Der junge Messias
USA 2016, Laufzeit: 112 Min., FSK 12
Regie: Cyrus Nowrasteh
Darsteller: Adam Greaves-Neal, Sean Bean, Vincent Walsh
>> www.derjungemessias-film.de/home
Drama über die Kindheit von Jesus Christus
Bibel-TV
„Der junge Messias“ von Cyrus Nowrasteh
Was für eine Art Bibel-Film würde Jesus Christus heute wohl drehen? Einen Monumentalfilm wie DeMilles „Zehn Gebote“, einen Blockbuster wie zuletzt Ridley Scott mit „Exodus“? Oder hätte der einfache Zimmermann die Leinwand mit Wasser statt mit teurem Wein bepinselt und sich vielmehr auf den narrativen Gehalt gestützt – und eben damit am Ende aus Wasser Wein gemacht? Nun, Cyrus Nowrasteh zumindest hält es inszenatorisch schlicht und verzichtet auf Pixel-Hokuspokus, Kostümzauber und Massenaufmärsche. Vielmehr erzählt der Fernsehregisseur („Falcon Crest“, „The Day Reagan Was Shot“) die einfache Geschichte eines einfachen Mannes. Oder vielmehr eines einfachen Knaben, denn Gottes Sohn ist hier gerade mal sieben Jahre alt, ahnt so einiges, weiß aber noch nichts von seiner wahren Herkunft und Bestimmung. Die Mutter und der Pflegevater halten ihn nämlich noch für zu jung für die Wahrheit: Es sind die Fragen eines Kindes, sagt Josef, die jedoch nach Antworten für einen Erwachsenen verlangen. Der kleine Jesus indes erweckt, ob Vogel oder Mensch, Tote zum Leben. Er heilt die Kranken und macht Blinde sehend. Auch das passt dem Vormund nicht ins pädagogische Konzept: Wenn es Jesus schon überkommt, mahnt er, dann doch bitte nicht in der Öffentlichkeit. Und das hat gute Gründe: Herodes Junior hat einen Centurio (Sean Bean) damit beauftragt, Jesus zu finden und zu töten. Der Weg, den Jesus mit seiner Familie vom Exil Alexandria gen Nazareth einschlägt, ist entsprechend steinig.
Der Spielfilm basiert auf dem Roman „Jesus Christus. Rückkehr ins Heilige Land“ von Anne Rice („Interview mit einem Vampir“). Das Buch ist der erste Band einer bisher zweiteiligen Jesus-Christus-Reihe. Wie auch immer: Das, was hier aus bisher Unerzähltem zusammengesponnen wird, ist uninspiriert und ohne Relevanz. Vielmehr kaut die Geschichte lethargisch das vor, was bereits geschrieben steht und noch kommen soll: Der Leidensweg des Gotteskindes, Begegnungen mit Milde, Hoffnung, Unrecht und Verfolgung. Visionen und Heilsgeschichten. Ein Weg durch Nächstenliebe, Vergebung und Läuterung. Und die Prüfung durch das Böse in Gestalt eines namenlosen Herren, der dem künftigen Messias auf seinem Weg wiederholt begegnet, genannt: „Der Mann“. Ein süffisant verführerischer, irgendwie aber zutiefst arger Du-weißt-schon-wer-Badie, der gleich zu Beginn in den Apfel beißt, den Menschen Misstrauen einflüstert und sie gegeneinander, vor allem aber gegen den jungen Jesus aufhetzt. So weit, so bekannt. Einziger neuer Ansatz in diesem zusammenphantasierten biografischen Drama bleibt der pädagogische Konflikt, der Maria und Josef vor Herausforderungen stellt – und der am Ende einfach verworfen wird.
Die mimische Bandbreite des jungen Hauptdarstellers Adam Greaves-Neal beschränkt sich auf verklärte Entgeisterung und Dackelblick, warum sich Sean Bean hierher verlaufen hat, bleibt schleierhaft. Die geerdete Inszenierung wirkt in Innenräumen oft kulissenhaft und entgleist endgültig in den TV-Sumpf, wenn sie doch mal unbeholfen mit Minimaleffekten wie Zeitlupen und Überblendungen Wundersames zu zeichnen sucht. Die Musik rahmt das Drama mit Streicherwogen, Weltmusik und aufgeregter Folklore. Das, was Nowrasteh hier inszeniert, ist hölzerner als jedes Kreuz und reicht nicht einmal für ein Gleichnis. Nun, manchmal bleibt Wasser eben auch einfach bloß Wasser.
(Hartmut Ernst)
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