Kon-Tiki
Norwegen 2012, Laufzeit: 118 Min., FSK 12
Regie: Joachim Roenning, Espen Sandberg
Darsteller: Pål Sverre Valheim Hagen, Anders Baasmo Christiansen, Gustaf Skarsgard, Odd Magnus Williamson, Tobias Santelmann, Agnes Kittelsen
>> www.kontiki-derfilm.de
Forscher-Abenteuer
Norwegian Hollywood
„Kon-Tiki“ von Joachim Rønning und Espen Sandberg
„Habt Vertrauen!“ Diese Worte muss Thor Heyerdahl seiner Crew des Öfteren zurufen, denn das, was er sich da ausgedacht hat und gerade in die Tat umsetzt, ist ein mehr als wagemutiges Unterfangen: Der junge norwegische Forscher und Nichtschwimmer will mit einem einfachen Holzfloß die 8000 Kilometer von Peru nach Polynesien übersetzen. Warum? Weil Thor glaubt, dass ebendies vor 1500 Jahren schon einmal gelungen ist: Seiner Meinung nach wurde Polynesien dereinst von Südamerika aus besiedelt. Nachdem die Kollegen aus der Wissenschaft bloß ungläubig den Kopf schütteln und Beweise für die spinnerte Idee fordern, tritt Thor just selbst zum Beweis an. Er engagiert einen Ingenieur, zwei Funker und einen Dokumentarfilmer, baut ein primitives Floß und sticht am 18. April 1947 in See. Daheim in Lillehammer harrt derweil Thors Gattin mit zwei Kindern, begleitet von Stolz auf den Wagemut – und von Angst um das Leben ihres Mannes.
Das auf Tatsachen beruhende Forscherabenteuer ist wie für Hollywood gemacht, und dieser norwegischen Produktion gelingt es leichthändig, es wie in Hollywood zu machen: In sattem Hochglanz folgt dieses Drama Thor Heyerdahl (Valheim Hagen), der – getrieben von kindlicher Neugier, Forscherdrang und Herzblut – seine waghalsige Beweisführung durchzieht. Die Joachim Rønning und Espen Sandberg spinnen ihr Werk episch, setzen bei prägenden Kindheitserfahrungen des kleinen Thors an, folgen ihm mit seiner Frau hinaus in die Welt, die sie archaisch zu ergründen suchen, bis hin nach New York, wo die Idee zur Überfahrt Form annimmt und die Mannschaft akquiriert wird. Dies alles wird schwungvoll und kurzweilig erzählt, vermittelt aber zugleich auch das Herz und die Seele dieses unermüdlichen Forschers und Abenteurers. Was folgt, ist ein großes Hochseeabenteuer, in dem fünf Männer über hundert Tage auf engem Raum den Pazifik überqueren, begleitet von Spannungen und Ängsten, von Hoffnung, Spaß und Haien. Die Kamera liefert Größe in allen Belangen. Sie folgt dem Geschehen atemberaubend verspielt, bebildert Naturschauspiele unter der Wasseroberfläche, taucht aus den Tiefen des Meeres bis hinauf in die Sterne und wieder zurück. „Kon-Tiki“ ist im besten Sinne amerikanisches Hollywood-Kino. Die wahre Geschichte wird schnittig adaptiert, ein wenig mit Pathos versehen, dabei dramaturgisch zugespitzt, romantisiert und trivialisiert. Steven Spielberg hätte es nicht besser machen können. Und damit das Ganze nicht zu verklärt ausfällt, schieben die wahren Ereignisse einem allzu romantischen Ende zum Glück noch den Riegel vor. „Kon-Tiki“ ist 2013 bei den Oscars für den besten fremdsprachigen Film nominiert, und die Chancen stehen gut – auch wenn wir traurig wären, wenn er Michael Hanekes in weiter Hollywood-Ferne inszeniertes Arthousedrama „Liebe“ ausstechen sollte, das in dieser Kategorie konkurriert. So unterschiedlich sie sein mögen, sind doch beide Filme empfehlenswert.
Internationales Film Festival Norwegen 2012, Publikumspreis
(Hartmut Ernst)
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24