-Bühnen. (26.4. Bahnhof Langendreer Bochum)
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