Kirschblüten – Hanami
Deutschland 2007, Laufzeit: 121 Min., FSK 12
Regie: Doris Dörrie
Darsteller: Elmar Wepper, Hannelore Elsner, Nadja Uhl, Maximilian Brückner, Aya Irizuki, Felix Eitner, Birgit Minichmayr, Floriane Daniel
>> www.kirschblueten-film.de/
Rudi hat Krebs im Endstadium. Seine Frau Trudi möchte ihm noch eine schöne Zeit machen, besucht mit ihm Kinder und Enkel, stirbt dann aber plötzlich selbst. Der völlig aus der Bahn geworfene Rudi reist daraufhin nach Japan, dessen Kultur Trudi fasziniert hatte und wo sein jüngster Sohn lebt.
Mit „Kirschblüten – Hanami“ versucht Doris Dörrie, uns ihre in den letzten Jahren und Filmen entdeckte Liebe zur japanischen Kultur nahe zu bringen. „An apple a day keeps the doctor away“ ist der Leitspruch des kurz vor der Pensionierung stehenden Rudi (Elmar Wepper), der in einem kleinen bayerischen Dorf ein streng geregeltes und beschauliches Leben führt. Seine Frau Trudi (Hannelore Elsner), deren heimliche Liebe dem japanischen Butho-Tanz gilt, möchte lieber mal in die große, weite Welt hinaus, den in Tokio lebenden Sohn Karl (Maximilian Brückner) besuchen. „Der Fuji ist letzten Endes auch nur ein Berg“, ist Rudis ablehnende Antwort, der sich nur widerwillig zu einem (vermutlich letzten) Besuch bei den beiden anderen Kindern und Enkeln in Berlin überreden lässt.
Während Dörrie den Land-Alltag des „eingefahrenen“ Paares mit genauen, liebevollen Beobachtungen einfängt, setzt sie bei der Familienzusammenführung auf Turbulenz: Tochter Karolin ist lesbisch, Sohn Klaus und Schwiegertochter Emma sind erziehungsunfähig – und alle benehmen sich so, als würden ihnen die Eltern jedes Wochenende auf die Nerven gehen. Zudem sind die Charaktere, bis auf Karolins Lebensgefährtin Franzi, der Nadja Uhl ein äußerst scharfes Profil verleiht, bewusst überzeichnet, inklusive der Kinder-Darsteller. So liegt die ganze Last, die Geschichte voranzutreiben, auf der wie immer charismatischen Hannelore Elsner und dem mit einer wunderbar in sich ruhenden Schauspielkunst aufwartenden Elmar Wepper. Unwillkürlich fragt man sich, warum das deutsche Kino diesen großartigen Schauspieler so lange hat links liegen lassen. Als er die Reise nach Tokio antritt, erweitert er seine Figur um eine poetische und skurrile Variante, wenn er sich mit der jungen Butho-Tänzerin Yu und in den Kleidern seiner Frau auf die Suche nach dem Inneren des Seins macht. Hier entwickelt der Film inszenatorisch seine stärksten und schauspielerisch dichtesten Momente, lässt die auch bildgestalterisch eher an TV-Movies erinnernde Exposition vollständig vergessen. Nicht zuletzt, weil die Kirschblüten so vielsagend leuchten.
(Rolf-Ruediger Hamacher)
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