Es ist nicht so einfach, ein Fußballturnier der Religionen zu organisieren. Der Dortmunder Dialogkreis der Abrahamsreligionen plante die gemeinsame Sportveranstaltung um das Wochenende herum. Und suchte einen passenden Termin. Freitag? Die Muslime und Muslima winkten ab, da finde schließlich das Freitagsgebet statt. Samstag? Das sind die Jüd:innen verhindert, schließlich ist dannSabbat, der Ruhetag. Und Sonntagvormittag? Da versammeln sich die Christ:innen zum Gottesdienst in der Kirche. Schließlich einigten sich alle auf den späten Sonntag – aus Respekt vor dem Islam natürlich ohne das traditionelle Bier zum Volkssport.
Pfarrer Friedrich Stiller erwähnt dieses Beispiel, um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei monotheistischen Religionen zu verdeutlichen. „Wir zielen nicht auf eine Einheitsreligion ab, sondern leben mit den Unterschieden“, sagt Stiller, Sprecher des Dortmunder Dialogkreises der Abrahamsreligionen, bestehend aus ihm selbst, Alexander Krimhand (Vertreter der jüdischen Kulturgemeinde), Pfarrer Ansgar Schocke (Vertreter der katholischen Stadtkirche Dortmund) und Imam Ahmad Aweimer (Vertreter der muslimischen Gemeinden in Dortmund).
Gesellschaftlicher Zusammenhalt gefährdet
Im Jahr 2006 fanden sich die Repräsentanten ihrer Gemeinden zusammen. Für die Zusammenarbeit haben sie eine Selbstverpflichtung formuliert. Zu den Grundlagen zählen: eine respektvolle Begegnung, der Abbau von Vorurteilen in Gesprächen, ein besseres Kennenlernen, Respekt vor dem Glauben des Anderen, gegenseitige Geduld sowie eine jährliche Feier. Traditionell kommen alle Beteiligten auch regelmäßig zu einem interreligiösen Gebet zusammen. „Dieser Dialog ist für die jüdische Gemeinde wichtig, weil er hilft, sich mit anderen Gemeinden auszutauschen, sich gegen Antisemitismus aufzustellen und in der Stadtgesellschaft vorzukommen.“
Das bekräftigt auch Pfarrer Stiller: „Trotz der Meinungsverschiedenheiten sind wir dem Dialog verpflichtet. Wir erlauben nicht, dass Juden oder Muslime in Haft genommen werden.“ Denn Antisemitismus und antimuslismischer Rassismus gefährden bereits seit Jahrzehnten den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dagegen will sich auch der Dialogkreis stemmen. „Für die jüdische Gemeinschaft ist die Sicherheit ein Dauerthema“, sagt Stiller. Doch die alltägliche Diskriminierung spüren gerade auch die Muslime und Muslima, wie Imam Ahmad Aweimer erläutert: „Viele finden keine Arbeit und merken, dass sie aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt werden.“
Längst nicht am Ziel
Gerade Frauen, die ein Kopftuch tragen, gehörten zu den Diskriminierten, wie Aweimer ergänzt. Der Imam weiß aber auch, dass es nicht die Vielen sind, die diesen Rassismus verbreiten: „Es ist nicht die Mehrheit, sondern die Minderheit, die die ganze Gesellschaft damit in Haft nimmt.“ Warum sollten unterschiedliche Herkünfte oder Konfessionen auch zu Konflikten führen? „Wir haben mehr Gemeinsamkeiten, als wir denken“, so Aweimer. Und die Unterschiede? „Aber die sind kein Grund für Streit, sondern für Verständigung. Es wäre doch langweilig, wenn wir alle gleich wären.“
Trotz des gegenseitigen Respekts in den Gemeinden sei der Dialogkreis jedoch noch längst nicht am Ziel. „Wir haben noch einen weiten Weg. Bei der Praxis der Begegnung ist noch Luft nach oben“, sagt Stiller. „Da müssen wir neue Wege finden, damit in den Gemeinden mehr passiert.“
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zentralratderjuden.de | Der im Jahr 1950 gegründete Zentralrat der Juden vertritt die öffentlichen Interessen von 23 Landesverbänden und 105 Gemeinden und ist als Ansprechpartner für die Landes- und Bundespolitik etabliert.
rat-der-religionen.de | Der Rat der Religionen Frankfurt gibt auch eine Übersicht von verwandten Einrichtungen in anderen deutschen Städten.
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