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„Asche“ am Hamburger Thalia Theater
Foto: Armin Smailovic

Von innerer Ruhe bis Endzeitstimmung

22. April 2025

Die 50. Mülheimer Theatertagen – Prolog 04/25

Beim Mülheimer Dramatikerpreis kämpfen sieben bis acht Stückeschreiber:innen um Ruhm und 15.000 Euro und am Ende gewinnt immer Elfriede Jelinek. Die Verballhornung des Zitats vonGary Lineker ist natürlich nicht ernst gemeint, auch der britische Fußballgott hat seine steile Aussage, „… und am Ende gewinnen immer die Deutschen“, längst revidiert – sicher sehr zum Leidwesen bestimmter Gruppen, die sich insbesondere im Osten wieder vermehrt „Führung“ wünschen. Womit wir bereits drin sind in der Stückauswahl der Mülheimer Theatertage, die seit 1976 immer im Mai Theatermacher:innen und Besucher:innen an die Ruhr laden. Gezeigt werden jeweils sieben bis acht Stücke aus dem deutschsprachigen Raum, meist in den Uraufführungsinszenierungen. Eine Besonderheit: Bereits seit 2010 gibt es auch den KinderStückePreis, bei dem fünf Stücke für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren um eine Trophäe konkurrieren, die ebenso hoch dotiert ist wie die für die Abendspielstücke.

Kommen wir noch einmal in den Osten der Republik, wo der Autor Lukas Rietzschel lebt. Mit seinem Stück „Das beispielhafte Leben des Samuel W.“ ist er im Wettbewerb um den Dramatikerpreis vertreten. Es erzählt von einem AfD-Mann auf dem Weg an die Macht in einer sächsischen Kleinstadt. Damit war Rietzschel bereits seit Januar thematisch verdammt nah am blauen Ost-Desaster der Bundestagswahl nur einen Monat später. Die meisten der Stücke befassen sich in diesem Jahr mit gesellschaftlichen Konflikten, sei es eine Horrorkomödie über die Wohnungsnot als Folge der Gentrifizierung („Altbau in zentraler Lage“, Raphaela Bardutzky) oder auch eine böse Abrechnung mit dem einstigen Treiben neo-identitärer FDP-Politiker auf Sylt („Doping“, Nora Abdel-Maksoud). Für Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek sind dies alles Symptome für eine Abwärtsspirale der menschlichen Existenz, deren drohendes Ende in „Asche“ mündet. Das gleichnamige Stück, zu sehen in Jette Steckels Regiefassung für das Hamburger Thalia Theater, behandelt auch anhand der verschwundenen Götterwelt ihr ewiges „Warum?“ in der Endzeit. Wie immer ein mächtiger Text voller apokalyptischer Angst vor Verlust und Zerfall, aber auch eine dramatische Mächtigkeit.

50. Mülheimer Theatertage | 10.-31.5. | div. Orte in Mülheim an der Ruhr | www.stuecke.de

Peter Ortmann

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