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Teddypreisträger Sébastien Lifshitz, Malgorzata Szumowska und Stacie Passon

Doppelsieg für polnischen Film

20. Februar 2013

Auf der Berlinale wurden die schwul-lesbischen Teddys verliehen – Foyer 02/13

Zum siebenundzwanzigsten Mal schon wurden bei den 63. Internationalen Filmfestspielen in Berlin am 15. Februar 2013, einen Tag vor der Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären, die queeren Äquivalente überreicht. Die Teddy Awards gehen an die besten Filme aus allen Berlinale-Sektionen, die eine schwule, lesbische oder transidentische Thematik aufweisen können. Abgestimmt über die in vier Kategorien vergebenen Preise hatte auch in diesem Jahr eine neunköpfige Jury, die aus FestivalmacherInnen aus der ganzen Welt zusammengesetzt war. In der Kategorie „bester Kurzfilm“ fiel die Wahl auf den schwedischen Film „Ta av mig“ (Undress me) von Victor Lindgren, in dem das Näherkommen zweier Menschen geschildert wird, von denen einer transsexuell ist. Auch in der Rubrik „bester Dokumentar-/Essayfilm“ wurde ein Film mit transsexueller Thematik zum Sieger gekürt, Sébastien Lifshitz’ „Bambi“ über eine Pionierin selbstbewussten Trans*Lebens, Marie-Pierre Pruvot.

Gloria Viagra mit modischem Oberlippenbart

Die Jury nutzte erneut die Möglichkeit, einen Jury-Award zu vergeben. Diesen nahm 2013 die US-amerikanische Regisseurin Stacie Passon für „Concussion“ entgegen, der zusammen mit „Interior. Leather Bar“ von Travis Mathews und James Franco auch in der Kategorie „bester Spielfilm“ zu den Nominierten zählte. Dort unterlagen die beiden Titel allerdings gegen den polnischen Film „W imie…“ (In the Name of) von Malgorzata Szumowska, der im Hauptwettbewerb der Berlinale auch um den Goldenen Bären angetreten war. Die Regisseurin beschäftigt sich darin auf sehr zurückgenommene Weise mit den Seelenqualen eines Priesters (Andrzej Chyra), der sich seiner homosexuellen Neigungen bewusst wird. Da dem Film bei den Teddy-Awards auch der LeserInnenpreis ELSE des Berliner Szenemagazins „Siegessäule“ zugesprochen wurde, konnte Szumowska auf der Berlinale einen seltenen Doppelsieg für sich verbuchen.

Rufus Wainwright mit seinem deutschen Ehemann Jörn Weisbrodt

Ernste Töne wurden bei der Verleihung des „Special Teddy Award“ angeschlagen, der heuer an das afrikanische Filmprojekt „Steps for the Future“ ging. Die Organisatoren möchten unter afrikanischen Jugendlichen das Bewusstsein für HIV und AIDS schärfen, was sie mit bewegten Bildern versuchen, die sie an die entlegensten Orte in afrikanischen Dörfern bringen, ganz im Sinne fahrender Kinematografen, die einst die Wiege des Kinos darstellten. Beim „Teddy Topic“ kam Boris Dittrich zu Wort, der Leiter des LGBT-Rechteprogramms bei „Human Rights Watch“. Er machte deutlich, dass man das Zurückrudern hinsichtlich der schwul-lesbisch-transidentischen Rechte in Ländern wie Russland wachsam im Auge behalten müsse: „Die Zukunft liegt nicht vor uns, sondern in uns. Jeder von uns kann etwas bewegen und die Welt verändern.“ Zur Auflockerung der vielen seriösen Themen gab es aber auch in diesem Jahr wieder eine Fülle sehenswerter Musiknummern, allen voran die von Stargast Rufus Wainwright. Der ließ es sich nach der Hochzeit mit seinem deutschen Freund Jörn Weisbrodt im vergangenen August nicht nehmen, am Abend den Hildegard-Knef-Klassiker „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ auf bezaubernd unperfekte Weise auf Deutsch zum Besten zu geben.

Text/Fotos: Frank Brenner

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