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Isabelle und Fabrice Tenembot
Foto l.: Paul Dudley, Foto r.: Fabrice Tenembot

„Kunst hat keine Farbe, Kunst ist Kunst“

31. März 2025

Isabelle und Fabrice Tenembot vom Verein Afrikultur über das 4. Mboa-Festival in Dortmund – Interview 04/25

Das Motto des Festivals für Kunst und kulturellen Austausch lautet in diesem Jahr: „Die Mehrsprachigkeit als Vorteil im kreativen Kontext“.

trailer: Isabelle und Fabrice, was war die ursprüngliche Vision hinter dem Mboa-Festival?

Fabrice Tenembot (FT): Wir wollten Künstler:innen eine Bühne bieten. Das Mboa-Festival ist eine Zelebration der Kunst. Es ist ein Fest, wo Leute zusammentreffen, über Kunst sprechen und Erfahrungen austauschen.

Isabelle Tenembot (IT): Die Betonung beim Festival liegt auf Vielfalt. Wir wollten Genres oder Kunstformen zeigen, die man nicht unbedingt auf dem Schirm hat. Dass es nicht nur die Literatur gibt, die man mit der Afro-Diaspora assoziiert, sondern man lernt auch Krimis, Romane, also komplett andere Genres kennen. Bei der Musik wollen wir uns auch noch weiterentwickeln, dass man andere Facetten und ganz kleine Subgenres kennenlernt.

Seit der Gründung hat sich das Festival stetig weiterentwickelt. Wie hat sich das konkret in den letzten Jahren gezeigt?

FT: Das Festival existiert seit 2022. Die drei vorherigen Ausgaben haben immer im Studio B der Stadt und Landesbibliothek, unserem Hauptpartner, stattgefunden. Dieses Jahr findet das Festival im Dietrich-Keuning-Haus statt, weil der Raum zu klein wurde. Und das Interesse am Mboa-Festival ist gewachsen – sowohl in Bezug auf Publikum als auch auf Künstler:innen.

Wie kommt das Programm zustande?

FT: Pro Jahr haben wir immer ein Thema. Dieses Jahr ist es „Die Mehrsprachigkeit als Vorteil im kreativen Kontext“. Über das Jahr machen wir ein „Scoping“. Wir schauen uns um, welche Künstler:innen zu dem Thema passen. Wir werden zum Beispiel eine Podiumsdiskussion veranstalten. Kulturwissenschaftler:innen, Künstler:innen, Journalist:innen und der Gründer einer afrikanischen Sprachschule werden das Thema diskutieren.

Wen wollt ihr mit dem Festival ansprechen?

IT: Das Festival hat drei Adressaten. Wir wollen einen Raum schaffen, wo sich die Künstler:innen präsentieren und austauschen können. Im Bereich Literatur ist es als aus der Afrodiaspora stammende Person sehr schwierig, in irgendeiner Form gesehen zu werden. Dann gibt es die Gäste, die man aufteilen kann in die zwei offensichtlichen Gruppen; die aus der Afrodiaspora und – ich sage mal – die westlichen. Für die Afrodeutschen wollen wir den Stolz fördern, um selbstbewusst in der Gesellschaft aufzutreten und wachsen zu können. Und allen anderen möchten wir zeigen, wie unterschiedlich die Kultur ist. Es gibt nicht nur Burna Boy, wenn es natürlich ohne Frage ein exzellenter Künstler ist, aber es gibt noch viele andere Subkulturen und Genres, die genauso viel Aufmerksamkeit brauchen.

Welche Programmpunkte sind aus eurer Sicht besonders wichtig?

FT: Es gibt zum Beispiel Tanzauftritte aus dem Bereich Afro-Dance. Zu den wichtigsten Momenten gehören am zweiten Abend die beiden Konzerte. Es kommen zwei Sängerinnen aus dem Bereich Jazz und Afro-Pop: Melane und Joy Bogat. Das ist die Identität und der Anspruch des Mboa-Festivals, dass wir das immer wirklich live und professionell machen. Neben dem Hauptprogramm läuft ein Kinderprogramm, wie Märchenerzählungen aus der Afro-Diaspora. Außerdem gibt es beim Mboa-Festival auch ein kulinarisches Atelier. Wir arbeiten unter anderem in Kooperation mit dem ghanaischen Restaurant Atinka aus Bochum. 

Afrikanische Kunst und Kultur ist in vielen Bereichen unterrepräsentiert. Bemerkt ihr Veränderungen?

IT: Es findet in letzter Zeit viel mehr Aufarbeitung statt. Man beschäftigt sich mehr mit Ursprüngen von Musikrichtungen wie Rock ‘n‘ Roll und hinterfragt vermeintliche Gesichter wie Elvis Presley. Was mir außerdem auffällt: Es entsteht viel mehr Selbstbewusstsein. Künstler:innen arbeiten mehr mit eigenen Rhythmen und der eigenen Sprache.

FT: Die beiden Sängerinnen, die wir eingeladen haben, repräsentieren genau diese Diversität. Sie sind hier geboren und machen afrikanische Musik. Aber was heißt afrikanische Musik? Sie machen Musik, weil für mich hat die Kunst keine Farbe, Kunst ist Kunst.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Organisation?

FT: Viele! Organisatorisch ist es immer eine Herausforderung, aber eine, die wir gerne annehmen. Es geht um Finanzierung, Logistik und auch Ehrenamtliche, die sich engagieren. Wir machen das alle nebenbei – ich arbeite als Business Unit Manager, Isabelle als Category Manager Assistant. Trotzdem investieren wir viel Zeit und Herzblut. Besonders schwierig ist es, Sponsoren zu finden, die bereit sind, ein Festival wie unseres zu unterstützen. Aber wir wachsen, bekommen mehr Aufmerksamkeit, und das motiviert uns, weiterzumachen.

Mboa Festival | 25., 26.4. | Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund | 0231 502 51 45

Interview: Emilia Huhn

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