Ein mutiger Weg
USA 2007, Laufzeit: 108 Min., FSK 12
Regie: Michael Winterbottom
Darsteller: Angelina Jolie, Dan Futterman, Irfan Khan, Archie Panjabi, Will Patton, Jillian Armenante, Denis O'Hare, Demetri Goritsas
Zum zweiten Mal widmet sich Michael Winterbottom einem Schicksal der Post-9/11-Ära: dem Mord an einem Journalisten des Wall Street Journals in Pakistan.
Ende Januar 2002 wird der amerikanische Journalist Daniel Pearl in der pakistanischen Stadt Karatschi entführt. Seine schwangere Ehefrau Mariane, ebenfalls Journalistin, befindet sich zu dieser Zeit in der 14-Millionen-Stadt und setzt alle Hebel in Bewegung, um die Täter zu finden und via Fernsehen zu besänftigen. Nach einer Woche der Ungewissheit wird Daniel Pearl ermordet.
Nach „Road to Guantanamo“, seiner filmischen Nacherzählung der Gefangenschaft dreier britischer Staatsbürger pakistanischer Abstammung in Guantanamo, widmet sich Michael Winterbottom einem weiteren tragischen Schicksal aus dem Dunstkreis des 11. September. Diesmal erzählt er die Geschichte eines westlichen Opfers. Und er erzählt sie aus der Perspektiven seiner Angehörigen. Die Form bleibt dabei die gleiche: Gespickt mit Archivmaterial und musikalisch nur akzentuiert unterlegt verfolgt Winterbottom dokumentarisch die Stationen einer zermürbenden Suche. Anders als in „Road to Guantanamo“ besetzt er die Hauptrollen nicht mit Laiendarstellern: Angelina Jolie überrascht facettenreich als Journalistin, die mit journalistischem Gespür die Fährte aufnimmt, ermittelt, hinterfragt und dabei hin und her gerissen ist zwischen Verzweiflung, Hoffnung, Wut und Trotz.
Der Schwerpunkt des Films liegt allerdings auf der Spurensuche. Ohne die erschütternde emotionale Achterbahnfahrt Jolies, ohne die authentische Grundlage und ohne den Vorgänger „Road to Guantanamo“ als perspektivischen Gegenpol wäre die strapaziöse Recherche, die endlose Suche mit all den Hoffnungsschimmern, Fehlalarmen und Sackgassen im schlichten Filmgewand recht unspektakulär. Nüchtern betrachtet inszeniert Winterbottom einen Ermittlungskrimi, einen besseren Tatort – einen Karatschi-Tatort. Was den Film zum Leinwanddrama erhebt, sind seine Brisanz, die aufrechte Haltung seiner Charaktere, die Winterbottom pathosfrei inszeniert, und nicht zuletzt die Botschaft, die Jolie als Mariane Pearl schlussendlich an die Terroristen richtet: „I am not terrorized!“.
(Hartmut Ernst)
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