Lucia und der Sex
Spanien 2001, Laufzeit: 128 Min., FSK 16
Regie: Julio Médem
Darsteller: Paz Vega, Tristán Ulloa, Najwa Nimri, Daniel Freire, Elena Anaya, Javier Cámara, Silvia Llanos, Julio Medem
Das spanische Kino überrascht immer wieder mit einem ganz eigenen Stil und frappierenden inhaltlichen und formalen Momenten. Da sind die hinreißenden Geschichten und Bildkompositionen eines Pedro Almódovar, da sind die Werke von Alejandro Amenabar ("Open Your Eyes") und Julio Medem, der jetzt mit "Lucía und der Sex" ein lichtdurchflutetes, sinnliches und sinnenfrohes Gegenstück zu seinem düsteren letzten Film "Die Liebenden des Polarkreises" geschaffen hat. Dessen "Flugrichtung" von Leben zum Tod wollte der Regisseur diesmal umkehren. "Lucía sollte ein helles Ende haben, eines voller Leben und Vitalität." Doch auch in seinem jüngsten Werk treibt die Hauptfigur der Verlust der geliebten Person, die scheinbar unerfüllbare Liebe. Es dominieren also eigentlich Unglück und tragische, schwer lastende Lebensereignisse. Lucía, gespielt von der schönen Paz Vega, beklagt das Ende ihrer Beziehung zu dem Schriftsteller Lorenzo (Tristán Ulloa), der euphorisch und melancholisch über die Zuneigung einer solchen Frau zugleich, in einen Teufelskreis der Gefühle hineingerät, die ihn in tiefe Depression fallen lassen. Nach einer Zeit großer Leidenschaft - die sich Julio Medem nicht scheut, so wild und direkt ins Bild zu bringen, wie sie sich zwischen den sexbesessenen Liebenden abspielt - ist Lorenzo plötzlich verschwunden. Lucía glaubt, er sei tot, verlässt Madrid und geht auf eine Insel, auf der sich in der Vergangenheit des Geliebten Wichtiges ereignet hat und wo sich das Geheimnis um Lorenzo vielleicht entschlüsseln lässt.Hier erfährt sie selbst so etwas wie eine Initiation. Die Insel selbst, die Landschaft, die Menschen, denen sie dort begegnet: dies alles setzt einen Selbstfindungsprozess in Gang, an dessen Ende sich Trauer und Todessehnsucht vielleicht für immer verflüchtigen. Eine pralle, farbintensive, ja geradezu vor Hitze und Gefühlsüberschwang flimmernde Bildsprache zieht den Zuschauer in ihren Bann. Das erstmals in einem spanische Film verwendete (und weltweit erst wenige Male benutzte), leicht handhabbare HDTV-Equipment hat eine ganz eigene Ästhetik voller Spontaneität und emotionaler Direktheit ermöglicht. Die Lichtwirkungen sind hinreißend, eine erstaunliche Balance von Inhalt und Form verleihen Medems "Idee von Leichtigkeit", die ihn bei der Arbeit an diesem Film leitete, eine unglaubliche Leinwandwirkung.
(Heinz Holzapfel)
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