American Sniper
USA 2015, Laufzeit: 132 Min., FSK 16
Regie: Clint Eastwood
Darsteller: Bradley Cooper, Sienna Miller, Luke Grimes
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Gut gemeinter Kriegsfilm
Stolz der Nation
„American Sniper“ von Clint Eastwood
Ein Scharfschütze zieht für sein Land in den Krieg und verzeichnet an der Front Abschüsse im dreistelligen Bereich. Daheim erwächst er damit zur Legende. Der Scharfschütze gibt nicht viel auf den Rummel. Er ist bloß stolz auf seinen Job, ist Überzeugungstäter, auch rückblickend kennt er keine Reue. Denn er hat eine Rechtfertigung: Mit jedem Kill verteidigt der Scharfschütze seine Kameraden, seine Familie, „das beste Land der Welt“.
Über einen solchen Scharfschützen wurde schon vor sechs Jahren ein Spielfilm gedreht. Eli Roth hat ihn inszeniert. 2009, als Film im Film in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“. Ein Kriegspropaganda-Machwerk der Nazis namens „Stolz der Nation“. Daniel Brühl spielt in dem Zehnminüter, den man sich auf Blueray komplett anschauen kann, den deutschen Soldaten Fredrick Zoller, der im Feindesland von einem Kirchturm herab zahllose Gegner niederstreckt. Zollner wird in „Inglourious Basterds“ Nazionalhed, Goebbels persönlich beordert die Verfilmung seiner Großtat. Eli Roth liefert den Abriss eines stumpfen Heldenabenteuers, das vornehmlich die Kills dokumentiert und in den spärlichen Lücken den Helden oben im Turm dabei betrachtet, wie er in den Schießpausen innehält, um nachdenklich durchzuatmen, um ein Hakenkreuz in den Boden zu ritzen, um am Ende seinen vergifteten Groll zu schüren und wieder engagiert anzuvisieren. Das Zehn-Minuten-Portrait eines Volkshelden, eines patriotisch erfüllten Scharfschützen, eines legendären Snipers. Eine Kriegerdenkmal-Farce, zeitlich angelegt in den Endkriegswirren des Zweiten Weltkriegs.
Siebzig Jahre später. Fredrick Zollner heißt jetzt Chris Kyle und ist Amerikaner. Cyle meldet sich nach 9/11 freiwillig und bringt es als Scharfschütze im Irak bei vier Einsätzen auf 160 offiziell verbuchte Kills. Der Feind setzt damals ungeschlagene 20.000 US-Dollar Kopfgeldprämie auf ihn aus, daheim erwächst Kyle zur Legende.
Hollywood-Legende Clint Eastwood mag den Krieg nicht. Aber er mag sein Land. Eastwoods Leinwandschaffen ist so umfassend wie vielseitig, er inszeniert und verkörpert wortkarge Loner ebenso wie ambivalente, reflektierte Figuren. Und er mag nebenbei immer noch Helden. Das reale Vorbild zu diesem Kriegsfilm, Chris Kyle, ist ein amerikanischer Held.
Anders als Eli Roth hat Clint Eastwood 132 Minuten Zeit und versucht die Vertiefung seines Protagonisten, indem er posttraumatische Belastungsstörungen und daraus resultierende Eheprobleme anreißt. Krisen, die sich schleichend ankündigen, aber am Ende viel zu leicht verpuffen. Eastwood will beide Seiten zeigen, doch Geschehen und Spannungsmomente seines Films spielen sich vordergründig an der Front ab. Eine Priorität, die Eastwood atmosphärisch aufregend, schmerzhaft und mit zurückgenommenem Pathos inszeniert. „American Sniper“ ist gut gemeint. Aber der, der es gut meint, ist ein Patriot. Eastwood hat zwar keine unfreiwillige Farce gedreht. Aber er hat mit diesem Film auch ein amerikanisches Kriegerdenkmal gesetzt.
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