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Kroko
Deutschland 2003, Laufzeit: 92 Min.
Regie: Sylke Enders
Darsteller: Franziska Jünger, Alexander Lange, Hinnerk Schönemann, Danilo Bauer, Harald Schrott, Anja Beatrice Kaul, Kimberley Krump, Sabrina Braemer, Heidi Bruck, Jonny Chambilla, Inga Dietrich, Marlene Warnstedt, Doro Kaminski

Ein junges Mädchen und ihr Leben im Berliner Arbeiterviertel Wedding zwischen Coolness und menschlichen Bedürfnissen. Die Sozialstunden in einer Behinderten-WG, zu der sie verdonnert wird, brechen ihre Härte ein wenig auf. Julia, genannt "Kroko", ist jung, sexy und asozial. Wenn Krokos Mutter sagt: "Sieh mir in die Augen, wenn ich mit dir rede!", antwortet sie: "Und? Wat seh ick da?" Die 17Jährige führt eine Bande Halbstarker an. Zwar ist ihr Freund auch so eine "coole Sau", aber so richtig klappt die Beziehung nicht. Will er mit ihr schlafen, sagt sie: "Ej, wat isn mit dir? Hitzestau?" und nach dem Sex: "Hasse jetzt Bäuerchen gemacht und biss feddich? Lass dir mal was einfallen, damit auch icke Spaß hab." Kroko pflegt ihr langes blondes Haar und ihren sonnengebräunten Körper. Sie trägt gern weiß: ob Pseudopelz oder Trainingsanzug. Ihre Augen gucken gnadenlos desinteressiert, wann immer sie auf 'Minderwertiges' trifft. Die Lider auf Halbmast verkünden Hochmut und Werteverfall im Endzustand. Und sie hat Ärger mit dem Gesetz: Eine Richterin verknackt sie zu Sozialstunden. Kroko landet in einer Behinderten-WG, bei den "Behindis", den "Spastis" und ihrem Betreuer, dem "Birkenstockkiffer". Absurd geht es dort zu und so gar nicht nach Krokos Geschmack. Es wird gebrüllt, gebettnässt und gesabbert. Kroko verweigert sich zuerst und findet schließlich etwas, das sie noch nicht kannte: die Sorge für den anderen. Selbstverständlich gerät sie so in Konflikt mit ihrer coolen Clique. Auch wenn das Klischee vom friedlichen Geschlecht schon lange überführt ist, zeigt uns Sylke Enders mit "Kroko" noch einmal deutlich, dass prügelnde Mädchen keine Seltenheit sind. Regisseurin und Autorin Enders erzeugt mit ihren Laiendarstellern stimmige Situationen. Dabei erfreut besonders die schonungslose Darstellung der Kroko von Franziska Jünger. Dass sie im wirklichen Leben nicht Schauspielerin, sondern Arzthelferin ist, mag man kaum glauben. Die Darsteller der Behinderten hingegen sind nicht wirklich Laien, spielen alle auch in der Behinderten-Theatergruppe Thikwa. Enders kann sich auf ihre Darstellerriege voll verlassen: Sie muss nur noch genau hinsehen und zuhören, um die richtigen Momente herauszugreifen, das reicht fast schon. Dabei macht sie nicht den geringsten Fehler und stellt auch keine moralinsaure Bekehrung zum Guten an den Schluss: Kroko bleibt letzten Endes dieselbe, nur reicher in ihren Möglichkeiten.

(Götz Leineweber)

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