Philomena
Großbritannien 2013, Laufzeit: 94 Min., FSK 6
Regie: Stephen Frears
Darsteller: Judi Dench, Steve Coogan, Sophie Kennedy Clark
>> www.philomena-film.de
Drama trifft Komödie trifft Road Movie
Der verlorene Sohn
„Philomena“ von Stephen Frears
Philomena Lee wächst in einem Kloster im streng katholischen Irland auf. Als sie ungewollt schwanger wird, zwingen die Nonnen sie ihren Sohn zur Adoption frei zu geben. Erst 50 Jahre später spricht sie über ihr Geheimnis und macht sich mit Hilfe eines Journalisten auf die Suche nach ihrem Sohn. Ihre Reise in die Vergangenheit befördert eine unglaubliche Wahrheit ans Licht.
Die unglaubliche Geschichte dieses Films basiert auf einer wahren Begebenheit. Der Journalist Martin Sixsmith begleitete die echte Philomena und machte daraus das Buch „The Lost Child Of Philomena Lee“. Steve Coogan war von dieser Geschichte so angetan, dass er zusammen mit Jeff Pope daraus ein Drehbuch verfasste, Stephen Frears („Die Queen“, „High Fidelity“) als Regisseur verpflichtete und selbst die Hauptrolle übernahm. Entstanden ist ein Film, der komplexe Fragen stellt. Es geht um Schuld und Vergebung, um Verständnis und Toleranz und um zwei Menschen, die die Welt mit unterschiedlichen Augen sehen. Die herzliche, etwas naive Dame Philomena (Judi Dench) trifft auf den zynischen, intellektuellen Journalisten Martin (Steve Coogan), der sich eigentlich nicht für „Human Interest Storys“ interessiert.
Kritisiert wird hier nicht nur der Katholizismus und das Verhalten der Kirche, sondern auch der Zynismus unserer Zeit. Während man sich als moderner Mensch eher auf der Seite von Martin wähnt, der den Nonnen von Anfang an skeptisch gegenüber steht und ihnen durchaus gerne an die Gurgel gehen würde, erscheint einem Philomena als Besonnenheit in Person – sie richtet nicht moralisch über die Nonnen. Diese Position macht sie beinahe zu einer Heiligen, ergibt aber einen spannenden Kontrast zwischen dem ungleichen Paar Martin und Philomena.
Die beiden Hauptdarsteller sind Herz und Seele des Films, sie sorgen dafür, dass man von der ersten Sekunde an gefesselt ist. Obwohl Steve Coogan hier in einer ernsten Rolle zu sehen ist, ist er auf wundervolle Weise komisch. Richtig weh tut es, wenn der jungen Philomena (Sophie Kennedy Clark, „Dark Shadows“) das Kind entrissen wird, dann möchte man am liebsten in den Kinosessel beißen. Es ist die Mischung aus Tragik und Komik, die dem Film die Würze gibt.
Unangefochtener Star des Films ist Judi Dench. Durch ihr feines, nuancenreiches Spiel schafft sie es, Philomena eine Aura zu verleihen, die tief berührt. Die Rolle könnte ihr (nach ihrer Darstellung der Königin Elizabeth in „Shakespeare in Love“) den zweiten Oscar bescheren. Oscar hin oder her – „Philomena“ ist ein emotionaler Film, der dank britischem Humor nicht ins Kitschige abdriftet und sowohl zum Lachen als auch zum Weinen einlädt.
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund