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Rüdiger Schmidt-Sodingen

Besuchen Sie Europa

28. November 2024

Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24

Der jüngst veröffentlichte Made in Europe-Report der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle untersuchte den Erfolg des europäischen Kinofilms während der letzten zehn Jahre. Die Ergebnisse sind, gelinde gesagt, ausbaufähig. 6 Prozent der weltweiten Bevölkerung sahen sich im vergangenen Jahr eine europäische Produktion an, was einem Rückgang zum Vorjahr um 1,8 Prozentpunkten entspricht. Zwar liefert Europa nach wie vor anzahlmäßig die meisten Filme an die Kinos dieser Welt – doch nach Zahlen und Ticketverkäufen besucht das Publikum vor allem US-Produktionen (56 Prozent) und chinesische Filme (26 Prozent).

Das liegt vor allem daran, dass sage und schreibe 61 Prozent der europäischen Kinofilme nur in einem Markt ausgewertet werden – meist im Land ihrer Produktion. Seit Mitte der 1980er Jahre und dem Rückzug des europäischen Starkinos, das mit einem „High-Concept“- und Qualitätskino „made in Hollywood“ einherging, haben beispielsweise weder französische noch italienische Filme kontinuierlich Erfolge bei uns feiern können. Immerhin gab es mit „Die fabelhafte Welt der Amélie“, „Ziemlich beste Freunde“ und den „Monsieur Claude“-Filmen ein durchaus heftiges Nachflackern des Erbes von Louis de Funès – aber dies nur kurz statt stetig.

Dabei, behaupte ich, ist das Interesse am Kino und den Figuren unserer europäischen Nachbarn durchaus vorhanden. Viele mittelgroße und kleine Erfolge beweisen das. Aber es stimmt eben auch, dass es Namen braucht, die Filme ab einem gewissen Zeitpunkt alleine tragen. Oder dass Filme so clever vermarktet werden müssen, dass man sie einfach unbedingt sehen will. So lief Julien Hervés Familienkomödie „Oh là là – Wer ahnt denn sowas?“ mit Christian Clavier durchaus gut, während der in Frankreich als Megahit geltende „Was ist schon normal?“ enttäuschte.

Immerhin traute sich der Berliner Verleih Tobis an Paolo Cortellesis italienisches Nachkriegsdrama „Morgen ist auch noch ein Tag?“ heran, das es dann auf solide 260.000 Besucher brachte. Den größten Hit mit über einer Million Besucher lieferte StudioCanal mit dem Jugendfilm „Ella und der schwarze Jaguar“. Er brach die Regel, dass Millionenerfolge im Familienkino nur noch am Computer entstehen können.

Besonders interessant ist, dass es 2024 gleich mehrere US-Co-Produktionen europäischer Filmemacher gab, die den Europäern Mut machen, die Art ihres künstlerischen und etwas anderen Kinos bitte nicht abzuändern, sondern durchzuziehen. Sowohl Yórgos Lánthimos‘ „Poor Things“, Coralie Fargeats „The Substance“ als auch Pedro Almodóvars „The Room Next Door“ warben vehement für ein cleveres, lebendiges und auch sinnliches Kino – überall auf der Welt.

Rüdiger Schmidt-Sodingen

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