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Eine neue Chance
USA 2007, Laufzeit: 117 Min., FSK 12
Regie: Susanne Bier
Darsteller: Benicio Del Toro, Halle Berry, David Duchovny, Alexis Llewellyn, John Carroll Lynch

Audrey und Brian führen zusammen mit ihren beiden Kindern ein glückliches Familienleben. Als Brian gewaltsam umkommt, verliert Audrey den Halt. Ausgerechnet Jerry, der ungeliebte Jugendfreund von Brian und zudem Junkie, soll sie auffangen.

Von Dogma nach Hollywood in nur fünf Jahren: Das ist der kurze weite Weg der dänischen Regisseurin Susanne Bier. „Open Hearts“ war ihr erfolgreicher Beitrag zu Lars von Triers Dogma-Projekt. Ebenso wie die viel gefeierten Nachfolger „Brothers – Zwischen Brüdern“ und „Nach der Hochzeit“ war das ein überkonstruiertes Melodram – emotional tief, ästhetisch nach schlichten Dogma-Prinzipien realisiert. Mit ihrem Einzug in die Sphären Hollywoods hat sich das ein wenig geändert – ihre Herkunft ist am Film aber noch deutlich ablesbar.

Schicksalhafte Verwicklungen waren schon immer ihre Sache, und so endet das glückliche Familienleben der Burkes, als Vater Brian Eis für die Kinder holen geht. Auf dem Parkplatz misshandelt ein Choleriker seine Freundin. Brian schreitet ein, am Ende der Auseinandersetzung sind alle Beteiligten tot. Die Kinder warten vergeblich auf ihr Eis. Es ist aber vor allem Brians Frau Audrey, die den Schicksalsschlag nicht verkraftet. In ihrer Verzweiflung nähert sie sich in einer Mischung aus Einsamkeit und Helfersyndrom Jerry, dem ungeliebten, heroinsüchtigen Jugendfreund von Brian. Vielleicht glaubt sie auch, durch die Nähe zu Jerry Brian nah zu sein. Denn die Freundschaft zwischen den beiden war für sie immer ein Rätsel. Der liebenswerte Sunnyboy Brian hat seinen kaputten Junkiefreund nie fallen lassen. Als Audrey Jerry genauer kennen lernt, ist sie erstaunt über seinen guten Charakter. Sie bittet ihn, zu ihr und den Kindern zu ziehen. Jerry kommt dem Wunsch nach anfänglichem Zögern nach und richtet sich in der kurz zuvor ausgebrannten Garage ein. Doch Audrey bleibt labil.

An dramatischen Situationen wird nicht gespart, aber Susanne Bier schwingt glücklicherweise nicht die Pathoskeule, nur weil sie nun in Hollywood produziert. Die dramatischen Verwicklungen siedelt sie in einem gewöhnlichen Mittelstandsszenario an, dessen Ausformulierung dem Realismus verpflichtet ist. Sie inszeniert ihr Drama aus einer genauen Beobachtung der Figuren und ihres Umfeldes heraus. So wird weder die Unglücksszene dramatisch überhöht, noch werden Jerrys Drogenexzesse zu Trip-Klischees. Obwohl auch „Things we lost in the Fire“ an manchen Stellen dick aufträgt, reiht sich das neueste Werk der Dänin in eine aktuelle Tendenz von sehr gelungenen undramatischen Dramen wie Todd Fields „Little Children“, Phil Morrisons “Junebug” oder ganz aktuell “Half Nelson” von Ryan Fleck. Ein solcher Ansatz steht und fällt auch mit den Darstellern. Halle Berry in der Rolle der wechselhaften Audrey, David Duchovny als sonniger Brian und vor allem der großartige Benicio Del Toro als der liebenswerte Jerry mit Abgründen tragen viel zum Gelingen des Films bei.

(Christian Meyer)

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