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Die Zeit, die bleibt
Frankreich 2005, Laufzeit: 78 Min.
Regie: François Ozon
Darsteller: Melvil Poupaud, Jeanne Moreau, Valeria Bruni-Tedeschi, Daniel Duval, Marie Rivire, Christian Sengewald, Louise-Anne Hippeau, Henri de Lorme, Walter Pagano

Nachdem Franois Ozon mit der Boulevard-Adaption "8 Frauen", dem Erotik-Krimi "Swimming Pool" und zuletzt mit dem Ehedrama "5 x 2" gezeigt hat, dass er die unterschiedlichsten Genres formal virtuos beherrscht, führt er mit seinem neuen Film seine im Jahr 2000 mit "Unter dem Sand" begonnene Trilogie zum Thema Trauer fort. Handelte der erste Teil von einer Frau, die den Tod ihres Ehemanns nicht verkraftet, so geht es in "Die Zeit die bleibt" um emotionale Prozesse, die beim Protagonisten in Gang gesetzt werden, wenn die Endlichkeit des Daseins unvermittelt in nächste Nähe rückt. Ozons strenger Wille zur Form beeindruckt auch dieses Mal auf ganzer Linie und bereitet indirekt auch schon den Abschluss der Trilogie vor, der nach seinem eigenen Bekunden von der Trauer um ein verstorbenes Kind handeln soll. Romain muss sterben, doch zunächst verrät er niemandem davon, sondern nimmt sich Urlaub und verhält sich weitgehend so gut oder schlecht wie immer. Unter der Oberfläche jedoch verändert sich Romain, und auch das Näschen Koks, das er sich von Zeit zu Zeit gönnt, scheint keine wirkliche Erleichterung mehr zu bringen. Die Ehrlichkeit und Härte, mit der Romain seinen Mitmenschen begegnet, nimmt vorerst zu. Der Schwester wirft er vor, eine verklemmte Spießerin zu sein, den Vater stellt er zur Rede über längst vergangene Affären und das Verhältnis zur Mutter, und seinen Freund Sasha wirft er aus der Wohnung. Er besucht seine Großmutter (Jeanne Moreau), die einzige Angehörige, der er sich wirklich nahe fühlt, und weiht sie in sein Geheimnis ein. Er arrangiert ein letztes Treffen mit Sasha, spricht mit seinem Arzt und geht viel spazieren. Romain ist auf dem endlosen Weg zu seinem eigenen Ich - und das ist gleichermaßen so vollkommen und unvollkommen, wie wir Menschen eben sind. Dass einen "Die Zeit die bleibt" trotz des Themas nicht schwermütig stimmt, liegt an Ozons außerordentlicher Inszenierung. Als kühler Stilist vermeidet er jeden Manierismus, konzentriert sich ganz auf die Charaktere und schafft gerade deswegen eindringliche Bilder, die sich nachhaltig beim Betrachter einprägen.

(Eric Horst)

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