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Gemeinsame Geschichte, öffentlicher Austausch
Bild: ojimoreno / Adobe Stock

Religionen mögen trennen – Religiosität eint

30. August 2021

Der Wuppertaler Runde Tisch sieht und praktiziert Glauben als Basis zur Verständigung – Teil 3: Lokale Initiativen

Gründungsmotiv war ein Mordanschlag, markanter Moment der Angriff auf ein Gotteshaus: Zerstörung, nicht nur im Glaubenskontext, ist dem Runden Tisch der Religionen als Phänomen nicht fremd – im Gegenteil. Denn gegen Destruktion setzt dieser Wuppertaler Kreis Verständnis. Juden, Christen und Muslime treffen sich dabei zum Gespräch; inzwischen außerdem dabei: Vertreter der Aleviten (sie gelten teils als Muslime, teils als eigene Konfession) sowie der Bahai (sie glauben an die Einheit der Religionen und einen gemeinsamen göttlichen Ursprung).

„Der Mensch ist unrettbar religiös.“ Leicht abgewandelt zitiert Michael Grütering, katholischer Pfarrer und früherer Elberfelder Dechant, diesen prägnanten Satz als Basis des „Tischs“. Selbstverständlich ist es nicht, dass sein erster Anlass in religiösem Austausch mündete: Es war der Brandanschlag von Solingen, bei dem 1993 fünf Menschen starben. Nicht Glaubensstreit, sondern Rechtsextremismus war der Hintergrund. Doch für die Gründer um den evangelischen Pfarrer Karl Federschmidt war klar: Religiosität eint (trotz allem) Menschen wie nichts anderes – beste Basis zur Verständigung.

Öffentlicher Streit

Zunächst kamen in diesem Sinn Christen und Muslime zusammen. 1999 kam über einen geplanten Kalender, der über ihre Festtage die Bezüge der zwei Religionen darstellen sollte, das Judentum ins Spiel – und letztlich an den Tisch: „Viele der gemeinsamen Fest-und Erzähltraditionen“ konnten, so einst Karl Federschmidt, „erst in diesem Zusammenhang deutlich werden“. In Zukunft wird man sich, nach den schon genannten Erweiterungen, weiter öffnen: in Richtung Buddhismus und Hinduismus.

Was nun tut dieser Tisch? Wer an mehr privaten Austausch denkt, liegt falsch – vielleicht zum Glück. Es geht um Öffentlichkeit: Der Austausch soll von Interessierten verfolgt werden. „Hör' dir anderes an!“, bringt Pfarrer Grütering auf den Punkt, was man sich dort von den Zuhörern mit diesem oder jenem konfessionellen Background wünscht. Im November 2016 etwa ging es unter dem Titel „Das Leben danach“ um die Jenseitsvorstellungen in den Religionen. Anfang 2020 lud man ins Katholische Stadthaus zum Thema „Darf Frau das?“, und öffentlich wurde der Tag in turbulenter Form: Schnell dominierte im Saal die Skepsis zum Frauenbild im Islam.

Muslime würdigen eine Synagoge

Auf die Probe gestellt, könnte man vielleicht sagen, wurde in Wuppertal der religiöse Wille zur Verständigung im Jahr 2014: Drei Muslime warfen Molotowcocktails auf die Barmer Synagoge, bestritten aber vor Gericht ein antisemitisches Motiv, was dort zunächst geglaubt wurde. Dabei ließ sich ihren Aussagen entnehmen, dass die Tat im Nahostkonflikt wurzelte: Das Trio wollte demnach „auf den Gaza-Krieg hinweisen“. Spontanes Statement? Judenhass? Politik? Religion? Oder ist es sophistisch, sich hier hinter einer Teilantwort zurückzuziehen? Wo das Gericht den Eindruck des Lavierens erweckte, kam ein klares Signal von religiöser Seite. Denn als erstes waren Vertreter des Islam vor Ort und erklärten, wie sich Grütering erinnert: „Dies ist ein Haus Gottes.“

Es mutet an wie ein Ausbuchstabieren dessen, wofür der Runde Tisch steht: Religion als Ebene, auf der Konflikte verhandelt – und Attacken verurteilt werden.


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rat-der-religionen.de | Der Rat der Religionen Frankfurt gibt auch eine Übersicht von verwandten Einrichtungen in anderen deutschen Städten.

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Martin Hagemeyer

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