Actrices - oder der Traum aus der Nacht davor
Frankreich 2007, Laufzeit: 108 Min., FSK 6
Regie: Valeria Bruni-Tedeschi
Darsteller: Valeria Bruni-Tedeschi, Noémie Lvovsky, Marisa Borini, Louis Garrel, Valeria Golino, Maurice Garrel, Bernard Nissile, Olivier Rabourdin
Marcelline ist eine gefeierte Schauspielerin. Kurz vor ihrem vierzigsten Geburtstag und während der Proben zu einem Theaterstück, in dem sie die Hauptrolle spielen soll, verfällt sie in eine Sinnkrise.
Valeria Bruni Tedeschis zweiter Film ist abermals eine autobiographisch motivierte Tragikomödie. Ihr Alter Ego, die Schauspielerin Marcelline, soll die Rolle der Natalja Petrowa in Turgenjews "Ein Monat auf dem Land" spielen. Eine Rolle, die Bruni Tedeschi selbst einmal übernehmen sollte, dann aber von der Regieassistentin ersetzt wurde. Die Figur erinnert an die von Gena Rowlands gespielte Myrtle in "Die erste Vorstellung" von John Cassavetes: Marcelline steckt in der sogenannten Midlife Crisis. Neurotisch, divenhaft, clownesk tritt sie auf, ein wenig unsicher und immer wieder überrumpelt vom eigenen Spott, den sie unkontrolliert gegen sich und andere richtet. Zwar kann sie auf eine erfolgreiche Karriere als Schauspielerin zurückblicken, doch mit zunehmendem Alter scheint das Glück in Form einer erfüllten Partnerschaft und eines Kindes in unerreichbare Ferne zu rücken. In der Regieassistentin Nathalie (Noémie Lvovsky, die zusammen mit Bruni Tedeschi das Drehbuch schrieb) begegnet sie quasi ihrem Gegenentwurf. Nathalie hatte einst mit Marcelline Schauspiel studiert, dann aber eine Familie gegründet und die Karriere aufgegeben. Während Marcelline in der Kirche die heilige Jungfrau Maria bittet, ihr doch ein Kind zu schenken – sie würde dafür gerne auf Ruhm und Erfolg verzichten – verlässt Nathalie ihre Familie. Bruni Tedeschi arbeitet sich aber nicht an dem Gegensatzpaar ab, es bietet ihr nur eine Ausgangssituation, die im weiteren Verlauf zwar immer Motiv bleibt, aber mehr und mehr ausfranst. Die aufgezeigten Lebensentwürfe und Sehnsüchte sind Möglichkeiten in einem launischen und leidenschaftlichen Spiel. Die hermetisch abgeriegelte Welt des Theaters hebt allmählich die Trennung zwischen Traum und Wirklichkeit, Fiktion und Realität auf. Marcelline kommt dabei aus dem Wundern und Staunen nicht heraus, und einige Male prustet sie los vor Lachen, denn außerordentlich komische Dinge spielen sich ab. Treffend beschreibt Bruni Tedeschi ihren Humor: "Als würde man auf einer Beerdigung plötzlich einen Lachkrampf bekommen."
(Alexandra Kaschek)
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