James Bond 007 - In tödlicher Mission
Großbritannien 1981, Laufzeit: 127 Min., FSK 12
Regie: John Glen
Darsteller: Roger Moore, Julian Glover, Topol, Carole Bouquet, Lynn-Holly Johnson, Walter Gotell, Lois Maxwell, Desmond LLewelyn
Geerdetes Bond-Abenteuer
Bye, Bye, Blofeld
“James Bond 007 – In tödlicher Mission” von John Glen
Die gute Nachricht: Ernst Stavro Blofeld ist zurück. Die schlechte: Der einstige Superschurke wird im Intro dieses Agentenabenteuers abgehandelt. James Bond lässt seinen Erzfeind in einen Industrieschornstein fallen. Eliminiert in den ersten Filmminuten. Oder auch nicht? Der Mann ist bekanntlich zäh. Heute wissen wir, dass er 2015 in „James Bond 007: Spectre“ wiederkehren wird. Doch 1981 verschwindet Blofeld anhaltend von der Bildfläche, Timothy Dalton und Pierce Brosnan bekommen ihn nie zu sehen. Donald Pleasence hatte den Oberschurken verkörpert, Telly Savalas und zuletzt Charles Gray. Und hier: Nichts als ein Cameo-Auftritt. Ein Gag. Ein trüber Abgang. Plump und würdelos. Der Erzfeind von 007, entsorgt wie eine ungeöffnete Flasche Dom Perignon in den Altglas-Container.
So anfechtbar das alles ist: Die letzten Missionen haben gezeigt, dass es auch ohne Dauergast Blofeld geht. Zum einen verliert die Filmreihe damit eine geschätzte Konstante. Andererseits gestaltet sich der Bösewicht zu einer wertvollen Variable. Bonds Gegner bleiben falsch freundlich, sind eitel und gebildet, stilbewusst und größenwahnsinnig. Beige Anzüge und Perserkatzen dagegen haben ausgedient. Mit Blofeld verabschiedet sich auch ein international agierendes Terrornetzwerk wie SPECTRE. Von einer vergleichbar übermächtigen Bedrohung wird erst wieder Daniel Craig herausgefordert. Die nächsten 25 Jahre aber begnügt sich der Geheimagent bevorzugt mit übergeschnappten autarken Elementen.
Bei dem übergeschnappten Einzelgänger dieser Mission handelt es sich um einen griechischen Reeder (Julian Glover), der den Briten einen Steuercomputer für Atomwaffen klauen und diesen an die Russen verkaufen will. Das Gerät befindet sich an Bord eines gesunkenen britischen Kriegsschiffs im Mittelmeer. Mit einer angriffswilligen Griechin (Carole Bouquet) zur Seite kämpft sich 007 (Roger Moore) abwechslungsreich durch Lug und Trug. Nebenbei erwehrt er sich so verzweifelt wie schlagfertig den Offerten der Eiskunsttänzerin Bibi (Lynn-Holly Johnson, „Geschändet und geliebt“). Ein schwärmerischer Blondschopf, ein unreifes Naivchen, das Mitleid erregen könnte, würde es bloß nicht so nerven. Bibi erliegt bei der ersten Begegnung dem Charme des britischen Gentlemanagenten und trachtet ihn von nun an zu verführen. Vermutlich gar in Hoffnung auf einen Bibibond. Bond schlägt sämtliche ihrer Offerten aus - und das will bei dem Mann was heißen. Was eine nervig aufgesetzt unreife Göre wie diese Bibi in einem 007-Streifen verloren hat, ist nicht nachvollziehbar. Andererseits, als Stichwortgeberin für Moores amüsant diplomatischen Zurückweisungen, hat Bibi durchaus eine Daseinsberechtigung.
Bibi könnte Bonds Tochter, M könnte Bonds Vater sein. So betrachtet ist 007 in diesem Abenteuer vaterlos, da „M heute frei hat“. Bernard Lee, der knapp zwanzig Jahre lang Bonds Vorgesetzten spielte, verstirbt vor Drehbeginn. Die Filmemacher gedenken des Verlusts mit einer Lücke, die man nicht mit einem schnellen Ersatz füllen möchte. Bernard Lee (1908-1981), die Mutter aller Ms, füllte seine Figur patriotisch und britisch, stilvoll und pflichtbewusst, diszipliniert und klug. Würdevoll. M war Bond Schattenbild und Respektsperson.
Dramaturgisch steht dieser Film seinen beiden Vorgängern kaum nach, gibt sich aber bodenständiger. Die Story funktioniert, die Dialoge sind geschliffen, Bond weidet sich in Süffisanz, der Gegner ist gleichauf. Die Actioneinlagen beeindrucken mit einer bewährten Mischung aus Spektakel, Staunen und noch nie da Gewesenem und werden zugleich körperlicher. Spürbar verändert wurde das visuelle Konzept. Gab man sich in den letzten beiden Abenteuern noch saftig elegant, verabschiedet man sich hier vom Edel-Look. Nach seinem Ausflug ins All wird 007 wieder geerdet.
Die musikalische Entsprechung findet sich in dem synthetisch gestalteten Soundtrack von Bill Conti. Begleitet von brav aufgeregten Keyboards, legt sich vor allem in der ersten Hälfte zusätzlich uninspiriertes 80er Jahre-Geplätscher oder seichtes Gitarrengedudel über die Bilder. Immerhin, mit seinem Unterwasser-Thema „Submarine“ unternimmt Conti einen gelungenen Schritt in die richtige Richtung.
Wem das alles noch nicht genug fröstelt: Auch Bond-Girl Melina Havelock (Carole Bouquet) ist unterkühlt gezeichnet, Rache ist ihr vornehmlicher Antrieb. Bond stößt sie trotzdem nicht von der Bettkante.
Der Film fährt mit vier grandiosen Actionsequenzen auf. Unter Wasser, zu Berge, zu Ski. Spektakulär und aufregend. Die finale Erklimmung eines Metéora-Klosters ist schlichtweg atemberaubend.
Dieser Bond ist keines jener Kuschel-Abenteuer, an die man sich gerade gewöhnt hatte. Wesentlich sonniger wird es dafür wieder in Mission Nummer 13, zu der wir zwei bekannte Gesichter zurück begrüßen dürfen: Hofkomponist John Barry und Bond-Dame Maud Adams.
„James Bond will return in ‚Octopussy‘“
(Hartmut Ernst)
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