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Killing Them Softly

Killing Them Softly
USA 2012, Laufzeit: 104 Min., FSK 16
Regie: Andrew Dominik
Darsteller: Brad Pitt, Scoot McNairy, Ben Mendelsohn, James Gandolfini, Vincent Curatola, Richard Jenkins, Ray Liotta, Trevor Long, Max Casella, Sam Shepard
>> www.killing-them-softly.de

Verschrobener Pulp-Krimi

Scheiß Welt
„Killing them softly“
von Andrew Dominik

New Orleans, 2008: Hurrikan Katrina hat gewütet, die Wirtschaftskrise ist im vollen Gang und die Nation geht wirtschaftlich den Bach herunter. In den Medien hauen sich derweil Barack Obama und John McCain schöngefärbte Wahlkampfphrasen um die Ohren, aus dem Radio erklingt nostalgische Gute-Welt-Musik. Dass die Realität anders aussieht, davon können Frankie (Scoot McNairy) und Russell (Ben Mendelsohn), zwei gestrandete Ex-Knackis und Pleitegeier, ein Lied singen. Und da sie es nicht heraus schaffen aus dem Sumpf, beschließen sie, einen Haufen Männer beim illegalen Kartenspiel zu überfallen. Der Coup gelingt. Allerdings hetzen die Geschädigten den Räubern hochkarätige Auftragskiller auf den Hals: Mickey (James Gandolfini) und Cogan (Brad Pitt) heften sich an ihre Fersen. Doch auch die sind irgendwie kaputt. Und zu allem Überfluss gerät noch Spielleiter Markie Trattman (Ray Liotta) fälschlich unter Verdacht.

Nach seinem rohschnittigen Debüt, dem Serienkillerdrama „Chopper“, machte der australische Regisseur Andrew Dominik zuletzt mit „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ auf sich aufmerksam. Eine Westernballade über falsche Helden und Verlierer, in anmutigem Tempo und mit elegischer, poetischer Kraft inszeniert. Das entspannte Tempo hat Dominik bei „Killing them softly“ beibehalten. Als poetisch kann indes nur noch die Ästhetisierung der Gewalt bezeichnet werden: Das Blut fließt hier cool stilisiert in Superzeitlupe. Der Rest entspricht dem, was Dominik zeigen will: Eine „Scheiß Welt“ in einem bankrotten Land, kaputte Figuren am Abgrund einer verlorenen Supermacht. Die Leinwand ist dreckig und wird dominiert von matten Brauntönen. Genüsslich streift der Film durchs grobschlächtige Milieu, das kompromisslosen Mechanismen unterworfen ist. Dass Dominik seinen Abgründen aus Blut, Schweiß, Flüchen und Narben die falsche Hochglanzwelt in den Medien und der Politik gegenüberstellt, soll vermutlich als gesellschaftskritischer Unterbau verstanden werden. Doch die Parabel funktioniert nicht wirklich, denn dass die Welt der Gangster und Kleinkriminellen eine Scheiß Welt ist und darin letztlich jeder auf sich allein gestellt ist, das war auch schon vor der großen Krise so. So hätte man die Story prinzipiell in einem beliebigen Jahrzehnt der letzten 50 Jahre ansiedeln können. Und die Romanvorlage von George V. Higgins stammt tatsächlich auch aus den 70er Jahren.

Abgesehen davon aber bietet der Film amüsante cineastische Pulp Fiction, die sich vor allem aus Dialogwitz und der Performance der Darsteller nährt. An den Zwiegesprächen zwischen Scoot McNairy und Ben Mendelsohn hätte Quentin Tarantino seine Freude, beide spielen sich als Loser gegenseitig an die Wand. Brad Pitt gefällt als smart bekloppter Auftragsmörder, Ray Liotta gibt einen entrückt passiven Sündenbock. Und all das verpackt Andrew Dominik trocken, roh, rau und zynisch. Nein, dieser Film braucht keine Botschaft.

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