Es ist die erste reine Filmausstellung, die das Ruhr Museum derzeit im Essener UNESCO-Welterbe Zollverein veranstaltet. Unter dem Titel „Glückauf – Film ab! Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets“ widmet man sich noch bis zum 2. März 2025 der vielfältigen und abwechslungsreichen Filmlandschaft zwischen Duisburg und Dortmund, zwischen Haltern am See und Hagen. Anlass für die große Sonderausstellung ist der 100. Geburtstag des Essener Filmstudios Glückauf, das im März 2024 sein rundes Jubiläum feiern konnte und damit zu den ältesten noch erhaltenen Kinos im Ruhrgebiet und in Nordrhein-Westfalen gehört.
Große Teile der von Magdalena Drexl kuratierten Ausstellung befassen sich mit den legendären Filmtheatern des Ruhrgebiets. Zu denen zählt auch das größte deutsche Kino, die Essener Lichtburg, in der nach wie vor Premieren mit großem Staraufgebot gefeiert werden. Im Ruhr Museum kann man eintauchen in die goldene Ära des Kinos, als internationale Stars wie Gary Cooper, Romy Schneider oder die komplette Crew von „Winnetou II.“ die Zuschauermassen nach Essen strömen ließen. Etliche Fotos zeugen von diesen Großereignissen, Autogramme und Gästebucheinträge runden die Eindrücke stilvoll ab.
Die Ausstellung will von den Besucher:innen selbst entdeckt werden, einen vorgegebenen Rundweg gibt es nicht. Originale Kinoleuchtreklamen überstrahlen die rund 900 Exponate, die neben zahlreichen Postern, Fotos und Filmmemorabilien auch Originalkostüme, Filmprojektoren und Kinositze enthalten, an denen man die Entwicklung vom Holzklappsitz bis zum Komfortsessel der Premiumkinos unserer Zeit anschaulich nachvollziehen kann.
Unter dem Schlagwort „Film und Politik“ wird natürlich auch die Propaganda während des Dritten Reiches nicht ausgeklammert, sie findet sich aber in einem extra abgeschotteten Bereich der Halle. In etlichen Seitenräumen widmet sich die Ausstellung weiteren Spezialthemen wie der Film- und Kinowerbung, Kino- und Filmschaffenden aus dem Ruhrgebiet, der dokumentarischen Filmarbeit, den auch international anerkannten Filmfestivals der Region und der Avantgarde im Film, die mit Helge Schneider, Werner Nekes, Dore O. und Christoph Schlingensief etliche Vertreter:innen mit Wurzeln im Ruhrgebiet aufweisen kann.
Besucher ab 18 Jahren können einige Treppenstufen nach unten gehen, wo sich „Skandale im Lichtspielhaus“ finden. Hier geht es um die Softsexfilmreihe „Lass jucken, Kumpel“, die im Ruhrgebiet angesiedelt war, aber auch um die erfolgreichen Pornoproduktionsfirmen in Essen und den „Geheimnisvollen Filmclub Buio Omega“ in Gelsenkirchen. All dies wird auch immer wieder durch Filmausschnitte illustriert, die über in die Ausstellung integrierte Monitore laufen. An zwei Stellen werden die Filmclips sogar auf eine durchgehbare Leinwand projiziert, die gleichzeitig als Raumtrenner fungiert. Wer das vor Ort Gesehene vertiefen will, dem sei der rund 300 Seiten und mehr als 300 Abbildungen umfassende Ausstellungskatalog ans Herz gelegt, der vor Ort erworben werden kann.
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