Julie & Julia
USA 2009, Laufzeit: 123 Min., FSK 0
Regie: Nora Ephron
Darsteller: Meryl Streep, Stanley Tucci, Amy Adams, Chris Messina, Linda Emond, Helen Carey, Mary Lynn Rajskub, Jane Lynch
Nora Ephron („E-Mail für Dich“, Drehbuch zu „Harry & Sally“) erzählt die Geschichte von Julia Child, Amerikas erster Multimedia-Köchin – und von ihrem größten Fan, Julie Powell. Männer gehören hinter den Herd. Zumindest im deutschen Fernsehen. Über den ganzen Tag hinweg wird vornehmlich von den Herren der Schöpfung gerührt, gekocht und gebraten, bis nichts mehr reingeht. Kochen ist in der Glotze eine Männerdomäne. Kochen macht sexy, heißt es. Darauf spekulieren zumindest Lanz und Lafer. Frau hingegen ist schon sexy und köchelt noch immer zuhauf und unbeobachtet daheim. Oder, wie jetzt Meryl Streep und Amy Adams, im Kino. Wobei Meryl Streep alles andere als sexy spielt, denn sie verkörpert die eher rüpelig anmutende Amerikanerin Julia Child, die in den 60ern jahrelang erfolgreich eine Kochsendung im US-Fernsehen moderierte. „The French Chef“, hieß das kulinarische Sendeformat, das auf Childs Bestseller „Mastering the art of French Cooking“ von 1961 aufbaute. Child brachte den Amerikanern kochen und essen bei. Und fand in Julie Powell (Adams) eine ihrer größten Anhängerinnen: Die junge Callcenter-Beschäftigte kochte 2002 innerhalb eines Jahres sämtliche Rezepte des 700-Seiten-Wälzers. Aus ihren Erfahrungen erstellte sie einen Blog, aus dem Blog wurde ein Buch. Und aus diesem Buch und den Memoiren Childs strickte Nora Ephrons ihre kulinarische Komödie. Abwechselnd folgt sie den Schicksalen zweier Frauen, die über 40 Jahre auseinander liegen: Meryl Streep als Gattin des amerikanischen Diplomaten Paul (Stanley Tucci), die Ende der 50er Jahre in Paris aus Langeweile zum Kochen findet. Temperamentvoll ist sie, unbedarft überambitioniert. „Sie haben kein Talent zu kochen. Aber das werden die Amerikaner nicht merken“, prognostiziert eine französische Chef-Köchin. Child nimmts gelassen, macht weiter, und es macht Spaß, Meryl Streep dabei zuzuschauen. Tiefe verleiht sie ihrer Figur dabei nicht – Konflikte prallen an der übergroßen Texanerin kategorisch ab. Eine amüsante Witzfigur. Aber eine Witzfigur, die ihre Sache durchzieht. Und nicht zuletzt das ist es, was sie später zum Vorbild von Julie werden lässt, die ganz anders ist als ihr Idol. Ephron begleitet Julie tragikomisch durch ihr Kochlehrjahr, das sie in ihrer viel zu kleinen Küche abreißt. Dabei findet Ephron viele Parallelen im Leben der zwei Frauen. Eine davon sind die Ehemänner der kochbegeisterten Frauen, die deren Vorhaben und Begeisterung nicht nur (nutznießend) mitmachen, sondern sie dafür lieben. Es ist auch ein Film darüber, eine Sache durchzuziehen und zu Ende zu bringen, ohne dass man dabei vergisst, wer einem wichtig ist. Und nicht zuletzt wird auf der Leinwand allerlei Appetitliches serviert. Und damit sollte der Film dem Zuschauer allemal schmecken – das Auge isst ja bekanntlich mit.
(Hartmut Ernst)
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